VSE-Nachrichten
Regionalgruppe Wülknitz
Nach mehrmonatiger Vorbereitung stand am 25. Oktober 2021 in Wülknitz der erste Verschub der Dampflok 44 351 nach elf Jahren auf dem Programm. Zunächst galt es, die werkseigene Diesellok vom Typ V10B dafür betriebsbereit zu machen. Vor dem Kuppeln von Diesellok, zweiachsigem Wohn-/Werkstattwagen und Dampflok fand eine nochmalige Kontrolle der Denkmalfahrzeuge statt – einschließlich Abölen und Gangbarmachen des Tenderbremsgestänges. Am Wagen ölten die Mitglieder der Regionalgruppe ebenfalls alle Achslager nach, außerdem fetteten sie die Zug- und Stoßvorrichtung. Bei einem vorangegangenen Arbeitseinsatz hatten sie das fest mit dem Wagen verbundene 230-V-Kabel mit einem zusätzlichen Stecker versehen, um die Stromversorgung des Zweiachsers bei Rangierarbeiten schnell und unkompliziert unterbrechen zu können. Die Dichtigkeitsprobe der Druckluftbremse von Lok und Tender verlief ohne Probleme. Nach fünf Minuten Wartezeit für das Füllen des Bremsluftbehälters funktionierte die probehalber in Betrieb gesetzte Tenderdruckluftbremse tadellos. Zur direkten Versorgung der Kolben und deren Gleitflächen mit Öl öffneten die Eisenbahnfreunde die Indikatoranschlussstutzen an den Zylinderdeckeln der Dampflok. Aus der Zentralschmierung hatten sie bereits im Vorfeld das Heißdampföl entfernt und die Anlage danach mit Achsöl neu befüllt, der Ölaustritt überzeugte an einigen Schmierstellen jedoch noch nicht vollkommen. Danach bewegte die V10B die Fahrzeuge zunächst mit einiger Mühe etwa ein bis zwei Meter, um dann erstmalig die zuvor verdeckten Teile der Gleitbahnen sowie Kolbenstangen der 44er säubern und abölen zu können. Zuvor waren die Eisenbahnfreunde an diese Stellen, an denen sich keine Korrosionsschäden zeigten, nicht herangekommen. Auf der Gleitbahn des fast vollständig vorhandenen Mitteltriebwerkes hatten sie hingegen vor einigen Monaten zahlreiche Roststellen vorgefunden. Denn als man Anfang der 1980er Jahre die mittlere Treibstange ausbaute, war der Kreuzkopf anschließend mittels Draht und Brett auf der Gleitbahn festgelegt worden. Die dort entdeckten Schäden sind jedoch zu verschmerzen, da die mittlere Treibstange ohnehin nicht mehr eingebaut werden soll. Sie ist wie die Schwingenstange aber noch vorhanden und eingelagert. Vom mittleren Triebwerk fehlen allerdings die Lenkerstange, das Treibstangenlager und der Kreuzkopfbolzen. Zurück zum 25. Oktober 2021: Nach dem vollständigen Schmieren der Gleitbahnen sowie der Kolbenstangen der Dampflok befuhren die drei Fahrzeuge – unter genauer Beobachtung des 44er-Fahrwerkes durch die anwesenden Vereinsmitglieder – die ersten Weichen und weiter die Gleise bis zum Kleinlokschuppen am anderen Ende des Werksgeländes. Davon fertigten die Eisenbahnfreunde mehrere Erinnerungsfotos an, bevor der Wohn- und Werkstattwagen sowie die Dampflok wieder auf ihre Abstellplätze zurückkehrten. Dort wurden die Gleitbahnen und Kolbenstangen der 44er nochmals eingefettet.
Damit handelt es sich bei 44 351 nun um kein „statisches Denkmal“ mehr, sondern um eine im Werksgelände „bewegliche Traditionslok“. Lok und Tender laufen ohne Beanstandungen, die Hauptluftleitung ist dicht und die Druckluftbremsanlage des Tenders funktioniert. Um Standschäden zu vermeiden, sollen derartige Bewegungsfahrten in Zukunft regelmäßig stattfinden. Als nächstes erfolgt jedoch die Demontage einiger Teile im Frontbereich der Lok, um dort festgesetzten Schmutz und alte Farbe zu entfernen. Der Führerstand erhält nach entsprechenden Schleifarbeiten einen neuen Anstrich. Fragen zum Projekt und den unregelmäßig stattfindenden Arbeitseinsätzen werden unter der E-Mail-Adresse tomradics@web.de beantwortet. Übrigens sucht die Regionalgruppe Wülknitz noch einen großen Schaukasten für den Außenbereich zur Präsentation ihrer Vorhaben.
14.12.2021