Stillgelegte Eisenbahnstrecken heute
Weimar-Rastenberger Eisenbahn / Weimar-Buttelstedt-Großrudestedter Eisenbahn (Folge 34)
Die mit 19,63 km längste Teilstrecke des Weimarer Meterspurnetzes – der Abschnitt von Buttelstedt nach Großrudestedt – sicherte der Schmalspurbahn bis zuletzt das Überleben, war sie doch unentbehrlich für die Zuckerrübentransporte nach Großrudestedt. Der Personenverkehr spielte hier nur eine untergeordnete Rolle. Geplant war, auf dieser Linie einen Rollbockbetrieb einzuführen. Der schwache Oberbau und die hohen Kosten des Streckenumbaus verhinderten aber die Vollendung des bereits begonnenen Vorhabens. Nach der Stillegung der Eisenbahn bemühte sich der Kreisrat des Kreises Weimar im Jahr 1950 sogar um einen normalspurigen Wiederaufbau bis Buttelstedt und verwies auf die Bedeutung einer Eisenbahn für die Region. Doch die Rbd Erfurt lehnte dies ab.
3. Teil: Strecke Buttelstedt – Großrudestedt
Die Trasse nach Großrudestedt verlief hinter der Bahnhofsausfahrt zunächst auf einem Bahndamm, um eine Senke zu überwinden. Nahezu geradlinig und in geringem Gefälle ging es in westlicher Richtung nach Schwerstedt. Die Haltestelle lag in der Nachbarschaft des ehemaligen Helldorffschen Rittergutes am westlichen Ortsrand. Vom Stationsgebäude sind nur noch die Grundmauern erhalten. Darauf steht heute ein Wohnhaus. Von den Bahnanlagen existierten noch bis Ende der neunziger Jahre Wiegehäuschen und Waage an der ehemaligen Ladestraße. Hinter Schwerstedt schwenkte die Schmalspurbahntrasse in nordwestliche Richtung ab und durchfuhr bis Neumark Ackerland. Die Bahn erreichte in stetig leichtem Gefälle vor Neumark schließlich das Vippachtal. Die Trasse ist heute zum Teil als Feldweg erhalten geblieben. Die Haltestelle lag am Ortseingang von Berlstedt kommend auf der rechten Straßenseite links neben dem Streckengleis in Fahrtrichtung Großrudestedt. Das Gebäude existiert heute nicht mehr. Nach der Straßenkreuzung verläuft die Schmalspurbahntrasse weiter links der Vippach durch Wiesen und vorbei an Feldern. Auf der Trasse verläuft heute der „Laura-Radweg“, gesäumt von Weiden und Pappeln. Nach wenigen Kilometern wird der Ort Vippachedelhausen erreicht. Die Trasse passiert den Ort südlich. Die Haltestelle lag etwas höher als der Ortskern. Von der Station ist nur noch der Brunnen erhalten. Auf dem Haltestellengelände stehen heute Einfamilienhäuser. Weiter geht es in stetigem Gefälle entlang der Vippach vorbei an Feldern und baumbestandenen Wiesen. Kurz vor Markvippach verschwindet die ehemalige Trasse im Feld, während der Radweg dem Lauf der Vippach folgt. Erst kurz vor dem Dorf treffen Radweg und Schmalspurbahntrasse wieder zusammen. In Markvippach ist das Haltestellengebäude noch erhalten und modernisiert worden. Gleich hinter der Station passierte die Bahn einst auf einer acht Meter langen Blechträgerbrücke die Vippach. Davon zeugen heute noch die mit Beton verstärkten Widerlager für den geplanten Rollbockbetrieb. Anschließend verlief die Trasse auf einem kurzen Bahndamm, kreuzte die Straße nach Markvippach und führte querfeldein zur höher gelegenen Straße von Neumark nach Schloßvippach. Parallel zu dieser ging es dann bis nach Dielsdorf. Auch hier wurde das Dorf südlich umfahren. Das Gebäude ist erhalten geblieben und wird bewohnt, ist aber nur von der Nordseite her noch als Stationsgebäude zu erkennen. Bis Schloßvippach verläuft die Schmalspurbahntrasse jetzt parallel der Straße auf der linken Seite und wurde als Radweg ausgebaut. Am Ortseingang aus Richtung Dielsdorf schwenkte die Trasse dann südlich ab, umfuhr den Ort auf einem flachen Bahndamm und passierte das ehemalige Dampfziegeleigelände, auf dem heute eine Schule und andere Gebäude stehen. Nach der Kreuzung der Straße nach Großrudestedt wurde linkerhand die ehemalige Molkerei passiert, deren Gebäude heute den Kindergarten beherbergt. Dann war die Station Schloßvippach erreicht. Das Haltestellengebäude hatte einen größeren Wohntrakt und ist weitestgehend im Zustand des Umbaus von 1900 erhalten geblieben. Fenster und Dach wurden aber inzwischen erneuert. Neben dem Bahnhofsgebäude steht noch der Güterschuppen. Hinter Schloßvippach nähert sich die Schmalspurtrasse erneut der Vippach und überquerte den Bach auf einer Stahlträgerbrücke, deren Widerlager noch erhalten sind. Die Strecke verlief dann in geradem Verlauf auf die Bahnstrecke Erfurt – Sangerhausen zu. Die Trasse wurde mittlerweile umgepflügt und nur noch ein kurzer Bahndammabschnitt lugt aus dem Feld hervor. Etwa einen Kilometer vor dem Bahnhof Großrudestedt durchfuhren die Schmalspurbahnzüge einen 90-Grad-Linksbogen und dann parallel zur Normalspurtrasse in südlicher Richtung in den Bahnhof ein. Unmittelbar vor dieser Einfahrt ist noch das Stützmauerwerk erhalten. Dann kreuzte die Schmalspurbahn das zweispurige Anschlußgleis zur ehemaligen Zuckerfabrik Großrudestedt (ab 1928 nur noch Verladestelle für Zuckerrüben), passierte den mittlerweile abgerissenen einständigen Lokschuppen und erreichte den Nebenbahn-Bahnhof Großrudestedt. Das Schmalspurgleis endete direkt vor dem Empfangsgebäude der Hauptbahn. Die Schmalspurbahn hatte ein eigenes Empfangsgebäude, welches in den achtziger Jahren abgerissen wurde. Von den ehemaligen Schmalspuranlagen existiert heute nichts mehr. Das Gelände diente viele Jahre als Schwellenlagerplatz und zum Kohlenumschlag. Heute liegt das Gelände brach.
12.08.2012