Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Feldbahnmuseum Herrenleite
Nach dem für die Mitglieder des Vereins „Historische Feldbahn Dresden e. V.“ (HFD) terminreichen Frühjahr geht es im Feldbahnmuseum Herrenleite über den Sommer etwas geruhsamer zu. Zwar müssen die regelmäßigen Öffnungszeiten abgedeckt werden und nach Bedarf werden auch einige Runden mit dem Besucherzug gefahren, aber daneben bleibt ausreichend Zeit für die laufenden Projekte. Dabei befinden sich mehrere Fahrzeuge längerfristig parallel in der Instandsetzung. So ist die Restaurierung der im Jahr 2015 aus Frankreich erworbenen O & K-Diesellok vom Typ RL 1 c (Lok 118) ein „Dauerbrenner“. Praktisch alle Einzelteile müssen überholt oder wegen fortgeschrittener Korrosion ersetzt werden. Allein das Lösen des angerosteten Kolbens aus der Laufbuchse nahm mehrere Wochen in Anspruch – erst nach Anwendung aller konventionellen und auch einiger unkonventionellen Mittel gab der Kolben nach. Vorerst schreiten an dieser Diesellok vor allem die Arbeiten am Motor voran, Fahrwerk und Getriebe folgen in den nächsten Monaten. Die Lok 81 vom Jung-Typ EL 105 ist dagegen seit Mitte Mai 2019 wieder einsatzfähig und erfreute die Besucher zu Pfingsten mit ihren charakteristischen Zweitaktdieselklängen. Begonnen hat die Instandsetzung einer seit fast 20 Jahren im Depot „versteckten“ Diesellok. Die ursprünglich im Ziegelwerk Halle-Bruckdorf eingesetzte Ns2f mit der Sammlungsnummer 71 (VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ Babelsberg 1955, Fabriknummer 248 687) wurde vor Ostern mit viel Aufwand auf fliegenden Gleisen aus einem Gebäude abseits der bestehenden Gleisanlage geholt. Neben der Reparatur einer der drei Fahrkupplungen des Getriebes erfolgt eine große Durchsicht aller Teile mit zustandsbezogener Instandsetzung. Zum langfristigen Projekt entwickelt sich auch die Restaurierung der im Jahr 2015 übernommenen schweren Baulokomotive vom Henschel-Typ „Helfmann“ (Bn2t, Lok 13). Die mehrere Jahrzehnte als Denkmal aufgestellte 750-mm-Dampflok soll einerseits rollfähig gemacht und andererseits optisch aufgearbeitet werden. Eine der vier Achslagerführungen leistet allerdings immer noch beharrlichen Widerstand, so dass das Ausachsen, Reinigen und Instandsetzen der Achslager noch nicht beginnen konnte. Andere Teile befinden sich hingegen für eine Lok, die sich seit mehr als 50 Jahren nicht mehr aus eigener Kraft bewegte, in einem erstaunlich guten Zustand. So ließen sich alle Stangen und Steuerungsteile demontieren und selbst das Innere der Zylinder ist immer noch blank. Abseits der Schiene liefen Arbeiten am vereinseigenen S 4000. Dem inzwischen seit 25 Jahren in Diensten des Feldbahnvereins stehenden Lkw verweigerte der TÜV-Verantwortliche im vorigen Jahr die HU-Plakette. Dafür erhielt die HFD eine lange Liste mit kleineren und drei schweren Mängeln. Über den Winter wurde daraufhin die Lenkung überarbeitet. Erschwert wurden diese Arbeiten durch die Tatsache, dass die Ausführung am betreffenden S 4000 von allen anderen bekannten Bauarten abweicht und der Griff ins umfangreiche Ersatzteillager des Vereins deshalb keine Lösung bot. Am Ende wurde – wie wohl schon früher einmal – mit den vorhandenen Teilen improvisiert. Doch bei der nächsten HU-Vorstellung im April dieses Jahres folgte die Botschaft, dass auch die Bremse nicht die zu erwartende Leistung bringt. So zerlegten Vereinsmitglieder über und nach Ostern die Hinterachse und erneuerten die Bremszylinder, Wellendichtringe und Bremsbeläge. Im Juli fanden sie die Zeit, um die letzten Handgriffe zu vollenden. Seitdem trägt der Lkw eine neue HU-Plakette. Das dazugehörige TÜV-Protokoll bescheinigt dem S 4000 nur zwei geringfügige Mängel, aber ein Bremsverhalten wie am Tag der Auslieferung. Wie immer darf im Sommer die Geländepflege nicht aus den Augen verloren werden, sonst verwandelt sich das Museumsgelände in der Herrenleite in einen Dschungel. So müssen der Gleislagerplatz und alle Randbereiche des Kerngeländes wenigstens einmal im Jahr gemäht werden, damit Brombeergestrüpp, junge Pappeln und andere Erstbesiedler niedergehalten werden. Darüber hinaus müssen vor jedem Fahrtag etwa zweieinhalb Kilometer Regelspurstrecke gemäht werden, damit ein sicherer Betrieb mit der Draisine gewährleistet ist. In mehreren Arbeitseinsätzen wurden Absenkungen und andere Veränderungen an den durch den Besucherzug befahrenen Feldbahngleisen korrigiert. Große Teile des Geländes sind alte Steinbruchhalden, die sich langsam setzen, und so gibt es vor allem im oberen Bruch knapp zehn Jahre nach dem Bau der Gleise erste sichtbare Veränderungen. Um das eingebaute Gleismaterial zu schonen, wurde nachgestopft, lange bevor die Setzungen zu einer Betriebsgefahr geworden wären. Weitere Stellen sollen in den nächsten Wochen und Monaten bearbeitet werden. Die letzten beiden Veranstaltungswochenenden im Feldbahnmuseum sind die Sommerfahrtage am 24. und 25. August sowie der Saisonabschluss am 5. und 6. Oktober. Jeweils von 10 bis 18 Uhr gibt es innerhalb des Museumsgeländes Fahrbetrieb mit den Besucher- und Feldbahnzügen, gezogen von der Krauss-Dampflok 7790 sowie verschiedenen Motor- und Akkulokomotiven. Dazu rollt die Draisine der Eisenbahnfreunde Langenau auf der ehemaligen Anschlussbahn bis kurz vor Pirna-Mockethal. Auf dem Programm stehen Führungen und Vorträge, Vorführungen in der Schmiede, der Bastelstand des Ateliers Filigrani und anderes mehr. Das Programm zum Saisonabschluss wird ergänzt durch die jeweils 15 Uhr stattfindenden moderierten Fahrzeugparaden und Lokmitfahrten auf der regelspurigen Werklok vom Typ N 4. Außerdem pendelt am Sonntag, dem 6. Oktober, wieder ein historischer Omnibus als Zubringer vom Kauflandparkplatz in Pirna-Copitz (Abfahrt dort immer zur vollen und halben Stunde ab 10 Uhr). Ansonsten hat das Museum bis Ende September immer sonnabends zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet. Auf zwei geplante Außeneinsätze soll noch hingewiesen werden: Am letzten September-Wochenende fährt die Krauss 7790 auf einem kurzen Gleis in Hilbersdorf bei Königshain in der Oberlausitz (also nicht in Chemnitz-Hilbersdorf). Bei den dort stattfindenden „600+ Feiern“ erinnert die Lok an den 1972 eingestellten Streckenteil der Görlitzer Kreisbahn sowie an die reiche Steinbruch- und Feldbahntradition der Gegend. „600+ Feier“ deshalb, weil in Vorbereitung auf die eigentlich geplante 600-Jahr-Feier festgestellt wurde, dass das Dorf nicht im Jahr 1419, sondern schon 1378 erstmals erwähnt wurde. Am zweiten Oktober-Wochenende findet in Thüringen das Internationale Feldbahntreffen in Oehrenstock bei Ilmenau statt. Unterstützt durch den Veranstalter, wird die HFD mit mehreren Fahrzeugen daran teilnehmen.
04.08.2019