Bücher-Markt
Rezensiert: Die Geschichte der Feldabahn
Günter Fromm/Harald Rockstuhl
Die Geschichte der Feldabahn 1880–1997
Alte Feldbahn 1880-1934, Vollspurige Feldabahn 1934–1997
- bearbeitete und erweiterte Auflage 258 DIN-A5-Seiten in Leinen gebunden mit 236 Schwarzweiß- und 63 Farbfotos sowie 56 Zeichnungen und Grafiken (teils in Farbe) Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2017. ISBN: 978-3-95966-244-6 Preis: 29,95 Euro
Auf dem Gebiet von Mitteldeutschland ging in den Jahren 1879/80 die Feldabahn in Südthüringen als erste Schmalspurbahn des öffentlichen Verkehrs in Betrieb. Beim Bau der meterspurig ausgeführten Sekundärbahn im Großherzogtum Sachsen-Weimar trat der königlich sächsische Geheimrat Claus Köpcke aus Dresden als Berater auf. Die beim Betrieb der Strecken Salzungen – Vacha und Dorndorf – Kaltennordheim gesammelten Erfahrungen flossen deshalb auch in den Bau der Schmalspurbahn Wilkau – Kirchberg im Königreich Sachsen ein. Aus all diesen Gründen verdient die in den 1930er Jahren wie die Müglitztalbahn in Sachsen auf Regelspur umgebaute Feldabahn besondere Beachtung, auch wenn die Deutsche Bahn AG den regulären Zugverkehr von Dorndorf nach Kaltennordheim 1997 einstellte und die Strecke zum 31. August 2003 stilllegte. Im Januar 2008 begann der Abriss der Gleise auf dem genannten Abschnitt, der sich bis Ende 2016 hinzog. Dies war offensichtlich für Harald Rockstuhl der Anlass, sein im A5-Format aufgebautes Buch über die Feldabahn erneut zu bearbeiten und zu ergänzen. In diesem Jahr veröffentlichte er die dritte Auflage. Doch was ist darin neu? Wer die bisherigen Auflagen kennt und das neue Buch durchblättert, wird im ersten Augenblick annehmen, dass eine Vielzahl bisher unveröffentlichter Aufnahmen die Neuauflage ergänzt. Beim genauen Vergleich mit der ersten Auflage von 2004 wird allerdings rasch klar: Harald Rockstuhl hat meist lediglich die Anordnung von Aufnahmen, Grafiken oder Auflistungen verändert. Die Platzierung der fortgeschriebenen Zeittafel an den Buchanfang darf dabei ebenso begrüßt werden wie die Wiedergabe von besonders eindrucksvollen Aufnahmen über den Bund. Wirklich neu sind zahlreiche Luftaufnahmen vom Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation, mehrere herrliche Zeichnungen der schmalspurigen Feldabahn von Peter König aus Aue sowie die in den vergangenen Jahren von Harald Rockstuhl angefertigten Farbaufnahmen vom Abriss der Gleise sowie vom Bau des Fahrradweges. Neue Forschungsergebnisse zur Geschichte der schmalspurigen Feldabahn und zu ihrer Umspurung fanden hingegen keinen Eingang in das Buch, dessen historischer Teil aus einem Aufsatz von Günter Fromm aus dem Jahr 1980 besteht. Die letzten Betriebsjahrzehnte der Strecke nach Kaltennordheim geben mehrheitlich Fotos wieder, eine in sich geschlossene Abhandlung in Textform oder ausführliche Darstellungen zum Fahrzeugeinsatz kommen weiterhin nicht zum Abdruck. Die in den vergangenen Jahren in der Öffentlichkeit diskutierten Projekte, einen Abschnitt nach Weilar mit 1000 mm bzw. mit 600 mm Spurweite als Touristenbahn zu nutzen, finden auf sieben Buchzeilen Erwähnung, werden aber nicht genau vorgestellt.
Fazit: Die vor allem um Luft- und um aktuelle Farbaufnahmen vom Streckenabriss ergänzte Neuauflage bietet keine Überraschungen, aber einen Überblick über die Entwicklung der Feldabahn. Die Druckqualität und Bildbearbeitung entspricht dem üblichen Standard des Verlages, sprachlich fehlt vielen Texten ein gutes Lektorat. Deshalb ist das Buch unter dem Strich vom Preis-Leistungs-Verhältnis her zu teuer.
15.10.2017