Rettet die Bahnzeit!
Nichts Neues vom MDR
Der Herbst verstrich, doch ein merklicher Fortschritt in Sachen Eisenbahnberichterstattung im Programm des Mitteldeutschen Rundfunks konnte nicht registriert werden. Weder gab es ein Aufleben der „MDR-Bahnzeit“ noch eine weitere Folge von „Auf schmaler Spur“.
Die Ankündigungen des MDR im Sommer gegenüber den Mitgliedern des Rundfunkrates, ab Herbst eine zweimonatlich ausgestrahlte Sendung zu Eisenbahnthemen folgen zu lassen, waren also nur Abwimmelungsversuche. Leider bestätigten sich damit die Ahnungen, daß diesen Versprechungen schwerlich zu glauben ist.
Die Chance, beispielsweise über die Zweitauflage von „HistorikMobil“ in diesem Jahr im Zittauer Gebirge zu berichten, verstrich ungenutzt. Einmal mehr bewies damit sowohl das MDR Fernsehen, aber auch das Landesfunkhaus Sachsen wenig Interesse, dem eigenen Anspruch als Heimatsender tatsächlich gerecht zu werden. Gerade „Benefiz HistorikMobil“, das speziell zur Unterstützung der zahlreichen Akteure der im August in den Regenfluten ertrunkenen Veranstaltung organisiert wurde, wäre es wirklich Wert gewesen, Heimatverbundenheit zu demonstrieren. Selbst wenn noch nicht einmal der Schwerpunkt auf der Eisenbahn gelegen hätte, wäre eine Vorberichterstattung eine wirkliche Unterstützung der gesamten Region gewesen. Bleibt nur die Hoffnung, daß der beschlossene Personalwechsel im Landesfunkhaus Sachsen diesen Blick auf die wirklichen Interessen der Menschen wieder öffnet.
Lange Nacht der Eisenbahn
Am 31. Oktober präsentierte der MDR die „Lange Nacht der Eisenbahn“, ein Programmpunkt, der bereits in den vergangenen Jahren im Fernsehprogramm zu finden war. Dabei hatten die Fernsehplaner aber wahrscheinlich übersehen, dass die Nacht vom Sonntag zum Montag für berufstätige Menschen selten zur langen Fernsehnacht werden kann – dementsprechend war die Quote mit 3,3 % des Marktanteiles zu dieser Zeit bzw. rund 30 000 Zuschauern wahrscheinlich auch hinter den Erwartungen des MDR zurückgeblieben.
Bleibt zu hoffen, daß die Programmdirektion dies nicht zum Anlaß nimmt, auch diese Sendung in künftigen Jahren abzusetzen. Da hilft wahrscheinlich auch nicht darüber hinweg, daß diese Sendung inzwischen als Kauf-DVD im einschlägigen Handel zu erhalten ist. Moderator Wolfgang Brinkschulte führte in den 160 Minuten durch ein abwechslungsreiches Spektrum an Ereignissen des Jubiläumsjahres „175 Jahre Eisenbahn in Deutschland“. Die verschiedenen Beiträge ließen einmal mehr die Frage aufkommen, warum diese nicht in einer aktuelleren Sendeform bereits über das Jahr zu sehen waren.
Claus-Köpcke-Medienpreis 2010 für „Rettet die Bahnzeit“
Am 7. Dezember erhielten die Initiatoren der Aktion „Rettet die Bahnzeit“ den Claus-Köpcke-Medienpreis 2010. Das Kuratorium für die Preisverleihung wollte damit insbesondere das ehrenamtliche Engagement gewürdigt sehen, mit inzwischen rund 4500 Stimmen auf der Internetliste sowie unzähligen Briefen, Eingaben und Protesten von Fernsehzuschauern eine markante Stimme für die Präsenz von Eisenbahnberichterstattung im Programm des MDR zu sein.
Jörg Müller und Helge Scholz nahmen den Preis entgegen – nicht ohne darauf hinzuweisen, daß er genauso den unzähligen Unterstützern gehört, die mit ihrer Stimme die Aktion beflügelten – auch wenn das gewünschte Ergebnis bisher leider nicht erreicht werden konnte.
14.12.2010