Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Neues von der IG Spreewaldbahn e. V.
Nach langwierigen Vorbereitungen ist es dem Verein IG Spreewaldbahn e. V. gelungen, am 30. Juni 2018 die meterspurige Diesellok 199 005-0 als Dauerleihgabe von den Harzer Schmalspurbahnen zurück in den Spreewald zu holen. Bei der Lok handelt es sich um eine von ehemals zwei bei der Spreewaldbahn für die Anschlussbedienung in Cottbus eingesetzten Diesellokomotiven vom Typ V10C. Der VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ in Potsdam-Babelsberg hatte die beiden dreiachsigen Fahrzeuge im Jahr 1964 mit den Fabriknummern 250352 und 250353 sowie mit einer Spurweite von 1014 mm für das Spanplattenwerk in Gotha gebaut. Im August 1969 kamen sie umgespurt auf 1000 mm zur Spreewaldbahn. Im Bw Straupitz wurden unter Verwendung von damals bereits ausgemusterten Spenderfahrzeugen die Zug- und Kupplungseinrichtungen an beiden Loks angepasst. Durch Angaben aus den Betriebsbüchern sowie Aussagen von Zeitzeugen sind für die Fahrzeuge eine Leer- und die Lastprobefahrt zwischen Straupitz und Goyatz belegt.
Per 25. September 1969 wechselten beide V10C als Kö 7001 und Kö 7002 (LKM 1964/ 250353) ins Eigentum der DR. Diese bediente mit ihnen vom Spreewaldbahnhof Cottbus vor allem den meterspurigen Anschluss zum NVA-Flugplatz in Cottbus West. Bei Bedarf überführten die Dieselloks aber auch aus der ČSSR importierte Straßenbahntriebwagen vom Güterbahnhof zum damaligen Depot der ebenfalls meterspurigen Cottbuser Straßenbahn. Außerdem führten sie gelegentlich der PGH „Glas und Spiegel“ Güterwagen zu.
Ab 1. Juni 1970 führte die DR die V10C mit den Loknummern 100 905-9 und 100 906-7 (LKM 1964/ 250353), am 15. August 1973 zeichnete sie die Reichsbahn in 199 005-0 und 199 006-8 um. Am 14. Februar 1983 endete der schmalspurige Eisenbahnbetrieb in Cottbus. Daraufhin setzte die DR die beiden Loks am 26. März 1983 in den Harz nach Wernigerode um. Ab 1992 waren für sie die Nr. 399 112-2 und 399 113-0 vorgesehen, doch die DR musterte beide zuvor Ende 1991 aus. Die Lok 199 005-0 kam 1994 mit Restfristen kurze Zeit für die IG Harzer Schmalspurbahnen e. V. zum Einsatz, ab 1995 war sie in Nordhausen abgestellt und verfiel zusehends.
Die IG Spreewaldbahn war schon lange von der Idee angetan, eine der beiden V10C zurück in den Spreewald zu holen. Nach einer zwischenzeitlich im Raum stehenden Diskussion zur optionalen Übernahme einer 900-mm-V10C beschlossen die Mitglieder im Rahmen der vorigen Jahreshauptversammlung, dass nur eine der historisch passenden meterspurigen V10C aus dem Harz für die Fahrzeugsammlung in Straupitz geeignet wäre. Über ein Mitglied der IG Wagen bekam der Verein die richtige Kontaktadresse im Harz, woraufhin die IG Spreewaldbahn e. V. Anfang 2018 eine offizielle Anfrage an die HSB stellte. Die erste Rückmeldung lautete, dass aufgrund des bestehenden Denkmalschutzstatus vom Land Sachsen-Anhalt ein Verkauf der Lok ausgeschlossen sei. Allerdings fanden die Harzer Schmalspurbahnen GmbH als Eigentümer und die IG Harzer Schmalspurbahnen e. V. als bisheriger Leihnehmer der V10C eine Lösung: Beide Parteien lösten im gegenseitigen Einvernehmen den bisherigen Leihvertrag auf, woraufhin die HSB GmbH die Lok 199 005-0 anschließend der IG Spreewaldbahn auf Basis eines neuen Dauerleihgabevertrages anbot. Darauf ging der Verein aus Straupitz ein und begann mit der Planung zur Rücküberführung der Lok. Am 29. Juni 2018 reisten vier Vereinsmitglieder nach Nordhausen, um die Lok gemeinsam mit Mitarbeitern der Harzer Schmalspurbahnen GmbH und Vertretern der IG Harzer Schmalspurbahnen e. V. auf einen Tieflader zu verladen. Dazu zog die anwesende Planlok 99 7239-9 die V10C zunächst frei.
Am Sonnabend, dem 30. Juni, erreichte der Tieflader mit der besonderen Fracht das Straupitzer Bahnhofsgelände. Neben der Lokalpresse verfolgten auch zahlreiche Anwohner die Ankunft und Entladung der Lok durch die Firma KRANTRANS aus Lübben. Die auf dem straßenseitig gut sichtbaren Gleis 1 aufgestellte V10C soll nun eine optische Aufarbeitung im Erscheinungsbild der 1970er Jahre erhalten. Nachtrag: Die Lok 199 006-8 ist in Nordhausen weiter nicht betriebsfähig abgestellt.
„120 Jahre Spreewaldbahn“
Am 21./22. Juli 2018 feierte die IG Spreewaldbahn e. V. mit etwa 1000 Besuchern „120 Jahre Spreewaldbahn“. Für das Fachpublikum stellte die zuvor eingetroffene Diesellok 199 005-0 die Hauptattraktion dar. Ein besonderes „Extra“ war das Gleiskraftrad (GKR) vom Typ II, das Mitglieder der IG Harzer Schmalspurbahnen e. V. als Gastfahrzeug mitgebracht hatten. Hinter der kryptischen Bezeichnung verbirgt sich ein meterspuriges Schienenmoped auf Basis eines Simson-KR50. Das Forschungs- und Entwicklungswerk Blankenburg (Harz) hatte in den 1960er Jahren solcher Fahrzeuge für Bahndienstzwecke gefertigt – mit unterschiedlichen Spurweiten. Mitglieder der Schwarzbachbahn e. V. aus Lohsdorf informierten über den Stand des Streckenwiederaufbaus und die Parkeisenbahn Vatterrode berichtete über die Reaktivierung ihrer Strecke zwischen den Bahnhöfen Wippergrund und Mansfeld-Schleife. Im Außengelände lud außerdem eine 5-Zoll-Echtdampfgartenbahn Groß und Klein zu einer Mitfahrt ein. Die Straupitzer Freiwillige Feuerwehr und die Trachtengruppe Straupitz/Spreewald e. V. rundeten das Angebotsspektrum ab. Anlässlich zum Jubiläum „120 Jahre Spreewaldbahn“ hat der Verein eine 27-seitige Broschüre herausgegeben. Sie beinhaltet einen Kurzabriss zur Geschichte der Spreewaldbahn und im hinteren Teil ein Vereinsporträt – einschließlich Datenblätter zu allen von der IG Spreewaldbahn e. V. geborgenen Fahrzeugen. Die Broschüre kann für 2,50 Euro bei den Öffnungstagen in Straupitz oder plus zwei Euro Versand über info@ig-spreewaldbahn.de per Post bezogen werden.Philipp Seemann/AM
13.08.2018