Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Zittauer Schmalspurbahnen
Es ist geschafft: Ende Juli wurde VT 137 322 von der sächsischen Bahnaufsichtsbehörde abgenommen – der vierachsige Triebwagen ist wieder betriebsfähig! Seine ersten öffentlichen Fahrten absolvierte das Einzelstück anläßlich des Festwochenendes „Historik Mobil“ vom 10. bis zum 12. August. An diesen Tagen lud der Verein zur Förderung Sächsischer Schmalspurbahnen e.V. (VSSB) gemeinsam mit der Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft (SOEG) und dem Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V. zum Schmalspurfestival ins Zittauer Gebirge ein. Tatkräftige Unterstützung erhielten die Veranstalter von den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden e.V. aus Löbau. Die Fahrten des Triebwagens stellten den absoluten Höhepunkt des Festivals dar, waren jedoch nicht der einzige Glanzpunkt im Programm der Veranstalter. So kam auch die Jöhstädter 99 590 als Überraschungsgast in die Oberlausitz. Sie führte einen mit Straßen-Oldtimern beladenen Fotogüterzug ins Zittauer Gebirge. In Jonsdorf stand 99 758 für Führerstandsmitfahrten zur Verfügung. Zahlreiche Planzüge der SOEG waren mit zwei Einheitsloks bespannt. In Bertsdorf präsentierten sich verschiedene Vereine, aber auch Gesellschaften wie das Verkehrsmuseum Dresden (Eigentümer von VT 137 322) und die Dresdner Verkehrsbetriebe (Werbung für die beiden Bergbahnen in Sachsens Landeshauptstadt).
An beiden Tagen gab es außerdem einen erweiterten Fahrplan. Die zwei regulären Reisezugumläufe wurden ergänzt von einem mit Diesellok 199 013 (Typ Lyd2) bespannten Sonderzug. Nachdem der Star des Festivals, VT 137 322, alle Probefahrten mit Bravour bestanden hatte, wurde das Einzelstück von Freitag bis Sonntag von den Besuchern regelrecht „gestürmt“. Fahrten mit leeren Sitzplätzen waren undenkbar. Bei dieser Dauerbelastung brach am Sonntagnachmittag in Zittau eine Kupplung der Kardanwelle. 99 590 schleppte ihn zunächst nach Bertsdorf zur Schadaufnahme. Die SOEG ist optimistisch, das Fahrzeug schon bald wie geplant jeden Samstag im Umlauf der L30H einsetzen zu können. Eine Sitzplatzgarantie kann dabei nicht gegeben werden. Der 1938 in Bautzen gebaute Triebwagen war nur durch einen Zufall 1943 in Zittau verblieben. Seine drei Schwesterfahrzeuge kamen damals in den Bereich der RBD Posen, wo sie 1945 von den PKP beschlagnahmt und später zerlegt worden sind. Der letzte in Deutschland verbliebene Zittauer Triebwagen wurde 1964 abgestellt. Über vier Jahrzehnte verbrachte er im Lokschuppen Bertsdorf. Eigentümer des Fahrzeuges ist seit Ende der siebziger Jahre das Verkehrsmuseum Dresden. Dieses stimmte bereits in den achtziger Jahren einer betriebsfähigen Aufarbeitung des Triebwagens zu. Damals konnten sich die beteiligten Dienststellen der Deutschen Reichsbahn jedoch nicht auf das Procedere einigen. Anfang der neunziger Jahre begannen Zittauer Eisenbahner mit den Arbeiten, nach der Gründung der DB AG mußte das Projekt allerdings gestoppt werden. Vor vier Jahren griff der Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen das Projekt wieder auf. Doch erst nach dem Eintritt der SOEG in den Vertrag mit dem Verkehrsmuseum Dresden im vorigen Jahr konnte die Aufarbeitung richtig starten und im Juni/Juli 2007 abgeschlossen werden. Aus diesem Grund wird der Triebwagen jetzt von der SOEG eingesetzt. Schnelle Reparatur – und allzeit gute Fahrt VT 137 322!
30.07.2007