Fahrzeuge im Porträt
Wagenecke
Nummerntausche bei vierachsigen Drehschemelwagen in Sachsen (Teil 2)
Die „Wagenecke“ im PK 159 widmete sich den vier um 1980 in den Wagenbestand der Deutschen Reichsbahn zurückgekehrten vierachsigen Drehschemelwagen in Mügeln. Dazu eingegangene Rückmeldungen werden den Lesern zu einem anderen Zeitpunkt vorgestellt, wenn weitere Forschungsergebnisse vorliegen. Im Mittelpunkt von Teil 2 stehen erneut von der Deutschen Reichsbahn für den Einsatz in der RBD Dresden beschaffte vierachsige Drehschemelwagen. In diesem Zusammenhang eine Erklärung zu den Gattungszeichen dieser Fahrzeuge. Umgangssprachlich gelten sie heute meist als „HHw“. Entsprechend gab es nach der Veröffentlichung im PK 159 auch die Nachfrage, warum wir dann aber von „HH“ schreiben?
Exkurs Gattungszeichen HH oder HHw?
Die Antwort auf obige Frage ist in Nachschlagewerken zu den bei der Deutschen Reichsbahn gültigen Nebengattungszeichen zu finden. Dort wird erklärt, dass sich bei vierachsigen Wagen das Hauptgattungszeichen verdoppelt. Wozu gibt es bei den vierachsigen Schmalspurgüterwagen der Deutschen Reichsbahn aber noch Nebengattungszeichen wie „w“, „m“ oder in der Prignitz sogar „ww“? Sie informieren über das zulässige Ladegewicht des betreffenden Wagens. Kompliziert wird es, weil sich die Definitionen, wann welches Haupt- und wann welches Nebengattungszeichen zu setzen ist, seit Gründung der Deutschen Reichsbahn im Jahr 1920 mehrfach geändert haben. Doch bei den Schmalspurbahnen der Reichsbahn blieben bei Einführung des internationalen EDV-Schemas wenigstens die Gattungszeichen unverändert. Das heißt, die Haupt- und Nebengattungszeichen schmalspuriger Güterwagen sind seit den 1930er Jahren gleich geblieben. Seit dieser Zeit ist für Wagen mit 15 t Ladegewicht kein Nebengattungszeichen erforderlich. Wagen mit „w“ wie weniger als 15 t Ladegewicht – also z. B. mit 10 t – tragen hingegen ein kleines w. Wagen mit „m“ haben 20 t Ladegewicht. Alle 64 in den Jahren 1921/22, 1929 und 1930 für die RBD Dresden gebauten vierachsigen Drehschemelwagen waren ursprünglich für 15 t Ladegewicht ausgelegt. Deshalb trugen sie spätestens ab Anfang der 1930er Jahre das Gattungszeichen HH. Nach 1980 reduzierten die zuständigen Wagenmeister das zulässige Ladegewicht mehrerer HH auf zehn oder noch weniger Tonnen. Dem ging die Änderung des Gattungszeichens von HH auf HHw einher. Zu den Gattungszeichen noch ein letzter Einschub – vor allem im Hinblick auf den Bericht ab Seite 40 dieser Ausgabe: In Österreich definierten die ÖBB ab den 1950er Jahren das Ladegewicht abweichend zur Reichs- und zur Bundesbahn. Ein Hm bei den ÖBB ist für 15 t zugelassen, bei der Reichsbahn müsste ein Hm für 20 t Ladegewicht zugelassen sein.
Die Identität des Jöhstädter Einheits-HH:
Nun zum eigentlichen Thema dieses Teils: Anfang Oktober 1993 tauschte die IG Preßnitztalbahn e. V. einen aus Mügeln erhaltenen HH gegen den zuvor in Rittersgrün ausgestellten 97-25-36 ein. Bei diesem handelt es sich um einen der acht HH der Einheitsbauart mit Pressrahmendrehgestellen aus dem Jahr 1930. Schon in den 1990er Jahren war damit klar, dass seine angeschriebene Betriebsnummer nicht stimmen kann. Die Nummer 97-25-36 gehört zu einem HH der Nachbauserie von 1929 mit Diamonddrehgestellen. Aber mit welchem Einheits-HH hatte er wann und warum seine Identität getauscht? Die Frage nach dem Warum lässt sich bis heute nicht restlos klären, aber zumindest der Zeitpunkt grenzt sich immer mehr auf Anfang 1972 ein. Vom Einheits-HH 97-25-49 existieren mehrere auf der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau – Carlsfeld entstandene Aufnahmen. Durch Bildvergleich ist inzwischen klar, dass er am 25. Januar 1972 im von der IV K 99 579 geführten Zug nach Rittersgrün war – und dort als 97-25-36 Zweitbesetzung ankam. Vom eigentlichen 97-25-36 mit seinen Diamonddrehgestellen liegen hingegen ab 1972 zahllose Aufnahmen als 97-25-49 in Zweitbesetzung vor, ehe er 1980 verschrottet worden ist. Für viele Mitglieder der „IG Wagen“ wäre es deshalb wünschenswert, wenn der jetzige Museumswagen 97-25-36 in Jöhstadt im Rahmen seiner nächsten Hauptuntersuchung seine originale Nr. 97-25-49 zurückerhalten würde, mit der er von Anfang der 1950er Jahre bis 1972 auf der WCd-Linie im Einsatz war. Doch eine solche Umbeschriftung ist überhastet nicht möglich, da der Wagen bei der Bahnaufsicht mit seiner jetzigen Nummer zugelassen ist. Eine Umzeichnung darf also erst erfolgen, wenn die Aufsichtsbehörde dieser zustimmt. Am sinnvollsten sind derartige Aktionen, wenn ein Wagen nach einer Hauptuntersuchung von Vertretern der Bahnaufsicht ohnehin besichtigt werden muss. Und für den 97-25-36 steht eine solche Untersuchung frühestens in drei Jahren an …
Weitere HH-Zweitbesetzungen
Mindestens drei weitere HH – heute durch Herabsetzung des ursprünglichen Ladegewichtes von 15 auf 10 t mit dem Gattungszeichen HHw versehen – tragen Betriebsnummern in Zweitbesetzung: der Cranzahler 97-25-57 die des 97-25-61, der 97-25-54 in Freital-Hainsberg vermutlich die Nr. eines ex Potschappler Wagens und als dritter der ex Wolkensteiner 97-25-31 in Mügeln. Auch dessen Identität ist bisher unbekannt.
12.02.2018