VSE-Nachrichten
Nachruf: Danke, dass wir uns kennen durften! Im Gedenken an Volker Dietel (1949 – 2017)
Am 2. September erhielten wir die traurige Nachricht, dass unser Freund und langjähriges Vereinsmitglied Volker Dietel plötzlich und unerwartet verstorben ist. So wie die gesamte deutsche Eisenbahnszene können wir dies bis jetzt eigentlich nicht fassen. In der Zeit der deutschen Wiedervereinigung als suchender Eisenbahnfan und Hobbyfotograf beim VSE gelandet, aber dennoch arbeitsbedingt weit von der „Keimzelle“ Dresden entfernt, nahm ich bei den Hauptversammlungen einen scheinbar naseweisen Menschen mit fränkischem Dialekt wahr. Im Jahre 1995, dann schon als Vorstandskandidat im Auftrag des heimischen Vereins an der Museumsbahnertagung teilnehmend, saß er mir plötzlich im Museumszug gegenüber. Und so kamen wir ins Gespräch und spätestens nach meiner Wahl zum Vorsitzenden vertieften sich diese Gespräche. Mein früheres Urteil legte ich dabei ganz schnell ad acta – denn ich wurde eines Besseren belehrt. Jedoch keineswegs im Sinne von Belehrung, denn so etwas war Volker völlig fremd. In den Gesprächen mit dem alten Vorstand kam schnell zum Vorschein, dass Volker seit jenen Dezembertagen 1989 – oder besser -nächten – dem zu gründenden bzw. dann entstehenden Verein mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte und dies gänzlich ohne Eigennutz! Das sollte sich auch bis zu diesem September 2017 nicht mehr ändern. Was hätte der Museumsleiter des DDM „aus dem Osten“ für sein Museum alles herausholen können! Doch nein, Geschäfte machte Volker nur „zum gegenseitigen Nutzen und Vorteil“ und bediente sich damit gerne der gerade untergegangenen Terminologie. Wenn man von jemandem sagen kann, dass er die deutsche Einheit gelebt und mit Leben erfüllt hat, dann war es unser Volker. Nicht zuletzt dank ihm fanden Begriffe wie „Ost und West“ oder gar „Ossi und Wessi“ keinen Einzug in unsere Gespräche. Väterlicher Freund ist hier sicher kein übertriebener Ausdruck. Die Entwicklung „seiner“ Vereine im Osten verfolgte er stets und ständig, sie waren ihm eine Herzensangelegenheit. Schade, dass wir diesen Weg nun ohne Volker, ohne seinen Rat und seine Unterstützung weiter beschreiten müssen. Unvergessen ein kauzig dozierender Volker, der am Rande einer Museumsbahntagung im Bayrischen Wald den anwesenden Stammtischgästen beschrieb, wie „deutsche Einheit geht“, und das am praktischen Beispiel seiner Person und seiner Freunde aus dem „Territorium“ dem staunenden Publikum unmissverständlich erläuterte. Mit beeindruckender Akribie begleitete Volker den Umbau seines Museums, es waren maßgeblich seine Ideen – die festliche Einweihung war einer der wenigen Tage, an dem Volker einen Schlips trug. Schön, dass wir Volkers „Unruhestand“ erleben durften und auch seine Freude über seinen Enkel Elias. Opa Volker war es noch vergönnt, Pfingsten 2017 eine Runde mit dem „Eisenbahnfan in Lauerstellung“ im Museum zu unternehmen. Dabei wurde ihm mehr als einmal vorgeschlagen, den Kinderwagen von Elias auf 1435 mm „umzuspuren“. Dazu wird es nun leider nicht mehr kommen. Wir alle werden Volkers Vermächtnis bewahren. Nicht zuletzt ist der VSE auch ein Teil dieses Vermächtnisses, seines Mitgliedes Nummer 039, Eintrittsdatum 15.07.1990. Viel zu früh hast Du uns verlassen! Danke, dass wir Dich kennen durften! Wir werden Dich ehren, in dem wir Dein Werk fortsetzen. Ulli & Thomas im Namen des VSE
15.10.2017