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Rezensiert: Die neue Weißeritztalbahn Teil 2
Stefan Müller, Holger Drosdeck
Die neue Weißeritztalbahn - Teil 2:
Streckenabschnitt Dippoldiswalde – Kurort Kipsdorf
Broschüre mit 64 Seiten im Format DIN A4 mit 114 Farbfotos hrsg. vom Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e. V. (FHWE) 2017. ISBN: (keine) Preis: 19,90 €
Nach 15 Jahren Ungewissheit und unsäglichem Gezerre, aber auch Zwischenerfolgen wurde am 17. Juni 2017 der im August 2002 teilweise zerstörte obere Abschnitt der Weißeritztalbahn zwischen Dippoldiswalde und Kurort Kipsdorf feierlich wiedereröffnet. Im Dezember 2017 erschien in der Reihe der FHWE-Publikationen in Zusammenarbeit mit der IG Weißeritztalbahn e. V. sowie der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft mbH (SDG) eine Broschüre über den Wiederaufbau sowie die ersten Betriebsmonate – als Fortsetzung des im Juli 2009 beim Foto & Verlag Jacobi erschienenen Titels „Die neue Weißeritztalbahn Teil 1 – Streckenabschnitt Freital-Hainsberg – Dippoldiswalde“, der übrigens seit Anfang Januar 2018 beim FHWE wieder erhältlich ist. Als Hauptautor für den zweiten Teil fungiert Stefan Müller aus Glashütte, Holger Drosdeck zeichnet vor allem für den fotografischen Teil verantwortlich. Vorab gesagt, beiden ist es gelungen, eine sehr kurzweilige und tiefgründige Veröffentlichung über den Wiederaufbau zu schaffen, deren Schwerpunkt damit auf dem Zeitraum ab 2011 liegt. Auf den ersten acht Seiten nimmt Holger Drosdeck die Leser mit einem Bilderbogen auf eine imaginäre Reise entlang der „neuen“ Schmalspurbahn ab Dippoldiswalde mit. Ihm als Bildautor gebührt Dank für die Mühe, die er in die Aufnahmen der vorliegenden Broschüre investiert hat. Denn gefühlt war er von Ende Mai bis Ende August 2017 jede Woche entlang der HK-Linie unterwegs. Es folgt ein Rückblick in die Zeit ab den 1960er Jahren, über das abrupte Ende der alten Weißeritztalbahn im August 2002 bis hin zu ersten Sonderfahrten der Jahre 2010 bis 2013 zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg. Mit rund einem Drittel Seitenumfang bildet die Berichterstattung über den Ablauf des Wiederaufbaues, dessen Vorgeschichte bis hin zu der Eröffnungsfeier am dritten Juni-Wochenende 2017 einen zentralen Teil der Publikation, dem sich eine akribische Beschreibung aller Bahnhofsanlagen und Haltepunkte der „neuen“ Strecke anschließt. Die Vorstellung des im Rahmen des Wiederaufbaues umtrassierten Abschnittes in Ulberndorf, des Schmiedeberger Viaduktes, ein Zeitvergleich „gestern und heute“, ein Kurzbericht über das Schmalspurbahnfestival 2017, ein Einblick in den Lokomotivbestand sowie in die Arbeit der IG Weißeritztalbahn e. V. runden die Broschüre ab. Eine verschwindend geringe Anzahl von Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern trüben den sehr guten Gesamteindruck der Broschüre in keiner Weise – ebenso die wenigen sachliche Fehler: Im Jahr 1977 wurde nicht der Einheitswagen 970-445, wie auf Seite 12 beschrieben, zum Salonwagen umfunktioniert, sondern zunächst sein „Schwesterfahrzeug“ 970-442. Der 1930 gebaute 970-445 löste erst drei Jahre später, im Jahr 1980, den gleichaltrigen 970-442 ab, der in der Folge zum Bahndienstwagen umgebaut wurde. Auf Seite 39 erwähnen die Autoren, dass die Weißeritztalbahn die dienstälteste Schmalspurbahn im heutigen Deutschland sei. Das ist nicht korrekt, da die Mansfelder Bergwerksbahn fast zwei Jahre vor dem ersten Teil der HK-Linie, nämlich am 15. November 1880, eröffnet wurde und bis heute, wenn auch nicht mehr in ihrer alten Funktion als Werkbahn, regelmäßig in Betrieb ist. Richtig ist selbstverständlich, dass die Weißeritztalbahn die älteste noch betriebene Schmalspurbahn Sachsens ist. Im Kapitel zum Lokomotivbestand der neuen Weißeritztalbahn haben sich auf Seite 60 zwei Zahlendreher eingeschlichen, mit der „99 1777-1“ ist „99 1771-7“ gemeint. Außerdem verließ am verhängnisvollen 12. August 2002 nicht die RB 28928 als letzter Zug um 13 Uhr Freital-Hainsberg, sondern der Zug Nummer 27828. Diese wenigen Makel schmälern keineswegs die hervorragende Arbeit der beiden Autoren. Die Broschüre bietet ein pures Lesevergnügen und der liebevoll zusammengestellte Fotoreigen ist ein Augenschmaus.
Fazit: Die Publikation bietet eine akribisch aufbereitete Dokumentation zu einem fairen Preis, die jedem interessierten Schmalspurbahnfreund zum Kauf empfohlen werden kann.
Die Broschüre kann per E-Mail (unter der Adresse bestellung@fhwe.de) oder per Post an den FHWE e. V., Ottostraße 14, 09113 Chemnitz, bestellt sowie in den Bahnhöfen Freital-Hainsberg und Kurort Kipsdorf erworben werden.
12.02.2018