Schmalspurbahnen in Europa
Die Schmalspurbahn Bärn-Andersdorf – Hof in Mähren
Etwa 40 km nordöstlich von Olmütz (tschechisch Olomouc) befand sich einst die Schmalspurbahn Bärn-Andersdorf – Hof in Mähren. Als im Jahr 1872 die Hauptstrecke von Olmütz nach Jägerndorf (Krnov) eröffnet wurde, blieb die Stadt Hof in Mähren (Dvorce na Moravě) von diese Strecke unberührt. Deshalb bemühte sich diese Stadt, ebenfalls eine Anbindung ans Eisenbahnnetz zu erhalten. Aber erst im Jahr 1898 ließen die K.k.St.B. eine schmalspurige Lokalbahn von der Abzweigstation Bärn-Andersdorf (Moravský Beroun-Ondrášov) nach Hof in Mähren bauen.
Am 31. Dezember 1898 verkehrte der erste Zug nach Hof. Die 11,5 km lange Strecke wies eine Spurweite von 760 mm auf und befand sich von Anfang an in Staatseigentum. Neben den beiden Endbahnhöfen gab es die Stationen Bärn Stadt (Moravský Beroun-město), Brokersdorf (Čabová) und Reigersdorf (Rejhartice). In Hof befand sich ein einständiges Heizhaus für zwei Lokomotiven mit einem integrierten Wasserhaus. Das Verkehrsaufkommen blieb auf der Lokalbahn sehr schwach. Pro Tag verkehrten lediglich drei Zugpaare. Bemühungen, ein weiteres Zugpaar zu etablieren, scheiterten am Fahrgastmangel. Für den Betrieb genügte eine Lokomotive, eine zweite diente als Reserve.
Die eingesetzten Sitzwagen waren ausschließlich mit Holzbänken 3. Klasse versehen. In den ersten zwei Betriebsjahrzehnten standen zwei Loks der österreichischen Gattung U zur Verfügung: U 12 und U 16. Letztere wurde im Ersten Weltkrieg von den K.k.-Heeresfeldbahnen konfisziert und von der Strecke abgezogen. Als Ersatz kam die leichte Heeresfeldbahnlok A 001 nach Hof in Mähren. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Tschechoslowakei gegründet. Die ČSD teilte den beiden vorhandenen Lokomotiven die Betriebsnummern U37.002 (ex U12) und U25.001 (ex A 001) zu. Sie blieben bis zur Streckenstillegung im Betrieb.
Die Wirtschaftskrise in den dreißiger Jahren zwang die ČSD, die kleine Lokalbahn stillzulegen. Am 14. September 1933 verkehrte der letzte Zug. Bahnbusse ersetzten die Züge. Das Rollmaterial wurde nach Hotzenplotz (Osoblaha) überführt, die Strecke 1937 abgetragen. Erhalten blieben bis in die heutige Zeit entlang der ehemaligen Strecke mehrere Empfangsgebäude und in Hof ein Teil des Heizhauses.
U37.002 (Krauss/Linz 1898/3815) gelangte 1933 nach Hotzenplotz, wo sie Ende 1938 – nach der Angliederung des Sudentenlandes an das Großdeutsche Reich – mit der DRB-Nummer 99 7841 versehen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die wieder als U37.002 eingesetzte C1’-Maschine bis 1959 in Röwersdorf. Anschließend verkehrte sie bis 1966 auf der Rosenberger Schmalspurbahn. Derzeit befindet sie sich für die Neuhauser Lokalbahn in betriebsfähiger Aufarbeitung!
31.07.2004