Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Juni und Juli 2019
Während Deutschland bei den beiden Temperaturwellen vielerorts unter extremer Hitze mit Temperaturen von mehr als 40° C litt, konnte man im Preßnitztal immer noch die „Sommerfrische“ genießen. Vielleicht wird dieses Schlagwort der frühen Tourismusindustrie aus dem 19. und zeitigen 20. Jahrhundert bald wieder zum Aushängeschild der Region.
Aufgrund der umfangreichen Berichterstattung zu den Projekten und Veranstaltungen sind manche kleine, aber ebenfalls wichtige Details in den vorangegangenen beiden Ausgaben des PK etwas kurz gekommen. Damit diese Informationen aber nicht verloren gehen, konzentriert sich diese Ausgabe etwas mehr auf diese Themen bei der Preßnitztalbahn.
Seit Anfang Juli ist die „Montane Kulturlandschaft Erzgebirge/Krušnohři“ als Weltkulturerbe anerkannt. Auch wenn die Preßnitztalbahn da mittendrin liegt und damit nun auch die Werbetrommel gerührt werden kann, wird es doch zunehmend immer wichtiger, sich für den Erhalt der vorhandenen Tourismus-Infrastruktur zu engagieren. Viele ortsansässige Vereine haben einen sehr hohen Altersdurchschnitt erreicht und können somit nur noch in geringem Maße oder gar nicht mehr aktiv wirksam werden. Bei den Pension- und Gaststättenbetreibern ist es ähnlich. Momentan harmoniert es im Preßnitz- und Schwarzwassertal sehr gut miteinander. Die Gaststätten freuen sich über die Fahrgäste und die Museumsbahn benötigte diese Einrichtungen, damit ein Ausflug in das Preßnitz- und Schwarzwassertal für die Touristen zu einem abgerundeten Erlebnis wird.
Die Raststätte „Am Wildbach“ in Steinbach wird zum 1. Januar 2020 von einem neuen Betreiber übernommen, dem ebenso viel Durchhaltevermögen wie dem bisherigen Betreiber Mario Eberlein zu wünschen ist. Dort, wie auch im „Forellenhof“ in Schmalzgrube, werden dringend Fachkräfte gesucht. Die Familie Dietel sucht ebenfalls nach einem Pächter für die Gaststätte.
Das Besucherbergwerk „Andreas-Gegentrum-Stolln“ bleibt vorerst aus technischen Gründen geschlossen. Da die Anzahl der noch aktiven Vereinsmitglieder recht klein ist, wird das Schaffen der Voraussetzungen für eine dauerhafte Wiedereröffnung einige Zeit in Anspruch nehmen.
Nichtsdestotrotz heißt es im Sinne der vielen Besucher der Museumsbahn: „Den Kopf nicht in den Sand stecken, weitermachen und die Bahn langfristig erhalten!“
Infrastruktur
Die umfangreichen Arbeiten an der Infrastruktur der Museumsbahn zwischen Schmalzgrube und Jöhstadt schloss die Gleisbau Bautzen GmbH im Juni weitgehend ab. Aktuell muss noch in Schlössel die Pflasterung der Ladestraße wiederhergestellt werden.
Ergänzend erledigten Vereinsmitglieder und -freunde bei mehreren Wochenendarbeitseinsätzen weitere Aufgaben. So reinigten sie u. a. die Signaltafeln, den Bahngraben und die Weichenfächer entlang der Strecke. Den Anfang des Jahres wieder in Schlössel neben dem Bahnsteig als Lager aufgestellten Kasten des gedeckten Güterwagens 97-15-10 füllten sie mit Weichenteilen und Gleisbaumaterial.
Außerdem wurden entlang der Museumsbahnstrecke das Gleis im Fahrzeugumgrenzungsprofil sowie die Fernmeldeleitung von Gras, hereinwachsenden Büschen und Ästen unentwegt freigehalten.
Die Dachfensterrahmen am Empfangsgebäude in Jöhstadt erhielten eine farbliche Aufarbeitung. Am Gleis 4 des Bahnhofes Schlössel entstand als Begrenzung zum vorbeiführenden Fußweg und der Staatsstraße S 265 ein gemauerter Gleisendabschluss.
Fahrprogramm von Mai bis Juli
Am Abend des 30. April startete ein Sonderzug mit feierlustigen Personen nach Steinbach. Dort wurde am Hexenfeuer an der Raststätte „Am Wildbach“ üppig geschmaust und kulturellen Beiträgen gelauscht. Nachdem es trotz des großen Feuers den Teilnehmern kühl wurde, fuhr der am Haltepunkt Wildbach wartende Zug die Reisegesellschaft an den Ausgangspunkt Jöhstadt zurück.
Am folgenden Feiertag, dem 1. Mai, bespannte 99 4511-4 die aller zwei Stunden verkehrenden Dampfzüge. Am 4. und 5. Mai war die dreiachsige Lok vorerst letztmalig im Einsatz, denn unmittelbar danach lief die Einsatzfrist ab. Etwa 500 Personen nutzten die Chance, im Jahr 2019 nochmals mit der 99 4511-4 durch das Preßnitztal zu reisen. Der Fahrplan wies einen Stundentakt zwischen 10 und 17 Uhr ab Jöhstadt aus. Unterstützung für den zweiten Zugumlauf kam von der IV K 99 1590-1.
Am 11. Mai 2019 fuhren zum Thementag „Dampflokqualm und Pulverdampf“ (siehe PK 168) neben den Zügen mit der I K Nr. 54 auch die planmäßigen Reisezüge, bespannt waren diese mit einer IV K. An den beiden folgenden Wochenenden führte die Lok 99 1542-2 die Museumsbahnzüge. Innerhalb der genannten Tage konnten mehr als 1100 Fahrgäste befördert werden.
Vom 30. Mai bis zum 2. Juni fand in Steinbach das Dorf- und Vereinsfest statt. Auf den ersten dieser Tage fiel zudem der kirchliche Feiertag „Christi Himmelfahrt“. Dadurch kamen besonders viele Touristen und Herrentagsausflügler ins Schwarzwasser- und Preßnitztal. Mehr als 1700 Fahrgäste saßen in den Zügen. An den vier Tagen verkehrte erstmals in diesem Jahr ein historischer Bus zwischen den Bahnhöfen Wolkenstein und Steinbach. Etwa 100 Fahrgäste nutzten dieses Angebot für die An- und Abreise.
Da der 1. Juni 2019 auf einen Sonnabend fiel, plante der Verein den „Kindertag bei der Preßnitztalbahn“ für den Montag, den 3. Juni, ein. Angesprochen waren Kindergärten, Vorschulen und Schulhorte. Das Sonderangebot mit Bahnfahrt, Kultur sowie Spiel und Spaß nutzten aber lediglich 60 Kinder, damit zeigte sich der Verein nicht zufrieden.
Zum Pfingstfest gab es ein Highlight, welches bis zur letzten Minute keiner für möglich gehalten hatte: Die IV K 99 1594-3 kehrte nach 42 Jahren und einer „Europareise“ am Freitag, dem 7. Juni 2019, nach Jöhstadt heim.
Somit standen insgesamt sechs Lokomotiven, davon vier der Gattung IV K, für einen Einsatz an den Pfingstfeiertagen bereit: die I K Nr. 54, 99 1542-2, 99 1568-7, 99 1590-1, 99 1594-3 und 99 1715-4. Nach ein paar Einstellarbeiten war 99 1594-3 sogar im Zugbetrieb zu beobachten.
Der zweite Star des Festes war die I K Nr. 54, die nach absolvierter Hauptuntersuchung nun erstmals wieder für die Öffentlichkeit vor dem aus zweiachsigen Wagen bestehenden I K-Zug im Einsatz stand. Das Pfingstfahrtenprogramm war sehr umfangreich, fuhren doch die Züge von 10 bis 18 Uhr von beiden Endpunkten im 45-Minuten-Takt ab. Danach wurde das Fahrplanangebot gestreckt, so dass ab 21 Uhr nur noch eine Zuggarnitur bis 0.40 Uhr des Folgetages unterwegs war.
Auf der Ausflugslinie Preßnitztal (Wolkenstein – Steinbach) bestanden stündlich Abfahrten an den Endpunkten. Dazu waren zwei Oldtimerbusse notwendig. Aufgrund einer Straßensperrung zwischen Niederschmiedeberg und Mittelschmiedeberg mussten diese über Mildenau verkehren. Um zum Deutschen Mühlentag, dem Pfingstmontag, auch die Neubert-Mühle an das Fest anzubinden, verkehrte hier ein Robur-LO vom Verein „Freunde des Nahverkehrs Zwickau e. V.“ stündlich vom Bahnhof Steinbach.
Auf den Bahnhöfen Steinbach und Jöhstadt sowie am Haltepunkt Ausstellungs- und Fahrzeughalle präsentierten sich Händler und Eisenbahnvereine, während Partner der IG Preßnitztalbahn e. V. die Essens- und Getränkeversorgung absicherten.
In der Ausstellungs- und Fahrzeughalle fand wieder eine Modellbahnausstellung statt. Die Modellbahnfirma Märklin aus Göppingen präsentierte ihre neuesten LGB-Modelle, darunter Nachbildungen der Dampflok 99 1594-3 und des Aussichtswagens 970-465 der IG Preßnitztalbahn e. V. Von einem neben der Ausstellungs- und Fahrzeughalle eingerichteten Fotostandpunkt konnte diese Modelle vor den vorbeifahrenden Originalen fotografiert werden. Die Besucher- und Fahrgastzahlen waren vergleichbar mit den Vorjahren.
Es folgten drei Wochenenden im Juni mit insgesamt mehr als 1200 Fahrgästen. Die Züge führte dabei jeweils eine Lok der sächsischen Gattung IV K.
Der 3. Juli, ein Mittwoch, stand ganz im Zeichen der Senioren. Das Programm begann mit einer Eisenbahnfahrt und endete bei Kaffee, Kuchen sowie Kultur in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle in Schlössel. Mehr als 230 rüstige Rentner nahmen daran teil.
Die Inbetriebnahme der I K Nr. 54 jährte sich in diesem Sommer zum zehnten Mal. Aus diesem Grund hatte die Stiftung Sächsischer Schmalspurbahnen als Eigentümer der Maschine zusammen mit der IG Preßnitztalbahn e. V. am Wochenende 6./7. Juli zu „10 Jahre I K Nr. 54“ eingeladen. Etwa 800 Gäste ließen sich das nicht entgehen und besuchten die Preßnitztalbahn.
An den nachfolgenden drei Juli-Wochenenden stand jeweils die IV K 99 1594-3 vor den Zügen im Einsatz. Während des üblicherweise etwas nachfrageschwächeren Beginnes der Urlaubssaison zählte die Preßnitztalbahn überraschenderweise rund 1250 Fahrgäste, welche die Sommerfrische genossen.
Bei Charterfahrten an acht weiteren Tagen fuhren etwa 300 Personen mit den Zügen der Museumsbahn.
Fahrzeuge
Neben den Arbeiten an der Infrastruktur und den Vor- und Nachbereitungen der einzelnen Veranstaltungen darf die Pflege und Reparatur der Fahrzeuge nicht vernachlässigt werden. Da mehrere Loks und Wagen oftmals zum Pfingstfest erstmals im neuen Jahr wieder zum Einsatz kommen, stehen meist im Mai umfangreiche Arbeiten an diesen Fahrzeugen an. Dabei wurden in diesem Jahr die Kessel der Lokomotiven 99 1542-2, 99 1590-1 und 99 4511-4 gründlich ausgewaschen.
An der Diesellok 199 009-2 vom Typ V10C schreitet die Hauptuntersuchung mit Großteilerneuerung voran. Der Rahmen, die Aufbauten und Radsätze haben neue Farbe erhalten. Weitere Einzelkomponenten liegen einbaufertig bereit.
An den Wagen des I K-Zuges waren im Mai Fristarbeiten an den Bremsanlagen auszuführen. Nachdem beim vierachsigen Drehschemelwagen 97-25-36 (Gattungszeichen HH) die Handbremse unbrauchbar geworden war, musste diese instandgesetzt werden.
Der in den vergangenen Monaten von der Tischlerei Hübner in Zwönitz erneuerte Kasten des vierachsigen Traglastenwagens 970-495 traf am 28. Juni per Tieflader in Jöhstadt ein. Dort wurde er anschließend auf den in der Bergstadt aufgearbeiteten Rahmen gesetzt. Inzwischen sind die Drehgestelle des KB4tr soweit komplettiert, dass sie demnächst unter den Wagen gefahren werden können.
Am vierachsigen Gepäckwagen 974-378 der Einheitsbauweise befindet sich die Haupt- untersuchung in vollem Gang. Dazu haben die Mitarbeiter der Werkstatt die Außenbeblechung demontiert und zum Lackieren versendet. An der hölzernen Innenverkleidung sowie im Dachbereich nahmen sie Ausbesserungen vor. Die Drehgestelle sind derzeit demontiert. Ziel ist es, den Wagen im Herbst wieder in Betrieb zu nehmen.
Marketing
Das Marketing für die Museumsbahn und den Verein sowie dessen Partner wird durch ein festes Team Ehrenamtlicher getragen, die sich regelmäßig treffen, gemeinsam Projekte planen, Werbeblätter verteilen sowie Messe- und Informationsstände absichern. Diese Kollegen haben sich in den vergangenen Wochen regelmäßig zusammengesetzt, um die Planungen für das Jahr 2020 zu Papier zu bringen. Aktuell ist der Jahresflyer für das Folgejahr in Arbeit, denn spätestens Anfang September sollen davon die ersten Exemplare verteilt werden.
Eine Woche nach dem Pfingstfest steht mittlerweile traditionell das große Bahnhofsfest in Putbus bei der Rügenschen Bäderbahn an. Dazu ist auch die Museumsbahn aus dem Erzgebirge regulär mit einem umfangreichen Informationsstand vor Ort. Viele Urlauber oder auch mit Sonderzügen angereiste Eisenbahnfreunde informierten sich am 15. und 16. Juni über die Preßnitztalbahn sowie die Sonderverkehre der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH (PRESS) bzw. das Fahrplanangebot der Rügenschen Bäderbahn (RüBB).
Bundesfreiwilligendienst bei der Preßnitztalbahn
Am 31. Juli 2019 beendete das Vereinsmitglied Jonathan Wölfle seinen Freiwilligendienst bei der Preßnitztalbahn in Jöhstadt. Der Verein dankt auf diesem Weg noch einmal für die angenehme Zusammenarbeit und sein großes Engagement.
Seit Anfang August können nun die Freiwilligendienststellen bei der IGP neu besetzt werden. Über das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben besteht für alle Volljährigen die Möglichkeit, für mindestens sechs Monate einen solchen Dienst u. a. bei der Museumsbahn Steinbach – Jöhstadt abzuleisten. Zur finanziellen Unterstützung wird dem Dienstleistenden ein monatliches Taschengeld gezahlt und darüber hinaus werden Beiträge zur Sozialversicherung abgeführt. Interessenten steht für detaillierte Informationen Gerald Seifert in der Geschäftsstelle des Vereins als Ansprechpartner zur Verfügung.
04.08.2019