Stillgelegte Eisenbahnstrecken heute
Weimar-Rastenberger Eisenbahn (Folge 33)
Die 16,79 km lange Strecke Buttelstedt – Rastenberg als Teil der Hauptlinie Weimar – Buttelstedt – Rastenberg wurde mangels Auslastung nur bis zum 17. Juni 1923 betrieben und dann stillgelegt. Die Streckenbeschreibung beinhaltet auch die Zweigstrecke Mannstedt – Buttstädt, denn die Züge fuhren vom 18. November 1891 bis zum 1. Oktober 1910 durchgehend über die 2,83 km lange Buttstädter Strecke von und nach Rastenberg.
2. Teil: Strecke Buttelstedt – Mannstedt (Gleisdreieck) – Buttstädt – Rastenberg
Kurz hinter dem ehemaligen Bahnhof Buttelstedt folgt ein flaches Seitental dem Bach Scherkonde, durch welches der Schienenstrang nach Haindorf führte. Nach etwa 300 m wurde auf einer kleinen Steinbrücke ein Bach überwunden, von der noch einige Reste der Widerlager erhalten geblieben sind. In engen Gleisbögen ging es zunächst talwärts. Von der Trasse taucht erst kurz vor dem Ort ein Teil der Böschung auf. Ansonsten ist die Trasse nur noch stellenweise zu erkennen, denn sie wurde untergepflügt. Links neben der Straße von Buttelstedt nach Haindorf verlief die Schmalspurtrasse und führte weiter am linken Talhang am Ort vorbei. Erneut verschwindet die Trasse dann im Feld und taucht erst bei Krautheim wieder auf. Nach Kreuzung einer Straße wurde auf einer noch vorhandenen Stahlträgerbrücke ein Bach überwunden. Dann ist die ehemalige Haltestelle Krautheim erreicht. Das typische Stationsgebäude wird noch bewohnt. Mit der Zeit wurde es allerdings um einige Anbauten erweitert. Die Trasse führte dann weiter durch das romantische, früher waldreiche Scherkondetal. Doch nach wenigen hundert Metern endet die Spurensuche an der Talsperre Großbrembach. Zuvor wird aber noch die Talbrücke der ICE-Neubaustrecke Erfurt – Leipzig unterquert. Die Spurensuche geht in Großbrembach weiter. Der Bahnhof befand sich an der Hinteren Brüggerstraße, ist aber heute bebaut. Das Bahnhofsgebäude wurde in den dreißiger Jahren abgetragen und wenige Meter entfernt etwas verändert wieder aufgebaut. Es beherbergte ab Ende der zwanziger Jahre eine Rot-Kreuz-Station. Im Gegensatz zu den meisten anderen WRE-Stationsgebäuden hatte das hiesige Bahnhofsgebäude keinen Wohntrakt. 2010 wurde es abgerissen und das ehemalige Bahnhofsgelände anschließend überwiegend bebaut. Übrig geblieben sind Reste der alten Gleiswaage und die gepflasterte Zufahrt. Dann ging es quer durch den Ort.
Im Straßenpflaster der Brüggerstraße findet man noch Spuren der einstigen Kreuzung. Die Trasse folgte rechtsseitig dem Lauf der Scherkonde, kreuzte die Brüggerstraße erneut, um dann rechts dem Verlauf des Untermarktes folgend den Ort zu verlassen. Bis zur Kreuzung mit der Bundesstraße 85 vor Guthmannshausen ist der Trassenverlauf weitestgehend als Feldweg erhalten. Die Trasse verlief nahezu geradlinig in nordöstlicher Richtung. Hinter der B 85 verliert sich die Spur im Feld. Sie taucht erst an der ehemaligen schienengleichen Kreuzung mit der Bahnlinie Straußfurt – Großheringen wenige Meter vor dem ehemaligen Bahnhof Guthmannshausen (heute Haltestelle der Regionalbahnstrecke) wieder auf. Am ehemaligen Bahnhofsgelände der WRE erinnert nichts mehr an die Schmalspurbahn. Das Bahnhofsgebäude, welches bis 1923 von der Staatsbahn mitgenutzt wurde und danach in deren Eigentum überging, sucht man heute vergebens. Es wurde vor einigen Jahren abgerissen und durch ein schmuckloses Haltestellenhäuschen ersetzt.
Die WRE-Trasse führte etwa 300 m links neben der Normalspurtrasse in östlicher Richtung weiter und schwenkte dann links leicht ansteigend in Richtung des Dorfes Mannstedt ab. Auch hier wurde die Trasse streckenweise untergepflügt oder bebaut. Die ehemalige Haltestelle Mannstedt liegt am westlichen Ortsrand in Sichtweite der Landstraße Guthmannshausen – Hardisleben. Das Gebäude nebst Anbau beherbergt heute einen Kindergarten.
Im Anschluß wird der Ort nach Kreuzung der Landstraße nördlich umfahren und verläuft dann knapp 600 m parallel zur Mannstedter Straße bis zum ehemaligen Gleisdreieck. Hier befuhren die Züge von 1891 bis 1910 zunächst einen Bogen in Richtung Buttstädt und im Anschluß den Bogen nach Hardisleben und umgekehrt. Die direkte Verbindung Mannstedt – Hardisleben wurde während der Betriebszeit der Buttstädter Strecke planmäßig nie befahren. Diese betriebliche Besonderheit der WRE war dem Wunsch der Stadt Buttstädt nach einem direkten Bahnanschluß nach Weimar geschuldet. Von der Trasse nach Buttstädt stehen noch Reste des Bahndammes nahe der Straße nach Hardisleben und unmittelbar vor dem Nebenbahnhof. Auch hier ist ein gemauerter Durchlaß erhalten geblieben. Das Bahnhofsgebäude ist liebevoll saniert worden und dient heute als Wohnhaus. Auch existieren noch zwei kleine Nebengebäude.
Das Gelände wurde nach der Stillegung der Schmalspurbahn von der normalspurigen Buttstädt-Rastenberger Eisenbahn (BRE) und ab 1933 vom Eisenbahnzweckverband Hardisleben – Rastenberg (genannt „Zwecke“) weitergenutzt. Die Spurensuche geht nun weiter vom Gleisdreieck, dessen Position gut an der erhöhten Lage der Landstraße nach Hardisleben zu lokalisieren ist, in Richtung Hardisleben. Direkt im Anschluß an das Gleisdreieck lag die Trasse einige Meter auf einem Bahndamm, führte weiter links der Straße folgend nach Hardisleben. Die am Ortseingang nach links abschwenkende Trasse wird heute als Feldweg genutzt und steigt zum ehemaligen Bahnhof Hardisleben hin leicht an. Rechts neben der Schmalspurtrasse liegt etwas tiefer die Normalspurtrasse der BRE. Gemeinsam führten beide Trassen zum ehemaligen Bahnhof. Heute erinnert ein umgebauter Teil des Stationsgebäudes an die Nebenbahnzeit. Das frühere Planum der Gleise ist auch gut erkennbar, aber völlig zugewachsen und eingezäunt. Die hinter dem Bahnhof beginnende, früher von einem Dreischienengleis genutzte Trasse ist bis zur Straße nach Rastenberg als Feldweg erhalten geblieben. Ein Abschnitt ist eingezäunt worden. Unter dem Straßenbelag erinnert am ehemaligen Bahnübergang noch ein Gleisrest an die normalspurige „Zwecke“. Dann geht es rechts neben der Straße zum knapp anderthalb Kilometer entfernten Endpunkt der WRE (bzw. auch der BRE). Die asphaltierte Trasse wird heute als Radweg genutzt. Auch hier ist noch ein gemauerter Durchlaß von 1886 erhalten geblieben. Bei der Einfahrt in den Ort Rastenberg fällt gleich die Stützmauer an der Lossa auf. Sie stammt aus der Zeit der BRE. Rechts kommen auch die Lossabrücke und die Trasse der in den zwanziger Jahren stillgelegten normalspurigen Grubenanschlußbahn zur Gewerkschaft Rastenberg ins Blickfeld. Von 1907 bis 1924 wurde nördlich von Rastenberg Kalisalz gefördert und verarbeitet. Die BRE wurde als Güterbahn für dieses Kaliwerk im Jahr 1909 von Herrmann Bachsteins Centralverwaltung gebaut. Auf Wunsch der Stadt Rastenberg wurde auch der Personenverkehr auf dieser Strecke eröffnet. Der zuletzt normalspurige Teil des ehemaligen Bahnhofes Rastenberg ist heute mit Garagen bebaut. Auch der lange leerstehende einständige Lokschuppen der BRE ist heute als Wohnhaus umgebaut worden. Das alte Bahnhofsgebäude stammt noch aus WRE-Zeiten, wurde aber bereits zu Betriebszeiten der „Zwecke“ umgebaut und aufgestockt. Das Gebäude wird noch heute genutzt. Ab 1909 wurden die Schmalspurgleise südlich des Empfangsgebäudes verlegt. Das ehemalige Schmalspurgelände ist heute ein Gartengrundstück. Auf dem Fundament des früheren einständigen WRE-Lokschuppens wurde eine Garage errichtet. Ansonsten existieren keine schmalspurigen Relikte mehr. Es ist geplant, die Trasse der WRE/BRE zwischen Rastenberg und Buttstädt durchgehend als Radweg auszubauen.
Es folgt: Teil 3: Buttelstedt – Großrudestedt
11.06.2012