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Rezensiert: Von der GHE zur HSB Tradition und Innovation auf Meterspurgleisen im Harz
irk Endisch
Von der GHE zur HSB Tradition und Innovation auf Meterspurgleisen im Harz
Band 1: Die Selketalbahn
Band 2: Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH
Verlag Dirk Endisch, Stendal 2011. Je 240 A4-Seiten ISBN: 978-3-936897-70-0 Preis: 49,90 €
Am 7. August 2012 jährt sich die Inbetriebnahme des ersten Abschnittes (Gernrode – Mägdesprung) der Selketalbahn zum 125. Mal. Anläßlich dieses Jubiläums erschien bereits im November 2011 im Verlag Dirk Endisch ein Schuber mit je zwei 240seitigen A4-Büchern. Band 1 stellt im Schwerpunkt die Geschichte der Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn-Gesellschaft (GHE) sowie die Entwicklung der Selketalbahn bis zur Reprivatisierung vor. Außerdem gibt er Informationen zu den dort bis 1992 eingesetzten Fahrzeugen. Band 2 enthält vergleichsweise sehr kurz gefaßt die Geschichte der Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE). Ebenso werden die Harzquerbahn und die Brockenbahn beschrieben, auf die Südharz-Eisenbahn (SHE) geht der Autor hingegen leider überhaupt nicht ein. Im Mittelpunkt des Bandes steht die Gründung und vor allem Entwicklung der HSB GmbH. Abgerundet wird dieses Kapitel mit Porträts der HSB-Fahrzeuge einschließlich einer aktuellen Wagenliste. Besonders positiv empfand der Rezensent die Kurzdarstellungen zur Ortsgeschichte aller Anliegergemeinden der GHE sowie der anschließenden Unternehmen. Dabei las er erstaunt von einer 4,5 km langen 750-mm-Erzbahn von Silberhütte zur Grube Pfaffenbergschacht, die von 1887 bis 1912 im Betrieb war. Wertvoll sind jedoch auch die Lageplanskizzen der Betriebsstellen, die Auszüge aus den Betriebsbüchern sowie viele Informationskästen – z. B. zur Fa. Hostmann & Co. Die beiden qualitativ äußerst hochwertigen Bände sind gut bebildert. So fanden mehrere bisher unveröffentlichte Motive Eingang in die Bände. Unschön dagegen ist die Wiedergabequalität mehrerer Schwarzweiß- sowie aktueller Farbaufnahmen – sie sind in der Druckersprache einfach „abgesoffen“. Wie bei fast allen Büchern in der Erstauflage sind weder alle Fahrzeugdaten noch die Rechtschreibung völlig fehlerfrei. Beispielsweise fehlt im Band 2 auf Seite 216 in der Tabelle der Wagen 905-152, der heute noch in Gernrode abgestellt ist. Bei den Personenwagen 900-441 bis 900-446 handelt es sich um keine Umbauwagen, sondern um Neubauwagen. Seite 222: Die DR übernahm 1949 nicht nur vier, sondern fünf 1897/98 von Herbrand gebaute PwPost – die späteren 905-151 bis 905-153 sowie 99-01-83 und 99-01-85. Die „906-Nummern“ verschwanden bereits zwischen 1963 und 1965 mit dem Ausbau des Postabteils – sie wurden zu 904-152 bis 904-154; aus dem Spreewald kam 1970 kein 902-306, sondern u.a. der Wagen 904-011 in den Harz. Erst nach dessen Modernisierung 1985 erhielt dieser die neue Betriebsnummer 902-306. Seite 226: Es ist schön, daß die 2009 an die IG Hirzbergbahn e.V. verkauften Fahrzeuge erwähnt sind, aber warum fehlen die an den DEV und zur Selfkantbahn verkauften Wagen sowie die schon verschrotteten Bahnhofswagen? Dazu als Hinweis: Die Fahrzeuge der GHE sind im Band 1 sehr ausführlich beschrieben, beschränkt sich die Beschreibung der HSB-Fahrzeuge im Band 2 nur auf die heute noch vorhandenen. Seite 228: Bei den 1951 erprobten Rollwagen handelte es sich um keine „Sachsen“, sondern um neugebaute LOWA-Rf4.
Fazit: Mit Band 1 liegt die beste bisher publizierte Darstellung der Geschichte und Entwicklung der Selketalbahn vor. Band 2 liefert hingegen die aktuelle und umfangreichste Schilderung der HSB-Geschichte. Für Liebhaber der heute noch im Harz vorhandenen Schmalspurbahnen sind beide Bände deshalb ein Muß! Nicht den heutigen technischen Möglichkeiten entspricht die Wiedergabe mehrerer Aufnahmen. Dennoch sehe ich bei beiden Bänden ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Kauf lohnt sich!
12.02.2012