Editorial
Liebe Preß´-Kurier-Leser,
in dieser Ausgabe haben wir uns ganz bewußt dafür entschieden, den Blick auf mehrere Eisenbahnen im europäischen Ausland zu werfen. Am Jahresanfang wird von vielen das „Ausflugsprogramm“ des Jahres geplant. Vielleicht können wir mit den Beiträgen Ihr Interesse wecken, die von unseren Autoren vorgestellten Strecken zu besuchen? Und ein von mir gelegentlich schon mal verwendetes Argument darf an dieser Stelle ruhig wiederholt werden: Die Kenntnis der Herausstellungsmerkmale, Vermarktungsschwerpunkte oder interessanten Aspekten der Präsentation von Eisenbahntechnik und -geschichte bietet mit Sicherheit gute Anregungen für eigenes Tun und Handeln bei uns in Deutschland. Zur Überheblichkeit gegenüber unseren Nachbarn besteht keinerlei Veranlassung, abschauen kann man überall, lernen wie man etwas besser machen kann, von sehr vielen.
Ein weiterer Themenblock verschiedener Beiträge betrifft mehr den Blick in die Heimat: Ein selbsternannter Heimatsender schafft die eigenproduzierte regelmäßige Berichterstattung über Modell- und Eisenbahnthemen aus Mitteldeutschland gänzlich ab. Sämtliche Erwartungen an eine neue Führungsriege in der Rundfunkanstalt wurden sehr schnell zunichte gemacht. Medienpolitisch ein Skandal, tourismuspolitisch eine Katastrophe – leider nur will das offensichtlich kein Verantwortungsträger merken.
Im Freistaat Sachsen werden die Schmalspurbahnen als erhaltenswertes Kulturgut ja gar im Koalitionsvertrag benannt, allein es fehlte für die interessierte Öffentlichkeit bisher der Nachweis der Ernsthaftigkeit dieser Themensetzung. Die abrupten Budgetkürzungen bei der Döllnitzbahn vor einem Jahr brachten dann zumindest hinter den Kulissen offensichtlich Bewegung in die Diskussionen. Anfragen, Anträge und Expertenanhörungen im sächsischen Landtag lassen zumindest den Schluß zu, daß alle Parteien die Brisanz des Themas erkannt haben − und der Koalition das Feld nicht überlassen wollen. Ob sie aber alle verstanden haben, worüber sie da reden, muß leider eher bezweifelt werden.
Mit einer Kabinettsentscheidung zur Bewilligung der Investitionsmittel für den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn im oberen Abschnitt scheint man auch da endlich mal eine kleine Bewegung gemacht zu haben. Aber aus den vergangenen zehn Jahren seit der Flutwelle kann man nur die Erfahrung ableiten, daß Skepsis und Mißtrauen sehr wohl angebracht erscheinen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Natürlich haben wir auf 48 Seiten im Heft noch reichlich mehr Themen untergebracht. Sowohl mit den schon laufenden Projekten, aber auch aus den umfangreichen Veranstaltungsprogrammen ist wieder ein sehr abwechslungsreiches Jahr auf den Schmal- und Regelspurgleisen zu erwarten. Nutzen Sie die Angebote bitte möglichst oft – nur das sichert deren Fortbestand wirklich.
Glück Auf!
12.02.2012