Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Neues von der Mansfelder Bergwerksbahn
Am 25. Juli 2018 übergab der Minister für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt, Thomas Webel, dem Verein Mansfelder Bergwerksbahn e. V. (MBB) einen Fördermittelbescheid über knapp eine Viertel Million Euro zur betriebsfähigen Aufarbeitung der Lok 11. Diese im Jahr 1939 von Orenstein & Koppel als „Nachzügler“ an die Bergwerksbahn gelieferte vierachsige Dampflok ist seit sechs Jahren abgestellt. Für ihre Hauptuntersuchung sind Kosten in Höhe von mehr als 355 000 Euro kalkuliert. Der MBB-Verein möchte die O &K-Maschine ab Mai 2019 wieder einsetzen. Die Lok 11 steht seit 1994 unter Denkmalschutz und bildete bis zum Jahr 2012 einen festen Bestandteil des Fahrzeugparkes der Museumsbahn. Der letzte von vier noch existierenden sogenannten Mansfeld-Wagen traf am 2. Juli per Tieflader in seiner Heimat in Benndorf ein und soll bald den geplanten MANSFELD-Zug der Bergwerksbahn komplettieren. Der Wagen mit der Nummer 0067 gehört zum dritten von vier Baulosen an vierachsigen Personenwagen. Zwischen 1901 und 1951 entstanden in Summe knapp 50 derartige Fahrzeuge für die Mansfelder Bergwerksbahn. Die zwölf Wagen des dritten Bauloses lieferte die Gottfried Lindner AG im Jahr 1940 aus Ammendorf – damals noch vor den Toren von Halle (Saale) gelegen. Das volkseigene Mansfeld-Kombinat „Wilhelm Pieck“ nutzte die vierachsigen Fahrzeuge bis 1969 zur Beförderung der Berg- und Hüttenleute – damals mit je einer langen Bank links und rechts längs zur Fahrtrichtung. Da das Mansfeld-Kombinat die Großschachtanlagen bis 1969 stilllegte, stellte es auch peu à peu die Beförderung der Kumpel ein. Der 1940 gebaute Wagen 0067 schied im Jahr 1965 aus dem Dienst aus. Sein Wagenkasten und der des 1901 gebauten Wagens 0052 wurden an der Freilichtbühne am Pfarrholz in Helbra als Umkleidekabinen aufgestellt. Dort bargen Vereinsmitglieder der MBB im Sommer 2007 beide Kästen und brachten sie zum Neuaufbau zunächst nach Blankenburg im Harz zum Verein „Brücke e. V.“. Die bei dieser Beschäftigungsgesellschaft für Langzeitarbeitslose begonnenen Arbeiten setzte die Tischlerei Hübner in Zwönitz im Erzgebirge ab 2013 bzw. 2015 fort und kümmerte sich um den Innenausbau. Anders als im Ursprungszustand erhielten die Wagen dabei quer zur Fahrtrichtung stehende Bänke mit Tischen sowie jeweils eine Toilette. Die BMS Stahlbau GmbH in Ostritz bei Zittau begann im Jahr 2016 mit der Aufarbeitung der Fahrwerke und Bremsen der beiden Vierachser. Im Herbst 2016 ging der Wagen 0052 in Benndorf wieder in Betrieb. Am Wagen 0067 stehen in Benndorf nun noch Restarbeiten durch die Vereinsmitglieder, Probefahrten und die Vorbereitung zur Hauptuntersuchung an. Finanziell unterstützt wird die Reaktivierung der Mansfeld-Wagen vor allem durch die Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt, aber auch durch viele andere große und kleine Spendenbeträge. Pro Fahrzeug sind mehr als 100 000 Euro zur ersten betriebsfähigen Aufarbeitung erforderlich. Es ist geplant, den dann aus vier Mansfeld-Wagen – 0052 (Breslau 1901, um 1958 modernisiert), 0056 (Breslau 1901), 0067 (Ammendorf 1940) sowie 0075 (Gotha 1951) – und der Mansfeld-Lok 11 bestehenden MANSFELD-Zug im Jahr 2019 feierlich einzuweihen. Ein Monat steht noch nicht fest.
Fahrbetrieb
Die Regelzüge des Bergwerksbahnvereins verkehren bis zum 6. Oktober jeden Sonnabend. Sie fahren um 15 Uhr in Benndorf ab und treffen 15.38 Uhr in Hettstedt Kupferkammerhütte ein. Im Anschluss an die Rückfahrt nach Benndorf (Hettstedt ab 15.55 Uhr/Benndorf an 16.34 Uhr) findet eine Pendelfahrt zum Zirkelschacht statt (Benndorf ab 16.50 Uhr/ 17.27 Uhr zurück). Am Zirkelschacht kann die Halde bestiegen werden, von der ein Ausblick auf das Mansfelder Land möglich ist. Am 18./19. August verkehren die Züge auf der etwa 11 km langen Strecke von Benndorf nach Hettstedt Kupferkammerhütte anlässlich der „Internationalen Modelldampftage“ im Mansfeld-Museum in Hettstedt nach einem Sonderfahrplan. Erstmalig finden dabei zusätzlich zu den traditionellen Führungen durch die MaLoWa Bahnwerkstatt auch Führungen im Bahnhof Kupferkammerhütte statt. Neben weiteren Themenfahrten ist für Eisenbahnfreunde in diesem Jahr am 20. Oktober ein Güterzugtag angekündigt. Zum Jahresabschluss fahren am Wochenende 8./9. Dezember die traditionellen Nikolauszüge. Interessenten speziell für diese Fahrten sollten rechtzeitig reservieren, da bei Redaktionsschluss bereits erste Fahrten ausverkauft waren. Regelspurig ist der Verein Mansfelder Bergwerksbahn e. V. in diesem Jahr ebenfalls wieder unterwegs – am 25. August verkehrt der diesjährige Reichsbahn-Nostalgie-Zug von Klostermansfeld über Aschersleben nach Wörlitz sowie Ferropolis und zurück. Für weitere Infos, u. a. vor welchen Regelzügen ein Dampflokeinsatz geplant ist, steht die Internetseite www.bergwerksbahn.de zur Verfügung. Per E-Mail ist der Verein für weitere Auskünfte und Reservierungen unter mansfelder@bergwerksbahn.de und telefonisch unter der Nummer 034772/27640 erreichbar.
Zukunftsprojekte
Beim Bahnhof Hettstedt Kupferkammerhütte handelt es sich um den ältesten in Betrieb befindlichen Schmalspurbahnhof im heutigen Deutschland. Im Jahr 1880 fuhren von hier die ersten Züge – allerdings bis 1989 nie für die Allgemeinheit, da die Bergwerksbahn bis dahin den rechtlichen Status einer Eisenbahn des nicht öffentlichen Verkehrs innehielt. Das schmälert den kulturhistorischen Wert der Anlagen in Hettstedt Kupferkammerhütte nicht. Während sich der Lokschuppen längst wieder in Nutzung befindet, fällt das ehemalige Sozialgebäude durch seinen ruinösen Zustand auf. Zwei Studenten der Bauhausuniversität Weimar widmeten deshalb im vorigen Jahr ihre Bachelorarbeit dem Thema „Nutzung und Neugestaltung des Sozialgebäudes“. Bereits im vorigen Herbst stellten sie ihre Visionen dem Verein vor. Im Mittelpunkt steht die Umnutzung des Gebäudes unter denkmalschützerischen Aspekten in eine Mehrzweckhalle mit einem kleinen Bistro, Wohn- und Arbeitsräumen sowie Toiletten. Der Verein hat das Projekt in seine langfristige Planung aufgenommen, das aber nur mit Hilfe u. a. von Stadt, Kreis und Land zu stemmen sein wird. Aktuell sucht der MBB Firmen, die das Grundstück an die Wasserversorgung anschließen oder das Gebäude neu eindecken.
13.08.2018