Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser, den beinahe üblichen Rückblick will ich mir diesmal sparen, als regelmäßiger Leser unserer Zeitschrift sind Sie ohnehin sicher gut auf dem Stand, was im Jahr 2014 passierte. Schauen wir lieber einmal etwas in die Zukunft, so rund zehn Jahre voraus. Können wir uns heute vorstellen, wie Anfang 2025 der Stand bei den Schmalspurbahnen und Eisenbahnmuseen ist?
Letztere, zum Beispiel namentlich die Eisenbahnmuseen in Chemnitz-Hilbersdorf und des VSE in Schwarzenberg oder auch die Sammlung des EMBB in Leipzig-Plagwitz gibt es natürlich immer noch – doch die wirtschaftliche Perspektive der von Vereinen getragenen Einrichtungen ist kaum langfristig planbar. Zu viel hängt hier von der anhaltenden „Selbstausbeutung“ der Aktiven und Unterstützer sowie der Erkenntnis der beheimatenden Gebietskörperschaft ab, dass es sich um unterstützenswerte Aktivitäten handelt. Bei den Schmalspurbahnen scheint es auf den ersten Blick viel rosiger auszusehen. Die Döllnitzbahn fährt bis nach Wermsdorf – das Interesse und die Hoffnung der Region waren groß genug, die verbundenen finanziellen Anforderungen zu stemmen – während nach Kemmlitz nun schon bald 20 Jahre kein Zug mehr gefahren ist. Die Zittauer Schmalspurbahnen haben ihren kompletten Umbau zur öffentlich finanzierten Museumsbahn erfolgreich abgeschlossen, auch das Ortsbild der durchfahrenen Gemeinden wurde thematisch den Zeitreisezügen angepasst. Die Schwarzbachbahn steht kurz vor dem Erreichen der Station Kohlmühle – doch die lokalen Widerstände und schwankende Finanzierungskonstanz des Vorhabens hatten trotz hohem Einsatz der Vereinsmitglieder die Szene in den letzten Jahren mitzittern lassen. Bei der Weißeritztalbahn laufen die letzten Vorbereitungen, den Aufbau des Teilabschnittes zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf nach dem verheerenden Hochwasser Anfang des Jahrtausends in Kürze zu vollenden. Die I K Nr. 54 fährt wieder, nachdem sie einige kalte Jahre gemeinsam mit ihrem Zug als Museumsstück in Radebeul Ost verbracht hat. Die Museumsbahn Schönheide ist der perfekte Landeplatz für einen Zeitreisenden, hier ist noch alles unverändert wie vor zwanzig Jahren. Gleich nebenan wurde schon 2021 der Bahnhof Wernesgrün Nord eröffnet – auf einen Anschluss an irgendeinen der anderen drei Bahnhöfe der ehemaligen WCd-Linie wartet man seither mit großer Hoffnung. Beim Lößnitzdackel wurde der öffentliche Verkehr dauerhaft auf Moritzburg verkürzt - bei gleichbleibendem Zugangebot wie früher. Nach Radeburg fahren nur noch an einigen Tagen im Jahr die Sonderzüge von Traditionsbahn Radebeul e.V. und Stiftung Sächsischer Schmalspurbahnen. Auch bei der Fichtelbergbahn fährt man dank anhaltender öffentlicher Bestellung seit vielen Jahren im gleichen Fahrplan, lediglich bei der Vermeldung der jährlichen Fahrgastzahlenrekorde hat man inzwischen auf ein logarithmisches System umgestellt. Und in Jöhstadt? Der Bahnhof ist im „neuen altem Look“ vollendet und in Richtung Oberschmiedeberg wird auch schon gearbeitet. Für die vielen neuen Fahrzeuge wurde unter Protest der Traditionalisten unter den Eisenbahnfreunden begonnen, einen Teil der Strecke für größere Abstellkapazitäten zweigleisig auszubauen, der dann schrittweise überdacht werden soll.
Solch ein Blick in die Glaskugel ist fürwahr mit Risiken verbunden, natürlich kann und wird die Geschichte ganz anders verlaufen. Doch es hängt zuvorderst an der persönlichen Aktivität der daran Interessierten, ob es vorwärts geht oder zum Stillstand kommt.
Für das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel wünscht die gesamte Redaktion des PK alles Gute – und natürlich freuen wir uns auf Ihr weiterhin anhaltendes Interesse. Glück Auf
07.12.2014