Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Traditionsverein Kleinbahn des Kreises Jerichow I e. V . (KJI-Verein)
Mitte Februar 2018 wird sich der Wagenpark des Traditionsvereines Kleinbahn des Kreises Jerichow I e. V. um einen dreiachsigen ehemaligen Drehschemelwagen erweitern. Die Waggon- und Maschinenfabrik AG vorm. Busch in Bautzen fertigte im Jahr 1944 insgesamt 23 dreiachsige Schmalspurgüterwagen. Diese konnten wahlweise mit Seitenwänden oder mit einem Drehschemel versehen werden. Je nachdem gingen die für 15 t Ladegewicht zugelassenen Fahrzeuge als Wagen der Gattung O3 oder H3 in Betrieb.
Vermutlich sollten ursprünglich alle Wagen ins damals angeschlossene Österreich kommen. Doch letztendlich gelangten nur 13 von ihnen mit 760 mm Spurmaß in die damalige Reichsbahndirektion (RBD) Linz. Diese stationierte sieben in Zell am See für den Einsatz auf der Pinzgauer Bahn. Die sechs anderen Dreiachser kamen nach Waidhofen zur Ybbstalbahn. Die zehn übrigen Dreiachser gelangten aus Bautzen letztendlich an die KJI für ihr Streckennetz mit 750 mm Spurweite. Die KJI reihten die zehn mit Seitenwänden versehenen Wagen 1944 mit den Nr. 360 bis 369 in ihren Bestand ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieben die 13 in die RBD Linz gelieferten Wagen in Österreich und fuhren fortan für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), während die an die KJI gelieferten offenen Güterwagen im April 1949 in Burg (b Magdeburg) in Reichsbahneigentum übergingen. Die zehn ab 1951 unter den Nummern 97-63-01 bis -10 geführten Wagen blieben bis 1964 bzw. 1966 im Burger Netz im Einsatz – meist als offene Wagen der Gattung O3, zwei als Drehschemelwagen der Gattung H3. Vier der ehemaligen KJI-Wagen kamen 1964 auf die Insel Rügen. In den Jahren 1979 und 1983 wurden zwei der Wagen zu Schneepflügen umgebaut, die sich heute als 97-49-11II und 97-49-12II im Bestand der Rügenschen BäderBahn befinden. Die acht übrigen im Jahr 1944 an die KJI gelieferten Dreiachser sind verschrottet worden. Damit handelt es sich bei den beiden Schneepflügen um die einzigen beiden erhaltenen Exemplare der zehn 1944 an die KJI gelieferten Wagen. Von den 13 im Herbst 1944 nach Österreich gelieferten Wagen „Linz K11015“ bis „Linz K11027“ sind neun erhalten. Im September 1954 wiesen die ÖBB den 13 Wagen zunächst neue Betriebsnummern und die Gattungszeichen Hm oder Om zu. In den Jahren 1970/71 bauten die ÖBB vier Wagen zu den Hilfsbremswagen 98050 bis 98053 für Strecken mit Rollbockbetrieb um. Dazu entfielen die Seitenwände, wurden Betonklötze auf den Wagen befestigt und erhielten beide Wagenenden ein Bremserhaus. Acht andere Wagen wurden 1994 zu Schotterwagen umgebaut. Die noch vorhandenen Fahrzeuge befinden sich heute in Waidhofen an der Ybbs, Kienberg-Gaming, St. Pölten und Gmünd. Im Herbst 2017 bot der Waldviertler Schmalspurbahnverein dem Traditionsverein KJI den in Heidenreichstein stehenden Hilfsbremswagen 98050 (ex DRB Linz K11021) zum Kauf an. Der Traditionsverein ging auf das Angebot ein und erwarb den saugluftgebremsten 760-mm-Wagen, dem lediglich seine Aufbauten fehlen. Für die nächsten Monate hat sich der Traditionsverein jedoch zunächst zum Ziel gesetzt, den am 12. November 2010 von der Mansfelder Bergwerksbahn e. V. erworbenen vierachsigen Gepäckwagen 974-344 (Werdau 1922) betriebsfähig aufzuarbeiten. Die Mitglieder des Traditionsvereins haben den Wagenkasten im Januar 2018 von seinen Drehgestellen, die nun in einer Fachwerkstatt aufgearbeitet werden.
Der Aufbau der zweiten Diesellok vom Typ V10C verzögert sich. Dabei handelt es sich um die im Jahr 2016 aus Mügeln übernommene Maschine, die LKM im Jahr 1969 mit der Fabriknummer 250482 gebaut hatte. Der vom Förderverein „Wilder Robert“ e. V. mitgelieferte Hauptluftbehälter erhielt keine Zulassung. Daraufhin bestellte der KJI-Verein bei einem Hersteller einen neuen. Sobald dieser in Magdeburgerforth eingetroffen ist, beginnt der Aufbau der Lok. Sie wird dabei – genau wie die bereits betriebsfähige V10C des Vereins, 199 041-5 (LKM/250306/1962) – eine Druckluftbremse erhalten. Die Lok soll anschließend als 199 042-3 in Betrieb genommen werden. Mit der Glühweinfahrt am 6. Januar gab es in Magdeburgerforth den ersten offiziellen Fahrtag im Jahr 2018. Weitere Termine für 2018 sind der 2. April „Fahrt ins Osterland“, 26./27. Mai „22. Bahnhofsfest“, 12. August „Zuckertütenfahrt“, 15./16. September „23. Bahnhofsfest“, 13. Oktober „Fahrt zur süßen Tour“ und der 8. Dezember mit den Nikolausfahrten.
12.02.2018