Preßnitztalbahn-Meilensteine
Rückblick: Vor 15 Jahren (Teil 4) - August 1992
Der Sommer 1992 gestaltete sich – im Rückblick – wie viele der folgenden Jahre: als Aufeinanderfolge vieler verschiedener Aktivitäten an unterschiedlichen Orten. Ein kleiner Querschnitt aus dem August vor 15 Jahren symbolisiert das Spektrum der Aktivitäten sehr deutlich:
1. August 1992: Sehma
An der Ladestraße des Ortes zwischen Annaberg und Cranzahl lagern rund 1,5 Kilometer Gleisjoche aus dem Rückbau an der Strecke, die der Verein zum Schrottpreis der Schienen erworben hat. In bis zu fünf Meter Höhe werden die Joche demontiert, die Schienen beiseite gekantet. Mit einem Lkw vom Typ W50 werden die Schwellen zunächst in kleineren Packen über die Ladestraße befördert und später nach Jöhstadt transportiert. Die Schwellen werden in Jöhstadt abgeplattet, gekürzt und neu für 750 mm Spurweite aufgeplattet. Rund 1500 Schwellen und damit Material für rund 1000 Meter Strecke für die Museumsbahn brachte diese mehrwöchige Aktion ein.
6. August 1992: Raw Görlitz
Bei einem der regelmäßigen Besuche im Reichsbahnausbesserungswerk (Raw) Görlitz werden die letzten Absprachen für die bevorstehende Hauptuntersuchung der vereinseigenen IV K 99 542 getroffen. Die Lok steht bereits seit geraumer Zeit auf dem Zuführungsgleis des Werkes, Mitte August beginnt die Demontage der Maschine. Für verschiedene Teile der IV K 99 568 laufen bereits Aufarbeitungsaufträge. Außerdem bemüht sich der Verein intensiv, bei den Verschrottungsaktionen im Werk brauchbare Materialien für die Fahrzeuge der Museumsbahn zu übernehmen. Seit Juli werden im Raw Görlitz auch Reisezugwagen der sächsischen Schmalspurbahnen unterhalten.
8. August 1992: Kretscham-Rothensehma
Für das Verkehrsmuseum Nürnberg soll aus Sachsen neben Schmalspurfahrzeugen auch originalgetreues Schienenmaterial einer Schmalspurbahn bereitgestellt werden (über den Sinn dieses Anliegens sollte man sich auch 15 Jahre später keinen Kopf zerbrechen). Diese Aufgabe übernahm die IG Preßnitztalbahn e. V. im Auftrag der Bahnmeisterei Annaberg-Buchholz. Zuvor ausgebautes Gleismaterial wird im Haltepunkt Kretscham-Rothensehma an der Schmalspurbahn Cranzahl – Oberwiesenthal auf einen bereitgestellten regelspurigen Güterwagen verladen. Nachdem zum 1. Juli 1992 der Güterverkehr auf der Schmalspurbahn offiziell eingestellt wurde, kam für die 50 Meter Gleis noch einmal richtiger Güterverkehr auf die Strecke.
13. August 1992: Leipzig
99 590 hatte nach ihrer Außerbetriebsetzung in Jöhstadt 1980 eine längere Odyssee über verschiedene Aufenthaltsorte hinter sich gebracht. Seit April 1989 stand sie im Raw Leipzig-Engelsdorf auf einem Denkmalssockel. Lehrlinge der Raw-Lehrwerkstatt hatten die Lok äußerlich aufgearbeitet, neue Farbe aufgetragen und die Grünanlage an der IV K ansprechend gestaltet. Am 13. August 1992, einem Donnerstag, fand auch dieser Abschnitt in der wechselvollen Geschichte von 99 590 ein Ende. Die IG Preßnitztalbahn e.V. übernahm, zunächst als Leihgabe – später mit Kaufvertrag abgeschlossen, die „Sockel-Lok“ für die Museumsbahn. Mit mehrfachem Absetzen bewegte sich die dritte Dampflok des Vereins an einem Autokran hängend bis zu einem Eisenbahntransportwagen. Als interessante Randnotiz ist der Umstand in Erinnerung geblieben, daß die gesamte Verladeaktion mit dem 50-t-Kran in Leipzig für den Verein kostenlos blieb. Die Kranfirma hatte schlicht die Rechnungslegung an den Verein vergessen.
20. August 1992: Annaberg/Jöhstadt
Am 20. August kehrte 99 590 nach Jöhstadt heim – elf Jahre war sie fern ihres langjährigen Einsatzgebietes auf der Schmalspurbahn Wolkenstein – Jöhstadt geblieben und nur dank vieler glücklicher Umstände überhaupt noch erhalten. Per Bahntransport zum oberen Bahnhof in Annaberg-Buchholz befördert, erfolgte dort wiederum mit einem Autokran die Verladung der Lok auf einen Straßentieflader. Der Transport erfolgte über die B 95 und Königswalde, mußte jedoch einen Umweg über Grumbach nehmen, da die direkte Zufahrt nach Jöhstadt wegen Straßenbauarbeiten und der Verlegung von Wasser- und Entsorgungsleitungen nicht befahrbar war. Am Bahnhof angekommen, wurde die Lok sofort in den Lokschuppen gebracht und mit den ersten Arbeiten zur optischen Aufarbeitung begonnen. Bis zur Wiederinbetriebnahme sollten aber noch reichlich zwei Jahre ins Land gehen. 14 Jahre war die Lok nicht betriebsfähig, inzwischen ist sie bald ebenso lange auf der neuen Preßnitztalbahn im Einsatz.
Und vor Ort in Jöhstadt …
fanden natürlich gleichfalls verschiedene Arbeiten ihre Fortsetzung oder wurden neu in Angriff genommen. Sowohl beim Streckenbau, insbesondere mit dem Einschottern der ersten Gleisabschnitte mit dem im Juni von der Bahnmeisterei Annaberg erworbenen zweiachsigen Schotterwagen (Nfz II), bei der Herstellung der notwendigen Schwellen für den Gleisbau als auch bei der Restaurierung an den Wagen für den künftigen Museumsbahnbetrieb liefen die Arbeiten kontinuierlich weiter.
Wir suchen Fotos von Besuchern und Mitstreitern bei den verschiedenen Projekten aus diesen Anfangsjahren. Nicht jeder konnte bei der Vielzahl der Aktivitäten überall dabei sein.
30.07.2007