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Rezensiert: Die Schmalspurbahn Oschatz – Strehla
Wolfram Wagner, Peter Wunderwald
Die Schmalspurbahn Oschatz – Strehla | Die strategische Bahn Oschatz – Röderau | Die Riesaer Pferdestraßenbahn
180 Seiten, 151 Schwarzweißfotos, 98 Farbfotos, 26 Zeichnungen Format DIN A 4 mit Hartpappeinband Wilsdruffer Bahnbücher 2011. ISBN: (keine) Preis: 38,– EUR
Seit mehr als 20 Jahren gibt es die „Wilsdruffer Bahnbücher“ – und vergleicht man das jüngste Werk „Die Schmalspurbahn Oschatz – Strehla“ mit den Erstlingen von 1990/92, so sieht man, welch enormen Fortschritt diese Buchreihe bei Beibehaltung des Konzeptes gemacht hat. Nicht nur in der inhaltlichen Tiefe, sondern vor allem im Layout und in der Repro-Qualität glänzt das Buch des Jahrgangs 2011 mit vielen liebevollen Details auf höchstem Niveau. Hier sind wieder einmal gute Recherchearbeit, technisches Können und Eisenbahnenthusiasmus glücklich vereint. So hat das Autorenduo Wolfram Wagner & Peter Wunderwald der nur 11,3 km (bzw. bis zum Strehlaer Elbkai 12,03 km) langen nördlichsten Schmalspurstrecke Sachsens auf 180 Seiten ein imposantes Denkmal gesetzt. Darüber hinaus gibt es Ausflüge in die Geschichte der Riesaer Pferdestraßenbahn und der zu großen Teilen auf dem ehemaligen Planum der OS-Linie erbauten strategischen Bahn Oschatz – Röderau sowie eisenbahnfremde Themen wie die Begegnung alliierter Truppen am Ende des Zweiten Weltkrieges nahe Strehla. Die ergänzenden Themen sind völlig legitim, denn erst diese Nebenschauplätze schaffen die historische Einordnung der Eisenbahn sowie deren Umfeldes und machen das Werk nicht nur als technische Dokumentation lesenswert. Bewußt knapp gehalten sind z. B. Beschreibungen von Lokomotiven und Wagen, stattdessen wird auf das angekündigte Buch „Die Schmalspurbahn Oschatz – Mügeln“ verwiesen. Dafür gibt es umfangreiche Einblicke in Betriebsführung und Organisation, Anschlußbahnen, Bahnpost, das Verkehrsaufkommen und die Gründe der Betriebseinstellung nebst Abbau, garniert mit zahlreichen Anekdoten. Das perfekte Eisenbahnbuch also? Ja, aber ein paar Wünsche bleiben unerfüllt. Es fehlt eine Streckenkarte der strategischen Bahn (mit Vergleichsmöglichkeit zur Lage der Schmalspurstrecke), manche Wortdoppelung wäre durch ein noch besseres Lektorat vermeidbar gewesen und – aber das ist sicher eine Frage der Distanz: Bildunterschriften weisen oft Fotos als interessant aus (doch warum sind sie sonst im Buch zum Abdruck gekommen?) oder enthalten ein überflüssiges „Man beachte …“. Doch das sind Kleinigkeiten. Denn noch nie war der zweite Anlauf am Schmorkauer Berg so lebendig und noch nie roch es in Strehla trotz aller Schmalspuridylle eindringlicher nach Tierhäuten.
Fazit: Das Buch ist ein über den Standard hinaus gestaltetes Werk zwischen exakter Dokumentation und kurzweiligem Geschichtsbuch. Es übertrumpft die schon vorhandene Literatur zur Strecke mit bislang unveröffentlichten Fotos und Abbildungen.
Bestellt werden kann das Buch direkt bei der IG Verkehrsgeschichte, Wilsdruff e.V., PF 31, 01723 Wilsdruff, E-Mail: verein@wilsdruffer-schmalspurnetz.de
12.02.2012