Regelspur aktuell
Zweigleisiger Ausbau und Elektrifizierung der Strecke Leipzig – Chemnitz geplant
Mit einer eilig verbreiteten Pressemitteilung zur am 17. September 2021 zwischen dem Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und der Deutschen Bahn AG abgeschlossenen Planungsvereinbarung versuchte das Ministerium am 19. Oktober 2021 Unklarheiten der Kommunikation wieder einzufangen. In den vorausgegangenen Tagen hatten in sächsischen Tageszeitungen sowie auch in überregional erscheinenden Blättern Meldungen zirkuliert, der Freistaat sei gegenüber dem Bahnkonzern bei der Forderung eingeknickt, die Strecke zwischen den beiden sächsischen Großstädten zweigleisig auszubauen und zu elektrifizieren. Das sächsische Ministerium sieht als Ursache dieser Interpretationen, die man kurzerhand der politischen Opposition und uninformierten Journalisten zuschob, wohl ursprünglich unvollständige Aussagen, insbesondere dass die Planungsvereinbarung tatsächlich nur den 36 km umfassenden Abschnitt zwischen Geithain und Chemnitz beträfe. Aber auch für den nördlichen Abschnitt zwischen Leipzig und Geithain plane die DB Netz als Infrastrukturbetreiber einen zweigleisigen Ausbau.
Zwischen Burgstädt und Cossen könne auf einem ca. 4 km langen Teilstück wegen der über das Göhrener Viadukt zur Überquerung der Zwickauer Mulde führenden Strecke kein Ausbau mit einem zweiten Gleis erfolgen. Das im Jahr 1869 fertiggestellte Brückenbauwerk steht unter Denkmalschutz, alternative Streckenführungen seien in diesem Bereich nicht realisierbar. Auch zwischen Chemnitz-Küchwald und Chemnitz Hauptbahnhof gäbe es einen bautechnisch bedingten Flaschenhals an einem Viadukt. Allerdings muss an dieser Stelle festgestellt werden, dass das Göhrener Viadukt bereits für den zweigleisigen Verkehr geplant und gebaut wurde, jedoch darf bezweifelt werden, dass das Bauwerk den heutigen Anforderungen eines zweigleisigen Betriebes noch entspricht …
Ein konkreter Zeitplan der Realisierung der elektrifizierten zweigleisigen Bahnverbindung ist bisher nicht bekannt, da es nach den Planungsvereinbarungen zunächst erst einmal darum gehen soll, die Machbarkeit und Finanzierbarkeit des Vorhabens zu überprüfen. Um diesen Vorgang überhaupt erst einmal ans Laufen zu bekommen, übernimmt der Freistaat Sachsen nach mittlerweile siebenjährigen Bemühungen einen Teil der Planungskosten. Nach dem Jahr 2000 hatte es bereits einmal umfangreiche Investitionen an der Strecke gegeben. Mit der Fokussierung auf den Einsatz von dieselmotorgetriebenen Neigetechnikfahrzeugen hatte es jedoch nur einer wenig nachhaltige Investition bedurft. Nach noch nicht einmal zehnjährigem Betrieb mit der Baureihe 612 ist die Strecke seit Dezember 2015 wieder auf lokbespannte Züge umgestellt. Dafür mussten sogar für den Neigezugbetrieb überhöhte Bögen wieder zurückgebaut werden, weil dies im Betrieb ohne Neigetechnik sonst für die Fahrgäste unangenehm würde. Auch wenn sich die Entscheidung für neue Investitionen noch hinziehen wird, bleibt die Hoffnung, dass beim nunmehrigen Anlauf mit zweigleisigem Streckenausbau und Elektrifizierung endlich auf das richtige Pferd gesetzt wird.
(unter Verwendung von Presseinformationen)
14.12.2021