Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Mansfelder Bergwerksbahn e.V.
Das Kalenderjahr 2010 stand beim Mansfelder Bergwerksbahn e.V. (MBB) ganz im Zeichen von Bauarbeiten an der freien Strecke und im Bahnhof Hettstedt Kupferkammerhütte, dem Endbahnhof der bis dahin 10.761 m langen Schmalspurbahn.
Neugestaltung Bahnhof Hettstedt Kupferkammerhütte
Auf dem Gelände der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bereits vorindustriell als Kupferhammer und später als Bleihütte genutzten Fläche gab es für den MBB seit dessen Gründung im Jahr 1991 das Problem, daß das Areal stark verschmutzt war. Im Rahmen eines „Ökologischen Großprojektes“, das überregional vom Land Sachsen-Anhalt gesteuert und finanziert wurde, wurden in den Jahren 2006 und 2007 kontaminierte Flächen grundhaft saniert und die Geländetopographie für eine qualifizierte Ableitung der Oberflächenwasser angepaßt. Eine der am stärksten kontaminierten Teilflächen durch die Kupferverhüttung waren die mit Gleisen belegten Bereiche des oberen Werksbahnhofes, so daß auf dessen gesamter Fläche die Gleise entfernt werden mußten und der Boden bis zu 60 cm Tiefe ausgehoben wurde. Es blieben lediglich der unter Denkmalschutz stehende dreiständige Lokschuppen der Bergwerksbahn, das Sozialgebäude und das Stellwerk unangetastet. Bis zum Frühherbst 2006 erhielt der MBB eine rund 10.500 m² große Fläche übergeben, die eine Oberflächenentwässerung, eine Planumsschutzschicht sowie eine Grundschotterschicht als Basis für die Verwirklichung eines Gleisplanes aufnehmen sollte, wie er auf einer Mitgliederversammlung des Vereins beschlossen wurde. Bis zum Februar 2007 konnten während einer milden Winterperiode das Gleis 1 und das Verbindungsgleis zum unteren Werkbahnhof nebst fünf Weichen eingebaut werden. Dieser Zustand hielt sich bis zum Sommer 2010, so daß beim Umsetzen der Lok an das andere Zugende stets der Wagenzug im Gefälle ablaufen mußte − eine betrieblich zulässige aber dennoch nicht ungefährliche Situation, die auf lange Frist nicht beibehalten werden konnte. In diesem Jahr waren endlich die materiellen und organisatorischen Mittel vorhanden, um die Bauarbeiten zur Fertigstellung der Anlage fortzusetzen. Geplant und umgesetzt wurden ab dem 20. September der Bau eines Umfahrungsgleises (Gleis 2), zweier Ausziehgleise und die Anbindung des Lokschuppenstandes 3 an das vorhandene Gleis 1. Dabei war neben der Errichtung des Umfahrungsgleises die Anbindung des Lokschuppens (Stand 3) ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der MBB, um unabhängig von den hochfrequentierten Gleisen in der MaLoWa-Bahnwerkstatt GmbH in Benndorf eigene Gleiskapazitäten für die Wartung und Reparatur an den Schienenfahrzeugen vorhalten zu können. Die Gleisbauarbeiten wurden am 18. November vom Landesbeauftragten für Eisenbahnaufsicht des Landes Sachsen-Anhalt abgenommen.
Als problematisch erwies sich, daß der Lokschuppenstand 3 seit etwa 1980 als Garage für einen Kleinlaster „Multicar“ und als Farblager genutzt wurde. Eine Zwischenwand war zu entfernen, die verfüllte Arbeitsgrube mußte auf ihrer gesamten Länge wieder freigelegt werden und die Schienen waren daraufhin wieder neu zu verlegen. Um die alte Schienenbefestigung der Arbeitsgrube auf gußeisernen Winkeln wieder benutzen zu können, wurden Schienen der Form S 14 beschafft und damit die historischen Befestigungsmittel der Schienen aufwendig nachgestaltet und wiederhergestellt. Vorher mußte jeder einzelne Gewindestift der vormals abgebrannten Schienenbefestigung aus dem gußeisernen Träger entfernt werden. Dieser Vorgang ähnelte einer Zahnstumpfsanierung beim Zahnarzt! Abschließend waren alle drei Toreinfahrten den gültigen Anforderungen der Berufsgenossenschaft anzupassen, indem sie verbreitert wurden, neue Sturze eingebaut und neue, zweiflügelige Tore installiert bekamen. Der Toreinbau wurde durch den starken Wintereinbruch Ende November behindert und verzögert, so daß die Loks 9 und 11 nach den Nikolausfahrten noch nicht wie geplant im Stand 3 abgestellt werden konnten.
Fahrbetrieb auf der Museumsbahn
Parallel zu den Arbeiten an den Lokschuppentoren verkehrten seit dem 30. November wieder zahlreiche Züge mit den Lokomotiven 9 und 11 zu Jahresabschlußfeiern, insbesondere aber auch vom 4. bis zum 8. Dezember als Nikolauszüge auf der Museumsbahnstrecke. Dabei machten den Vereinsmitgliedern der MBB e.V. die starken Schneefälle und die permanent auftretenden Verwehungen bei Thondorf täglich große Mühen und Probleme. So kam es am 9. Dezember dazu, daß sich der P 229 trotz freier Spur in einer Wehe fest fuhr. Die ursprünglich mit einem Dampfzug mit 41 1144 angereisten 47 Fahrgäste von den britischen Inseln halfen dem MBB-Personal kurzerhand beim Freischaufeln des Zuges, so daß der Zug nach etwa 1,5 Stunden aus der mißlichen Lage befreit war − eine Aktion, die die Eisenbahnfreunde (und die MBB) wohl nie vergessen werden.
14.12.2010