Schmalspurbahnen in Europa
Die Wassertalbahn (Teil 2)
Die Waldeisenbahn heute
Für den planmäßigen Betrieb stehen auf der Wassertalbahn drei Diesellokomotiven vom Typ L45H zur Verfügung, 0032 in blau lackiert und 0015 und 0036 in rot. Unterstützt werden diese von drei kleineren Lokomotiven des Types L18H, auch der als „Automotor“ bezeichnete Triebwagen darf noch leere Drehschemel in die Berge schleppen. Für schnelle Einsätze sind einige auf 760 mm umgespurte „FORD Transit“ im Einsatz. Die rumänische Grenzpolizei benutzt für ihre Fahrten zum Außenposten Coman an der ukrainischen Grenze noch eine Draisine alter Bauart.
Morgens verlassen gegen 6 Uhr und 7 Uhr die beiden Produktionszüge das Werksgelände im unteren Wassertal, um leere Drehschemel auf die verschiedenen Ladestellen im oberen Wassertal zu verteilen. Teilweise werden die sogenannten Trucks aber auch an Ladestellen auf der freien Strecke abgestellt. Ist eine Wagengruppe beladen, rollt sie unter dem Einfluß der Schwerkraft handgebremst bis zum nächsten Ausweichbahnhof, um weiteren Zügen, Draisinen oder dem Automotor Platz zu machen. Bis zu 50 Holzschemel kann ein Zug lang sein - etwa 300 Kubikmeter Holz werden so täglich nach Viseu gebracht. Die Strecke ins Novat-Tal wird derzeit nicht befahren, der Wald dort wurde vom Staatsforst privatisiert und wird nicht durch die RG Holz genutzt. In den Sommermonaten folgt um 8.30 Uhr der Touristenzug den Produktionszügen, gelegentlich sind weitere Sonderzüge für Reisegruppen unterwegs. Zu einer besonderen Attraktion haben sich inzwischen die zweimal jährlich angebotenen Fotowochen entwickelt, bei denen mindestens ein Produktionszug mit einer Dampflokomotive bespannt wird. Meist sind diese schon Monate im voraus ausgebucht. An Dampflokomotiven stehen in Viseu de Sus derzeit zur Verfügung:
- 764.408R, „Cozia-1“, eine Neubaulok aus Reghin, gebaut 1986
- 764.421, „Elvetia“, Resita 1954
- 764.211, „Mariuta“, eine 1910 bei Orenstein&Koppel gebaute Waldbahnlok
- 763.193, ein 1921 von Krauß in Linz gebauter Dreikuppler, der bis zur Einstellung des Betriebes auf der Waldeisenbahn in Moldovita im Einsatz war. Die 764.469, eine Resita, gebaut 1962, stand 2010 zur Hauptuntersuchung an. Nicht betriebsfähig sind 764.449 „Cozia-2“, die 764.436 (Resita) und 764.313, eine original Budapester Type 70, gebaut 1921. Die Wassertalbahn hat sich damit gleichzeitig zum Waldbahn-Museum entwickelt.
Plandampf auf der Wassertalbahn - Besuch aus Sachsen
Was vor zwanzig Jahren im Chemnitztal mit dem Einsatz von 50 3616 vor einem planmäßigen Personenzugpaar begann, wurde im Mai 2010 in Rumänien fortgesetzt – die Bespannung planmäßig verkehrender Züge mit Dampflokomotiven. Nach einer Anreise, die den Besuch des Eisenbahnmuseums Budapest einschloß, traf eine Reisegruppe aus Mitgliedern des VSE sowie Gästen am 2. Mai in Viseu de Sus ein, wo Quartier in der unmittelbar an der Waldbahn gelegenen Pension des Lokführers Vasile Barsan bezogen wurde. Am Montagmorgen hieß es bereits früh aufstehen, sollte doch aufgrund der Wetterlage vor allem der obere Abschnitt befahren werden. 764.408R, die Neubaumaschine, stand pünktlich um 6 Uhr mit ihren Drehschemeln an der Ausfahrt bereit, um den Produktionszug Nr. 1 in die Berge zu bringen. Bis zu den drei Tunneln bei Botizu wurde zügig durchgefahren, unterbrochen nur durch einige Wasserhalte. Genau als sich die Strecke nach Südosten drehte, erschien die Sonne und ermöglichte sehenswerte Aufnahmen von den Tunneln und dem oberen Streckenabschnitt der Bahn. Unterwegs wurden natürlich die Drehschemel gemäß Anforderung auf die Ladestellen verteilt. Leider war die Strecke ab km 38,5 bei Valea Babei wegen eines Oberbauschadens nicht befahrbar. Der Grund ist ganz einfach: Durch RG Holz wird die Strecke immer nur soweit hergerichtet, wie Holz eingeschlagen wird. So wurde in Valea Babei, wo sich auch Touristenunterkünfte befinden, eine ruhige Mittagspause eingelegt. Auf der Rückfahrt wurden an der Ladestelle Paltin beladene Holzwagen eingesammelt, die es nun galt, talwärts nach Viseu zu befördern – selbstverständlich handgebremst! Dazu bedienen Bremser auf den Bühnen der voll beladenen Holzwagen jeweils zwei Handbremsen – eine nicht gerade ungefährliche Tätigkeit, falls die Wagen einmal entgleisen sollten. So gestalteten sich auch die Fotohalte talwärts entsprechend schwieriger, der Bremsweg ist deutlich länger! Es gelangen trotzdem einige eindrucksvolle Fotografien, wobei bei Valea Scradei die 764.408R sich sogar richtig ins Zeug legen mußte, geht es doch auch etwas bergauf. Allerorten waren zudem die noch frischen Baumaßnahmen aus der Instandsetzung nach dem Hochwasser vom Juli 2008 zu erkennen. Die einst im Tal reichlich vorhandenen Wiesen sind inzwischen vielfach durch Forsttraktoren zerstört worden.
Am Dienstag bespannte 764.421, eine originala Resita-Maschine, den Produktionszug Nr. 2, der erst gegen 8 Uhr auf die Strecke ging. Diesmal waren Drehschemel im unteren Abschnitt bis kurz hinter Cozia (km 19) abzusetzen. Die Sonne hatte ein Einsehen und verlieh den ersten Morgenaufnahmen die nötige Brillanz. Gefahren wurde bis zu den Tunneln bei Botizu. Auf der Rückfahrt waren immerhin neun beladene Drehschemelpaare nach Viseu zu befördern. Eine 100jährige Lokomotive beförderte den Produktionszug Nr. 2 am Mittwoch, die 1910 bei O&K gebaute 764.211. Inzwischen hatte die Wolkendecke die Oberhand gewonnen, wenngleich glücklicherweise kein Regen einsetzte. Auf freier Strecke bei Cozia wurde demonstriert, wie schnell man einen Forsttraktor mittels mobiler Rampen auf den Zug verladen kann. Nach einer guten Viertelstunde ging die Fahrt weiter bis Botizu, wo der Traktor verblieb. Der nunmehrige Kurzzug fuhr noch drei Kilometer weiter bis Suligu, wo der Produktionszug, geführt von einer L45H mit 8 beladenen Drehschemelpaaren, kreuzte. Da der Bestand an Drehschemeln trotz einiger Neubauten immer noch knapp ist, bemüht sich die Waldbahn, diese zügig nach Viseu zu bringen und zur Entladung bereitzustellen. Für die 764.211 verblieben deshalb auf der Strecke nur drei beladene Schemelpaare. Am Donnerstag war Moldovita-Tag auf der Waldeisenbahn. Nach der Übernahme des dortigen Sägewerkes in das Eigentum von RG Holz gelangten die Fahrzeuge aus Moldovita nach Viseu. 763.193 übernahm es, einige Drehschemel nach Cozia zu bringen - mit einem Abstecher ins Novat-Tal. Dort ist allerdings einen Kilometer nach dem Abzweig von der Hauptstrecke der Oberbau durch Forsttraktoren zerstört. Da RG Holz aus diesem Bereich kein Holz bezieht, wird die Strecke vorläufig auch nicht instandgesetzt. Als zweites Fahrzeug aus Moldovita kam eine vierachsige Draisine zum Einsatz, die in den Werkstätten von CFI Brad mustergültig restauriert wurde. Für Fotozwecke zog die Draisine einen halboffenen Personenwagen wenige Meter vor dem Dampfzug, das trübe Wetter ließ jedoch nur wenige gute Aufnahmen zu. Parallel war an diesem Tag auch der Touristenzug unterwegs, der gezogen von 764.408R nach Paltin fuhr. Während ein Teil der Mannschaft am Freitag bereits die Rückreise antrat, genoß der Rest nochmals eine Fahrt im Touristenzug ohne jeglichen Fotostreß. Ein Dank geht an dieser Stelle an Thomas Krauß für die Vorbereitung, Michael Schneeberger vom Verein „Hilfe für die Wassertalbahn“ für die Organisation vor Ort, Lokführer Vasile Barsan, der immer ein offenes Ohr für alle Fotowünsche hatte, und nicht zuletzt an seine Frau Irina, die in der Pension für eine ausgezeichnete Verpflegung sorgte. Fest steht schon, wir kommen wieder! Der nächste Ausflug in die Berge der Karpaten ist für Herbst 2012 geplant! Für weitere Informationen zur Waldeisenbahn seien die Seiten www.wassertalbahn.ch und www.wassertalbahn.de empfohlen. Die Wassertalbahn erwartet jeden Besucher mit einmaligen Erlebnissen im Karpatenwald.
14.12.2010