Editorial
Liebe Preß´-Kurier-Leser,
ein Jahr stark reduzierter Präsenz der Eisenbahn im Programm des Mitteldeutschen Rundfunks ist zu konstatieren, die Bemühungen mit der Aktion „Rettet die Bahnzeit“ haben daran bisher nichts ändern können, auch wenn wir dennoch keineswegs nur von Erfolglosisgkeit sprechen können. Die von mir vor einem Jahr identifizierte Ignoranz der Programmverantwortlichen ist stärker als vermutet – auch die als „Wahrer der Interessen der Allgemeinheit“ tätigen Rundfunkräte werden offensichtlich nur an der Nase herumgeführt. Leider ein weiteres Beispiel, wie demokratische Grundsätze Schritt für Schritt demontiert werden.
Das stärkste Beispiel im Stück zur Steigerung des Verdrusses über demokratische Entscheidungsgremien stellt jedoch gerade die sächsische Landesregierung. Vor etwa 15 Monaten konnte man im bundesweiten Vergleich noch ein Raunen dafür hören, daß die Koalitionsvereinbarungen auch mehrmals die sächsischen Schmalspurbahnen explizit als zu erhaltendes Kulturgut benannten. Heute möchte man wünschen, daß sie da nicht drin vorkommen. Mit ihren Vorhaben, in Rasenmähermanie Hand an die Zuschüsse des öffentlichen Personennahverkehr für die kommenden vier Jahre zu legen, wurde auch der Ring für neuerliche Diskussionen über die Notwendigkeit der Schmalspurbahnen eröffnet. Den Verkehrszweckverbänden bleibt vermeintlich nichts anderes übrig, als auch dort zu sparen – der Landesregierung wäre es im Gegensatz ein Leichtes gewesen, dort Kahlschlagsbemühungen gleich von Anfang an abzuwehren. Doch Fehlanzeige dazu. Wahrscheinlich erstes Opfer in diesem Umfeld könnte die Döllnitzbahn werden. Gerade hat sie für die sichtbaren Bemühungen der letzten Jahre, der Strecke eine neue Attraktivität zu verleihen, den Claus-Köpcke-Preis 2010 erhalten. Hoffentlich kein schlechtes Omen mit Bezug auf den vorjährigen Medien-Preisträger „MDR-Bahnzeit“.
Die Kürzungen der ÖPNV-Gelder im Lande durchzudrücken, während diese gleichzeitig in fast allen anderen Bundesländern im Hinblick auf die anstehende Neuberechnung des Verteilungsschlüssels des Bundes für die Regionalisierungsmittel eine Steigerung erfahren, ist nicht mehr zu verstehen. Die Beratungsresistenz der verantwortlichen Landespolitiker findet sich damit schon auf gleicher Stufe mit dem MDR.
Trotz allem zeigt der Rückblick auf das Jahr 2010 auch viele positive Ergebnisse – über vieles, was im Lande bei den Eisenbahnmuseen, Museumsbahnen, Vereinen und Objekten passiert ist, haben wir hier im PK regelmäßig berichtet und wollen dies gern für Sie auch weiterhin tun.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen erfolgreichen Start ins Jahr 2011, verbunden mit vielen Erlebnissen bei den Eisenbahnen der verschiedensten Spurweiten.
Glück Auf
14.12.2010