Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Wagenecke
Bei der Recherche für den im Februar 2017 veröffentlichten Band 2 der Buchreihe „Die Wagen der sächsischen Schmalspurbahnen“ verdichteten sich die Hinweise darauf, dass etwa 1980 in Mügeln an den vier damals vorhandenen vierachsigen Rungenwagen mit Drehschemel irrtümlich falsche Wagennummern angeschrieben worden sind. Wie konnte das passieren? Auf der Suche nach der Antwort fand der Mitautor André Marks des genannten Buches jetzt einen von ihm selbst noch kurz vor Drucklegung im Tabellenteil auf Seite 228 selbst verursachten zusätzlichen Fehler – er hatte ohne Vergleich mit vorliegenden Aufnahmen und der Roh-Tabelle von Hauptautor Rainer Fischer beim HH 97-25-54 (ex 5214K) die Stationierung für den Zeitraum von 1951 bis 1969 von Mügeln auf (Freital-)Hainsberg geändert. Gemäß der von Rainer Fischer ausgewerteten Dokumente waren in Mügeln bzw. Oschatz also mindestens ab 1951 nicht nur vier, sondern fünf vierachsige Rungenwagen der Gattung HH vorhanden. Im Juli 1969 musterte die Rbd Dresden diese fünf Fahrzeuge aus. Dabei handelte es sich um die Wagen 97-25-12, 97-25-14, 97-25-16, 97-25-54 und 97-25-58. Mit diesem Verwaltungsakt endete auf dem Papier ihre Existenz als Güterwagen für den Betriebsdienst. Gleichzeitig schieden sie aus dem Unterhaltungsbestand aus, das heißt, sie waren nicht mehr zur Ausbesserung in eine Werkstatt zu überführen (bis 1966 Raw Chemnitz, danach kurzzeitig die Werkabteilung (WA) Friedland des Raw Malchin, ab Ende Mai 1972 die WA Perleberg des Raw Wittenberge).
Doch die für das Mügelner Schmalspurnetz zuständige Bahnmeisterei (Bm) Döbeln meldete Bedarf an vier Wagen für Bahndienstzwecke an, wodurch sie der Verschrottung entgingen. Fortan transportierte die Bm Döbeln auf den vier HH bei Bedarf Schwellen, Schotter, Schienen und andere Gleisbaumaterialien. Für ihren Einsatz genügte eine einfache Lauffähigkeitsuntersuchung. Da die Wagen seit Mitte der 1960er Jahre nicht mehr zur Neulackierung und Beschriftung in einem Raw gewesen waren, blätterten in den 1970er Jahren die Anschriften fast gänzlich ab. Am Ende des Jahrzehntes war nicht mehr klar, welcher Wagen welcher war – noch dazu wo einer der fünf Wagen das Mügelner Netz verlassen hatte. Obwohl sich die vier Fahrzeuge damals nicht im Güterwagenpark der Rbd Dresden befanden, ließ der zuständige Wagenmeister um 1980 an die Fahrzeuge wieder Nummern anschreiben. Ein korrektes Entziffern der Nummernfragmente war jedoch damals nicht mehr möglich. Vermutlich auf Basis einer Stationierung aus den 1960er Jahren mit den fünf Nummern erhielten • der eigentliche 97-25-12 versehentlich in Zweitbesetzung die Nummer 97-25-58 • der eigentliche 97-25-14 versehentlich in Zweitbesetzung die Nummer 97-25-12 • der eigentliche 97-25-16 versehentlich in Zweitbesetzung die Nummer 97-25-54 • der eigentliche 97-25-58 versehentlich in Zweitbesetzung die Nummer 97-25-16
Aufgefallen ist diese fehlerhafte Beschriftung zunächst daran, dass es auch in Freital-Hainsberg einen HH mit der Nummer 97-25-54 gab. Doch welcher der beiden Wagen mit dieser Nummer ist der „richtige“? Diese Frage hat sich im Sommer 2017 zweifelsfrei beantwortet: Der Förderverein „Wilder Robert“ e. V. hatte seinen „97-25-54“ zur Aufarbeitung ins Sächsische Umschulungs- und Fortbildungswerk (SUFW) nach Dresden bringen lassen. Dort wurde der Rahmen des Vierachsers sandgestrahlt. Dabei wurden an den Langträgern unterhalb der Abdrücke der nicht mehr vorhandenen Fabrikschilder die Schlagzahlen 8035 sichtbar. Dabei handelt es sich um die nach 1927 eingeschlagene Betriebsnummer des HH, der Anfang der 1950er Jahre die Nr. 97-25-16 erhalten hatte. Aber als 97-25-16 stand doch seit Jahren ein HH in Rittersgrün – demnach ein Fehler? Ja, denn am Rahmen dieses Wagens hatten Mitglieder der IG Wagen bereits vor mehreren Jahren die Schlagzahlen 8045 gefunden. Diese gehören zum Wagen 97-25-58 … Diese Nummer ordnete Peter Wunderwald bisher dem in Wilsdruff mit einer sächsischen Beschriftung ausgestellten HH zu, bereits wissend, dass es sich dabei um einen Fehler handeln könnte. Denn am Rahmen dieses Wagens sind genau dort, wo bei anderen HH die Schlagzahlen mit der DRG-Nummer zu finden sind, zwei Schweißraupen aufgetragen … Im Sommer 2017 informierte ein Mitglied der IG Wagen die Eigentümer der vier Rungenwagen und regte an, die bis 1969 amtlichen Betriebsnummern an den Fahrzeugen anzuschreiben. Der Förderverein „Wilder Robert“ e. V. griff diesen Vorschlag auf. Er wird den in Dresden beim SUFW in Aufarbeitung befindlichen HH als 97-25-16 beschriftet wieder in Dienst stellen. Der in Mügeln in den vergangenen Jahren als 97-25-12 eingesetzte HH wird hingegen demnächst wieder seine eigentliche Nummer 97-25-14 zurückerhalten. In Rittersgrün brachten die Vereinsfreunde an ihrem HH die Nummer 97-25-58 bereits an. Peter Wunderwald will seinerseits den Wilsdruffer Rungenwagen demnächst ebenfalls umbeschriften und die Länderbahnnummer 5223K des 97-25-12 anbringen. Danach wird die exakte Identität dieser vier Fahrzeuge wiederhergestellt sein.
11.12.2017