Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Feldbahnmuseum Herrenleite
Die vergangenen Monate standen im Feldbahnmuseum ganz im Zeichen des 40-jährigen Bestehens des Trägervereins Historische Feldbahn Dresden e. V. (HFD) und dessen Vorgängers, der gleichnamigen Arbeitsgruppe in einer Arbeitsgemeinschaft des DMV (siehe PK 161 Seite 37). Zu Pfingsten waren mehrere Gastfahrzeuge im Einsatz, darunter die im Jahr 1924 von der Fa. Krauss & Co. in München mit der Fabriknummer 7790 gebaute Dampflok (Bn2t) von Werners Gartenbahn aus Löbau. 2300 Besucher erlebten neben der Dampflok eine große Anzahl weiterer Fahrzeuge im Einsatz. Außerdem war auf mehr als 100 m² eine Modellfeldbahnanlage im Maßstab 1:13 aufgebaut und sorgte auf 45-mm-Gleisen bei Groß und Klein für leuchtende Augen. Draisinenfahrten auf dem gut zwei Kilometer langen Abschnitt der von Pirna in die Herrenleite führenden Regelspurstrecke rundeten das Angebot ab. Diese Fahrten sind inzwischen seit mehr als zehn Jahren schon Tradition. Sie finden mittlerweile an allen vier Veranstaltungswochenenden im Jahr statt.
Darüber hinaus waren die Feldbahner aus dem Sächsischen Eisenbahnmuseum in Chemnitz-Hilbersdorf ebenfalls zu Gast. Sie hatten mit der ursprünglich vom Steinbruch Füssel in Königsbrück stammenden Jung-Diesellok vom Typ EL 110 ein Fahrzeug mit Bezug zur HFD-Vereinsgeschichte mitgebracht. Denn nachdem sie im Jahr 1987 vom damals als VEB betriebenen Steinbruch der HFD versprochen worden war, bekam sie intern kurzerhand schon die HFD-Nummer 38. Aus verschiedenen Gründen verschob sich die Übernahme der Lok immer wieder und nach der Rückübertragung des Steinbruches an die Familie Füssel waren die vor der Wende gemachten Versprechungen hinfällig. Als die Eigentümer die Lok dann als entbehrlich einstuften, waren die Chemnitzer als erste vor Ort und bekamen den Zuschlag. Auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Chemnitz-Hilbersdorf befindet sich die Lok in guten Händen und ist dort museal zugänglich. Beide Vereine pflegen heute eine gute Zusammenarbeit. So findet zwischen den Feldbahnfreunden ein regelmäßiger Austausch von Erfahrungen, Unterlagen und Ersatzteilen statt – bis hin zur kostenlosen Überlassung einer in der Herrenleite ausgebauten Regelspurweiche. Während zu den öffentlichen Veranstaltungswochenenden das „normale“ Publikum und damit die Fahrten mit dem Besucherzug im Mittelpunkt stehen, rollten am eigentlichen 40. Jubiläumstag, am 10. Juni, ausschließlich Loren und andere typische Feldbahnfahrzeuge. Zahlreiche Freunde und Unterstützer des Vereins waren eingeladen und so wurde ausgiebig mit Dampf-, Diesel- und Akkuloks gefahren, fotografiert und gefeiert.
Auf Wunsch von Manfred Werner aus Löbau fand Ende Juli ein zweites Feldbahnwochenende im kleinen Rahmen statt, bei dem auch eine befreundete Video- und Fotogruppe Gelegenheit für ungestörte Aufnahmen bekam. Unermüdlich schnaufte die über 90-jährige Dampflok mit beladenen Loren die Strecke rauf und runter – genau die Arbeit, wofür sie einmal gebaut worden war. Anfang September kommt die Lok dann wieder nach Löbau zurück, wo sie am 9. September, 20./21. Oktober und 8./9. Dezember für die Öffentlichkeit durch den heimatlichen Garten in der Nähe des ehemaligen Bahnbetriebswerkes Löbau rollen wird.
Auf Hochtouren laufen in der Herrenleite die Arbeiten zur Erweiterung des unteren Bahnhofes, der zukünftig einmal der Ausgangspunkt für den umzuspurenden Abschnitt der ehemaligen Staatsbahnstrecke Pirna-Copitz – Herrenleite (PH-Linie) in Richtung Mockethal sein soll. Die letzte der vier dafür vorgesehenen neuen Weichen wurde inzwischen ausgelegt. Diese werden nun Stück für Stück an die bereits vorhandenen Gleise angebunden. Bis in den Herbst sollte der gesamte Bereich fertig montiert, gerichtet und gestopft sein – es handelt sich dabei um weitere etwa 100 m Gleis. Mit Blick auf die mittelfristig geplante Umspurung der ehemaligen PH-Linie bestand schon länger der Wunsch, der Gleisanlage im Rahmen der Möglichkeiten einen feldbahnnahen Charakter zu geben. Alles in allem ist dies eine Abwägung verschiedenster Faktoren, wie technische Regeln zur Zulassung, Umfang des zukünftigen Betriebes, Achslast und Geschwindigkeit, daraus resultierend zu erwartender Aufwand bei der langfristigen Unterhaltung, optischer Eindruck der fertigen Strecke, Aufwand bei der Umspurung, natürlich Kosten und vieles andere mehr.
Mehrjährige Bemühungen um geeignete Schienen mit Metermassen um die 24 kg waren im Frühjahr zumindest für den mittelfristig geplanten Umbau der ersten gut 600 m Strecke erfolgreich. Das auf diversen österreichischen Schmalspurbahnen, aber auch vereinzelt auf der Regelspur anzutreffende österreichische Profil XXIVa hat eine Metermasse von (neu) 26 kg und eine Profilhöhe von 110 mm. Es ist stabiler als das in Deutschland verbreitete Feldbahnprofil S18 und damit auch für den langfristigen Betrieb mit Achslasten bis sechs Tonnen geeignet. Neben den Schienen erwarb die HFD auch Teile für insgesamt sieben Weichen. Der Verein dankt dafür insbesondere Georg Hocevar (CFI Brad, Rumänien) sowie der NÖVOG (Waldviertelbahn). Durch den Tausch gegen eine Diesellok schloss die HFD im Sommer eine inhaltliche Lücke in ihrer Sammlung. Anfang Juni traf von der Parkeisenbahn Plauen eine von der SDAG Wismut gebaute Oberleitungsgrubenlok des Typs EL 30 in der Herrenleite ein. Während den Besuchern dort schon zuvor verschiedenste Wismut-Akkuloks aller Generationen gezeigt und teilweise auch in Betrieb vorgeführt wurden, ergaben sich in den 1990er Jahren zur Zeit der Stilllegung vieler Bergwerke keine Möglichkeiten zur Übernahme dieser für die Traktion auf vielen Hauptförderstrecken eingesetzten Loks.
Die letzten beiden Veranstaltungswochenenden im Feldbahnmuseum 2018 sind die Sommerfahrtage am 25./26. August sowie der Saisonabschluss am 29./30. September. Jeweils von 10 bis 18 Uhr gibt es Fahrbetrieb mit den Besucher- und Feldbahnzügen. Außerdem rollt die Draisine der Eisenbahnfreunde Langenau in Richtung Mockethal. Auf dem Programm stehen zudem Führungen und Vorträge, Ende September auch Fahrzeugparaden sowie Lokmitfahrten, Vorführungen in der Schmiede und vieles andere mehr. Ansonsten hat das Museum bis Ende September jeweils sonnabends zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet.
13.08.2018