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Rezensiert: Schmalspur-Album Sachsen Band XI Deutsche Reichsbahn 1920–1945.
Ingo Neidhardt (Herausgeber)
Schmalspur-Album Sachsen Band XI
Deutsche Reichsbahn 1920–1945.
Goßdorf-Kohlmühle – Hohnstein, Mulda – Sayda, Hetzdorf – Großwaltersdorf, Thumer Streckennetz, Wolkenstein – Jöhstadt.
175 Seiten, 630 Schwarzweiß-, ein Farbfoto, acht Zeichnungen, sieben Fahrpläne, Format 34 x 28 cm, Hartpappeinband mit Schutzumschlag, SSB-Medien Zittau 2011. ISBN: 978-3-00-035950-7 Preis: 48,– EUR
Ein Schmalspur-Album Sachsen ist sicher kein Buch für die Badewanne, vielmehr seien zum vollkommenen Genuß eines solchen Bandes ein bequemer Stuhl vor einem Lesetisch sowie ein Glas Rotwein und gedämpfte Musik empfohlen. Dann kann man richtig eintauchen in die Blütezeit der sächsischen Schmalspurbahnen – die Reichsbahnepoche von 1920 bis 1945. Streng genommen sind die Schmalspur-Alben keine richtigen Eisenbahnbücher, sondern in bestmöglicher Repro-Qualität gedruckte Bildbände, die uns mit auf die Reise links und rechts der Strecken nehmen, um Geschichte und Geschichten zu erleben sowie um uns an der Landschaft zu ergötzen. Natürlich greift das zu kurz, denn immer wieder tauchen großartige Fahrzeugaufnahmen auf, sehen wir alle wesentlichen sächsischen Schmalspur-Lokomotivgattungen wie I K, IV K, V K und VI K sowie die modernen Einheitsloks. Und auch der Wagenpark kann auf einer Modelleisenbahnanlage kaum vielfältiger sein – von zweiachsigen Gw der Gattungen 761/762 bis hin zu Einheitsgepäckwagen ist alles vertreten. So verschieden wie die eingesetzten Fahrzeuge sind auch die Charaktere der beschriebenen Strecken: von ländlicher Beschaulichkeit im Elbsandsteingebirge bis hin zur „Hochleistungsschmalspurbahn“ um das erzgebirgische Thum mit werksneuen Einheitslokomotiven. Der Anspruch der exklusiven Bildbände ist es, alle bisher bekannten Abbildungen der einzelnen Bahnen aus dem angegebenen Zeitraum zu vereinen. Dazu zählen Postkarten gleichermaßen wie Familienbilder, auf denen Eisenbahner oder Menschen in Sonntagskleidung stolz vor Dampflokomotiven posieren. Weiterhin sind es dokumentarische Fotos von Unfällen und sogar Luftaufnahmen – natürlich vielfach Material in Erstveröffentlichung. Als roter Faden dient jeweils die Strecke mit ihren Hoch- und Kunstbauten – und der Landschaft, die sie durchfährt. Für viele Fotos sind mehrere Minuten nötig, um alle Details zu erfassen – besonders wenn man sich den heutigen Zustand vor Augen hält. Unterhaltsam und detailreich sind auch die Bildunterschriften, die gemeinsam mit einem Einführungstext zur vorgestellten Strecke jeweils von einem entsprechenden Fachmann für die betreffende Linie verfaßt worden sind. So stammen z. B. die Erklärungen zum Thumer Netz von Stephan Häupel, zur Strecke Hetzdorf – Eppendorf – Großwaltersdorf von Matthias Hengst und zur Linie Wolkenstein – Jöhstadt von Andreas Petrak. Die Gedanken dieser Autoren untermalen die abgedruckten Aufnahmen. Doch trotz phantastischer Motive von der Greifenbachtalbrücke, dem Hetzdorfer Viadukt, der zweiachsigen Werklok in Niederschmiedeberg, überfüllten Personenwagen zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Eppendorf oder überlanger Züge in Steinbach – das Glanzstück des Bandes ist die einzige Farbaufnahme einer V K in Großwaltersdorf auf dem Rücktitel des Buches.
Fazit: Sicher nicht umsonst, aber keinesfalls billig gemacht und ob der seltenen Aufnahmen um so wertvoller – der 11. Band der Schmalspur-Alben lädt ein zum Verweilen in der goldenen Epoche der sächsischen Schmalspurbahnen. Er kann uneingeschränkt zum Kauf empfohlen werden.
12.02.2012