Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Die Rettung der Nürnberger Wagen
Es beginnt mit einer E-Mail aus dem Fränkischen. Ein sehr guter Freund schickte uns am 5. Mai 2004 die folgenden Zeilen:
„… Beim DB Museum in Nürnberg scheint sich derzeit was zu tun: Alle „überflüssigen“ – sprich nicht ins derzeitige Konzept passenden - Fahrzeuge werden verschrottet. Dabei sind auch die zwei 750 mm Reisezugwagen (ein Sitz- und ein Packwagen – 4-achser, Nummern mir erstmal nicht bekannt), die im Freigelände des DB Museums stehen. Sind definitiv DR-Wagen. Die sollen „demnächst“ vor Ort zerlegt werden. Wenn aber diese Wagen rechtzeitig abbefördert werden, hättet ja vielleicht Ihr was davon …“
Natürlich sind uns die Bestände an sächsischen Schmalspurfahrzeugen des Nürnberger Verkehrsmuseums durchaus bekannt, neben der IV K (99 1606) und einer „VII K“ waren seit einigen Jahren der Personenwagen KB4tr 970-604 und der sächsische Länderbahnpackwagen 974-325 Bestandteil der Ausstellungssammlung. Da sie, genau wie die beiden Loks, seit Jahren im Außengelände standen, war über den Zustand nichts Gutes zu vermuten.
Ehe andere Fakten geschaffen werden konnten, erfolgte seitens der IG Preßnitztalbahn e.V. die sofortige Ankündigung des Kaufinteresses gegenüber den zuständigen Stellen des Bahn-Konzerns. Dabei wurden keinerlei Überlegungen zur Aufstockung des eigenen Fahrzeugparkes vorangestellt, hier hieß es zunächst Sicherung der Fahrzeuge, bevor Unverstand zu unwiderbringlicher Zerstörung führte. Aufgrund des vorhandenen Fahrzeugbestandes besteht für die IG Preßnitztalbahn e.V. keine Notwendigkeit zur Erweiterung des Fahrzeugparkes, zumal bereits in früheren Jahren eine Abgabe von Länderbahnpackwagen (974-324 an das Öchsle, 974-359 an den Pollo) erfolgte.
Zu Pfingsten traf der Kaufvertrag ein, am 2. Juni 2004 gab es die Meldung dazu: „… Wagen sind gekauft in Minden, … , alles super gelaufen. Tausend Dank für die gute Info.“
Nun bestand „nur noch“ das Problem mit dem Abtransport, denn die Fahrzeuge standen ziemlich eingebaut in der Außenanlage, die Zugänglichkeit für Kran und Tieflader war nicht besonders gut. Am 24. Juni 2004 erfolgte durch den Geschäftsbereich Straßenspezialtransporte der PRESS GmbH der Abtransport der Fahrzeuge nach Steinbach. Beide Wagen waren dann sogar mit Überführungsfahrten kurzzeitig in Jöhstadt zu sehen. Allerdings stehen bei beiden vor einem Betriebseinsatz erhebliche Arbeiten zu erwarten. Anfang Juli wurde der Personenwagen KB4tr 970-604 von der IG Preßnitztalbahn e.V. an den Pollo e.V. verkauft und kurzfristig nach Lindenberg transportiert. Wenige Tage später verließ auch der Packwagen 974-325 das Preßnitztal wieder. Er wurde von der IGP e.V. an den FHWE e.V. verkauft, am 15. Juli erfolgte der Transport nach Carlsfeld. (Siehe Informationen unter www.pollo.de und www.fhwe.de.)
Ein paar Worte noch zum Zustand der Fahrzeuge: Für ein Museum, daß den Anspruch vertritt, die Entwicklung der Eisenbahn für ganz Deutschland zu repräsentieren, ist der Zustand dieser bisherigen Museumsstücke erbärmlich gewesen. Natürlich waren die beiden Wagen auch nicht im besten Erhaltungszustand, als sie Anfang der neunziger Jahren den Weg von Freital nach Nürnberg antraten. Aber in diesem Zustand haben sie schließlich die sächsischen Schmalspurbahnen dem geneigten Besucher präsentiert. Und dessen Eindruck kann nicht besonders gut gewesen sein, wir können also nur hoffen, daß am bisherigen Ausstellungsstandort nicht so viele Leute vorbei gekommen sind.
An ihren künftigen Standorten werden die beiden Wagen dieser Aufgabe mit Sicherheit viel besser gerecht. Wir freuen uns, mit Flexibilität und uneigennütziger Herangehensweise und dank aufmerksamer Zeitgenossen die Fahrzeuge erhalten zu haben und sie künftig wieder in ihrem eigentlichen Verwendungszweck eingesetzt zu sehen.
PS: Danke Bernd!
31.07.2004