Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser, es möge bitte nicht zur Gewohnheit werden, aber auch in diesem Editorial komme ich um eine besondere Würdigung leider nicht umhin: Am 1. September verstarb mit Volker Dietel, dem langjährigen Leiter des Deutschen Dampflokomotiv-Museums in Neuenmarkt-Wirsberg und zuletzt Vorsitzenden des Vereins der Freunde des DDM e. V., viel zu früh ein exzellenter Fachmann, eine fränkische Frohnatur, ein Berufsoptimist und sehr guter Freund und Ratgeber. Er war letztendlich der ideale Botschafter und Jongleur einer Ost-West-Annäherung von Eisenbahnfreunden, insbesondere in Bayern und Sachsen. Darüber hinaus war seine Stimme jederzeit gefragt, wenn es gesamtdeutsch um die Anerkennung der Leistungen der „jungen Vereine“ aus den unverbrauchten Ländern bei den „alteingesessenen und erfahrenen“ im Westen ging. Volker gab Ratschläge, ohne als Berater daher zu kommen, er hörte zu, gab fränkische Lebensweisheiten an passender Stelle, fluchte auch mal ziemlich derb und war trotzdem immer ein prima Kerl. Eine besonders gute Beziehung hatten VSE und Preßnitztalbahn zu ihm, zu seinem Museum und letztendlich auch dadurch in seinem großartigen Beziehungskreis. Wir wollten von den Besten lernen – entsprechend diesem Anspruch lenkte er viele Kontakte zu Gleichgesinnten. Über 160 Trauergäste nahmen am 29. September – seinem 68. Geburtstag – von Volker Abschied und 01 509 der PRESS ließ minutenlang ihren hohen Pfeifton vom Bayreuther Bahnhof zum Friedhof schallen, als seine Urne ins Grab gesetzt wurde.
Bei Volker traf man sich, um einfach mal zu schwatzen, Bier zu trinken, neue Ideen auszuhecken und die Fäden der Verbindungen zwischen allem und jedem in der Szene zu kennen. 25 Jahre Freundschaft sind es für mich persönlich, zwei weitere Sichtweisen dieser einmaligen Beziehung haben wir in diesem Heft. Wer Volker Dietel kannte, der weiß, dass eine komplette Ausgabe nicht reichen würde, die Vielfalt seines Wirkens für die deutsche Eisenbahnfan- und Museumsbahnszene zu erfassen. Wir werden in seinem Sinne unsere Arbeit und die Zusammenarbeit fortsetzen – das wäre mit Sicherheit sein wichtigster Wunsch gewesen.
Auch wenn dies ein etwas ungewöhnlicher Sprung ist: Ein „Begräbnis“ ganz krasser Art praktizierte die DB Netz im September, als sie eine 18 Millionen Euro teure Tunnelbohrmaschine einbetonieren ließ, um bei Rastatt die wichtigste Nord-Süd-Eisenbahnmagistrale Europas nach durch die Tunnelbaustelle verursachten Gleissenkungen schnellstmöglichst wieder befahrbar zu machen. In der vorigen Ausgabe verwies ich hier an dieser Stelle auf den „Masterplan Schienengüterverkehr“. Mit den wochenlangen Folgen des Totalausfalls einer solchen Hauptschlagader des Eisenbahnverkehrs, nicht zu vergessen die sich nun auf Jahre verzögernden Bauarbeiten an der mit dem Tunnel beabsichtigten Beseitigung eines Flaschenhalses, besteht nun einmal mehr die Forderung an die Politik in Ländern und im Bund, nicht nur zukunftsweisende Strategien für den Eisenbahnverkehr aufzustellen, sondern auch ein ausgewogenes Baustellen- und Umleitungsmanagement zu finanzieren.
Ihnen war jetzt hier zu wenig Bezug auf Schmalspuriges und die Eisenbahnmuseen dabei? Keine Sorge, die folgenden Seiten sind wieder voll davon. Schauen Sie doch einmal in Ihrer Nähe vorbei, bevor die Winterlethargie um sich greift.
Glück Auf
15.10.2017