Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Oktober und November 2014
In den Herbstmonaten Oktober und November findet auf der Museumsbahn die Umstellung vom Sommerbetrieb auf die ganz anderen Anforderungen des Winterhalbjahres statt. Während der Fahrbetrieb bis Ende Oktober noch „wie gewohnt“ (und in diesem Jahr auch wieder ohne plötzliche Wintereinbrüche) den organisatorischen Abläufen des Sommers folgt, vollzieht sich an der Strecke mit dem Laubfall auch eine sichtbare Transformation auf den Winter. Die Bahnsteigbänke kommen im November bereits ins Winterquartier, die Winterausrüstung an Weichen und in den Stationsgebäuden wird komplettiert und die Abstellorganisation der Fahrzeuge wird darauf optimiert, dass Fahrzeuge ohne vorgesehene Nutzung im kommenden Halbjahr etwas „weiter hinten“ einsortiert werden, während benötigte Fahrzeuge einen auch bei Schnee schnell erreichbaren Stellplatz bekommen. Da die richtige Entscheidung zu treffen, ist mitunter eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe. Natürlich bedeutet das bei den Fahrzeugen, insbesondere den Dampflokomotiven, die zur Winterruhe kommen sollen, dass davor eine intensive Reinigung und Trockenlegung aller wasserführenden Leitungen und Teile erforderlich ist, um Frostschäden zu vermeiden. Den letzten Schliff und sichtbares Zeichen der Umstellung zeigen dann aber wieder die umfangreiche Weihnachtsbeleuchtung mit illuminierten Weihnachtsbäumen in Jöhstadt und Steinbach sowie Schwibbögen in beinah jedem Fenster aller Gebäude entlang der Strecke sowie die Weihnachtsdekoration in den Wagen. Dabei kommen auf der Museumsbahn ohne Probleme weit über 50 Installationen zusammen. Mit den ersten Adventsfahrtagen sind dann aber auch im Fahrbetrieb die Anforderungen gestiegen, müssen doch zum Beispiel die Fahrzeuge zumeist vorgeheizt werden, damit sie in den Einsatz gehen können. Dies zieht sich im Arbeitsablauf für das Zugpersonal durch zahlreiche zusätzliche Handgriffe und Tätigkeiten durch.
Infrastrukturarbeiten
Auch in diesem Jahr wurde die fahrbetriebsfreie Zeit genutzt, Arbeiten an den Gleisen auszuführen. Im Bahnhof Schlössel fanden im Anschluss an die notwendigen Tiefbauarbeiten im Bahnübergangsbereich noch Auswechslungen von Einzelschwellen statt. Bei einem umfangreicheren Arbeitseinsatz arbeiteten die Vereinsmitglieder am 15. November an gleich drei Baustellen parallel: Im Bahnhof Jöhstadt stand die Doppelkreuzungsweiche im besonderen Fokus. Die letzte im regelmäßigen Betrieb genutzte DKW in der Schienenbauform Va leidet unter fortschreitendem Verschleiß. Die Korrosion an zahlreichen Teilen lässt sich nur noch durch regelmäßige Reparatur und Reinigung verzögern, um sie noch für die nächsten Jahre einsatzbereit zu halten. In den vergangenen Monaten berichtete der PK mehrfach über Schäden an der Streckenfernsprechleitung durch umgestürzte Bäume, aber auch über vom Verein aufgrund von diversen Bauaktivitäten zurückgebauten Abschnitten der Telegrafenleitung. Inzwischen hat es eine Trendwende gegeben: Die Vereinsmitglieder setzten mehrere Abschnitte der Freileitung instand. Der Aufwand ist vergleichsweise hoch, weil im Unterschied zu anderen Schmalspurbahnen, die in den vergangenen Jahren die Freileitungen reaktiviert haben, bei der Preßnitztalbahn großer Wert auf die Einhaltung der originalen Bauvorschriften für Abspannungen, Mastanordnungen, Verbindung der Leitungen und Leitungspositionierung gelegt wird. Inzwischen hängen die Telefondrähte wieder zwischen dem Bahnhof Schlössel und dem Loreleifelsen sowie zwischen dem Haltepunkt Forellenhof und dem Bahnübergang Grumbacher Straße. Im Streckenabschnitt zwischen dem eben genannten Bahnübergang der Straße nach Grumbach bei Kilometer 17,3 und dem Haltepunkt Andreas-Gegentrum-Stolln bauten die Vereinsmitglieder beim Arbeitseinsatz am 15. November zahlreiche Versteifungen an den Schienenstößen ein, um die Gleislage in diesem Bereich zu verbessern. Natürlich wurde der November aber auch wieder für Arbeitseinsätze zur Bruchholzbeseitigung und zum Freischnitt von Sichtdreiecken bzw. zu nah an das Gleis herangewachsenen Bäumen und Sträuchern genutzt. Die Maßnahmen zur Beseitigung von Hochwasserschäden aus dem Jahr 2013 wurden ebenfalls fortgesetzt. Die Arbeiten konzentrierten sich seit Anfang Oktober überwiegend auf die Fertigstellung des Ein- und Auslaufbauwerks am Durchlass Kilometer 20,7, der bereits im vergangenen Jahr erneuert wurde, und auf die Dammsicherung im Bereich Kilometer 20,3 mittels Profilierung des Laufes des Schwarzwasssers.
Fahrzeuge
Nach umfassender Instandsetzung ist der Schienenbagger (Nebenfahrzeug III) SVP-74 seit Anfang November wieder in Betrieb. An der IV K 99 1542-2 führten die Dampflokschlosser verschiedene Fristarbeiten aus, so dass sie bis Anfang April 2015 im Einsatz bleiben darf – und damit im Winterhalbjahr auf der Museumsbahn noch einmal regelmäßig im Betriebsdienst zu erleben sein wird. Die I K Nr. 54 führte am 15. Oktober noch einmal einen Sonderzug, danach erfolgte eine intensive Reinigung und die trockene Abstellung in der Ausstellungs- und Fahrzeughalle, da sie für den Adventsfahrbetrieb nicht über die erforderliche Zugkraft verfügt. Inzwischen hat die IG Preßnitztalbahn e.V. für die Lok bis zum Ablauf des Betreibervertrages (siehe gesonderter Beitrag in diesem Heft) weitere Einsatztermine auf der Museumsbahn festgelegt. So sollen bei einem „kleinen Zweizugbetrieb“ im Februar auch noch einmal Winterbilder mit der dreiachsigen Lok möglich sein, ein gemeinsamer Einsatz mit der VI K 99 1715-4 Ende März wird sicherlich ebenso seine Freunde finden. Auch Schlepptenderdampflok Aquarius C. ist zwischenzeitlich für die Winterruhe vorbereitet worden. Nachdem „Meppel“ 99 4511-4 vom Einsatz auf der Insel Rügen und beim „Pollo“ Anfang November wieder zum Heimatbahnhof Jöhstadt zurückgekehrt war, wurde auch hier mit einer Intensivreinigung die Winterfestmachung sowie mit der Demontage von Armaturenteilen die Vorbereitungen zur anstehenden Kesseluntersuchung ausgeführt. In der Ausstellungs- und Fahrzeughalle schritt die betriebsfähige Aufarbeitung des RüBB-Wagens 970-809 voran, für die neben anderen Partnern auch die Jöhstädter Werkstatt Zuarbeiten leistet. Am Einheitsgepäckwagen 974-378, am vierachsigen gedeckten Güterwagen 97-13-47 sowie am aufgebockten regelspurigen Flachdachgüterwagen 05-63-98 der Museumsbahn erfolgten jeweils Dachreparaturen.
Ein besonderer Neuzugang im Fahrzeugpark der Museumsbahn, der besonders vorbildorientierte Modelleisenbahner und Güterzugfotofreunde begeistern dürfte, konnte Mitte November verzeichnet werden: Nach umfassender Reinigung, Wiederherstellung originaler Anbauteile und optisch ansprechender Aufarbeitung setzte in Steinbach ein Kran den aus drei Segmenten bestehenden regelspurigen DR-Kesselwagen Schwerin 51-07-13, der mit den drei Kesselbeschriftungen Heißdampföl, Achsöl und Naßdampföl eine ideale Verbindung zum Dampflokbetrieb herstellt, auf das Rollfahrzeug 97-03-78. Mit dieser von 1951 bis Ende der 1960er Jahre gültigen Beschriftung passt er gut zum gedeckten G-Wagen mit Bremserhaus 05-63-98, während die anderen drei Regelspurgüterwagen der Museumsbahn mit UIC-Nummern versehen sind.
Fahrbetrieb auf der Museumsbahn
Neben den drei regulären „HerbstDampf“-Fahrwochenenden im Oktober gab es in den vergangenen zwei Monaten 14 Sonderfahrtage, davon sieben mit Dampflokeinsatz. Bis zum Ende des Herbstfahrbetriebes konnten entsprechend der sehr konservativen Fahrgastzählung der IG Preßnitztalbahn e.V. (z.B. zählt ein Fahrgast mit Hin- und Rückfahrt auch nur als ein Fahrgast – das wird auf allen anderen Schmalspurbahnen in Sachsen anders gehandhabt) 27 915 Fahrgäste gezählt werden, womit trotz Tarifumstellung zum Jahresanfang und Einführung von Tageskarten (auch hier wird nur ein Fahrgast gezählt) ein Erreichen des Vorjahresergebnisses möglich erscheint. Mit Auftakt am ersten Adventswochenende steht die Museumsbahn nun an jedem Wochenende im Rest des Jahres 2014 unter Dampf, ab 27. Dezember sogar wieder täglich. Am zweiten Adventswochenende erprobte der Verein erstmals in der Wintersaison die Anbindung mit der Ausflugsbuslinie Preßnitztal zu und von den Zügen der DB Erzgebirgsbahn im Bahnhof Wolkenstein.
Jahreshauptversammlung der IG Preßnitztalbahn e. V. und Abendveranstaltung
Am 22. November fand in Jöhstadt die turnusmäßige Jahreshauptversammlung des Vereins statt. Von den mehr als 450 Mitgliedern nahmen daran knapp 60 teil. Seit der formalen Neugründung der IG nach neuem Vereinsgesetz im Oktober 1990 war das die 25. Jahreshauptversammlung. Bei der diesjährigen Veranstaltung trat das langjährige Vorstandsmitglied Roland Müller, verantwortlich bisher für die Mitgliederbetreuung, nicht mehr zur Wiederwahl an. Der bei der Neuwahl bestätigte bisherige und um Thomas Schinkel als neues Mitglied ergänzte Vorstand bedankte sich explizit für die langjährige aktive Mitwirkung von Roland Müller bei unzähligen Aktivitäten des Vereins und freut sich auch weiterhin auf seine tatkräftige Unterstützung. Bei der anschließenden Abendveranstaltung der Mitglieder mit Sonderzugfahrt von Jöhstadt nach Steinbach präsentierten Joachim Schmidt und Wolfgang Schumacher (siehe auch Interview in dieser Ausgabe) im Jöhstädter Empfangsgebäude bei Imbiss und Getränken ihre Lichtbilder von der alten Preßnitztalbahn. Besonders für die zahlreichen jungen Vereinsmitglieder und Freunde ohne eigene Erinnerung an die lange vergangenen Tage der alten Strecke boten die Motive aus den 1970er und 1980er Jahren einen ganz besonderen Einblick.
Bundesfreiwilligendienst beim Verein
Der Verein „Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e. V.“ ist eine anerkannte Dienststelle für den Bundesfreiwilligendienst. Momentan sind wieder Stellen neu besetzbar, der Verein nimmt Bewerbung von Interessenten gern entgegen. Ob Frau oder Mann, Bundesfreiwilligendienstleistende („Buftis“) haben die Möglichkeit, sich bei einer interessanten Tätigkeit um die Erhaltung der Anlagen und Fahrzeuge sowie beim Betrieb der Museumsbahn Steinbach – Jöhstadt zu engagieren. Die Dienstzeit kann zwischen sechs und 18 Monaten, ggf. auch als Teilzeittätigkeit, vereinbart werden. Entsprechend der geltenden gesetzlichen Regelungen wird während der Dienstzeit ein festgelegtes Taschengeld ausgezahlt. Ergänzend werden vom Verein auch die Leistungen zur Sozial- und Unfallversicherung geleistet. Teilnehmen kann jede in Deutschland wohnende Person, die mindestens das 18. Lebensjahr abgeschlossen hat und momentan in keiner beruflichen oder schulischen Bildungsmaßnahme gebunden ist. Bewerbungen sind gern gesehen, bei Fragen oder Informationswünschen steht die Geschäftsstelle des Vereins jederzeit für Auskünfte zur Verfügung.
Marketingstrategie
Auf der Jahreshauptversammlung des Vereins wurde auch über den Ausbau und genauere Fokussierung der Marketingaktivitäten des Vereins und der Museumsbahn diskutiert. Neben der Präsenz auf diversen Ausstellungen und Veranstaltungen mit Souvenirverkaufs- und Informationsständen, so u.a. bei der Messe „Modell-Hobby-Spiel“ in Kooperation mit der DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen und dem Pollo-Verein, beim 36. Brandenburgischer Reisemarkt am Ostbahnhof Berlin sowie bei der TRAVELexpo in Luzern in Kooperation mit der DAMPFBAHN-ROUTE und TMGS, müssen die weiteren Aktivitäten intensiviert und besser auf die eigentlich angestrebten Zielgruppen ausgerichtet werden. Mit der Ausweitung der Aktivitäten in den sozialen Netzwerken ist bereits eine intensivere Interaktion mit den Interessierten in Gang gekommen. Bei Google Plus ist die „Followerschaft“ inzwischen auf 9200, auf dem noch jungen Facebook-Auftritt der Preßnitztalbahn innerhalb von 2,5 Monaten bereits auf 1200 Interessierte gestiegen. Beide Webauftritte werden von der Preßnitztalbahn neben der Bildberichterstattung auch zur Ankündigung von aktuellen Aktivitäten und Neuigkeiten genutzt.
07.12.2014