Schmalspurbahnen in Europa
Zu den Fahrzeugen der Waldenburgerbahn
In der vorigen Ausgabe des PK stellten Niels Kunick und André Marks den Dampfzug der Waldenburgerbahn (WB) in der Schweiz vor, der am 23. September 2018 letztmalig verkehrte. Nun liegen der Redaktion einige Neuigkeiten zum Verbleib der 750-mm-Fahrzeuge dieser Schmalspurbahn vor. Demnach verließen am 3. Oktober 2018 drei Sitz- und vier Güterwagen die WB. Über ihren Empfänger gab es in den vergangenen Wochen teils widersprüchliche Angaben. Tatsache ist, dass sie der Verein „Ostgleis“ aus der Schweiz zur Unterstützung des rumänischen Vereins „Asociatia Prietenii Mocanitei“ bekommen hat. Der Schweizer Verein unterstützt die touristische Reaktivierung eines Teilstückes der ehemaligen CFR-760-mm-Schmalspurbahn von Sibiu (Hermannstadt) nach Agnita (Agnetheln) – zur „Wusch“. Aktuell sind die Wagen in der Tschechischen Republik hinterstellt, denn für die Fahrzeuge aus der Schweiz fehlt in Rumänien derzeit noch ein geeigneter Abstellplatz. Sobald die derzeit im Bau befindliche Halle in Siebenbürgen fertiggestellt ist, sollen die Fahrzeuge dorthin überführt werden.
Im Einzelnen handelt es sich um:
- den zweiachsiger Salonwagen As 24
- den vierachsigen Sitzwagen B 50
- den vierachsigen Barwagen B 51
- den vierachsigen gedeckten Güterwg. G 212
- sowie um die zweiachsigen Flach- bzw. Niederbordwagen K 301, K 306 und K 310 Damit befindet sich seit dem 3. Oktober lediglich noch ein historischer Wagen auf der Waldenburgerbahn: der vierachsige Flach- bzw. Rungenwagen R 312 (umgebaut 1957 aus dem früheren BC 13). Dieser Wagen dürfte noch für Bauzugzwecke bei der Umspurung etc. zum Einsatz kommen.
In dem Glashaus neben der WB-Strecke in Talhaus BL befinden sich seit Mitte Oktober:
- die Dampflok Nr. 5 „G. Thommen“
- der vierachsige Sitzwagen B 48
- der zweiachsige gedeckte Güterwagen G 208 Das Gebäude ist als Museum gedacht und soll zur Erinnerung an den 750-mm-Betrieb der Waldenburgerbahn dienen.
Wie im PK 164 berichtet, blieb außerdem die Lok 6 „Waldenburg“ im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern erhalten. Neben den jetzt im Oktober 2018 abgefahrenen Fahrzeugen sind von der Waldenburgerbahn außerdem u. a. noch vorhanden:
- die vierachsigen Sitzwagen B 43, B 44, B 45, B 46 und B 47 bei der Öchsle-Museumsbahn Warthausen – Ochsenhausen (750 mm)
- der vierachsige Bahnpostwagen Z 69 im Museum für Kommunikation in Schwarzenburg (Schweiz)
- die zweiachsigen gedeckten Güterwagen G 203 und G 204, umgebaut zu 600-mm-Personenwagen; sowie als Lagerraum (nicht umgespurt) der vierachsige gedeckte Güterwagen G 211 bei der MPSB-Museumsbahn in Schwichtenberg bei Friedland (Mecklenburg-Vorpommern)
- der zweiachsige offene Güterwagen K 304 sowie die beiden gedeckten Güterwagen G 205 und G 207 jeweils noch mit 750 mm Spurmaß beim Schweizer Verein „Feld- und Werkbahn-Freunde“ in Otelfingen (600 mm)
- der vierachsige Sitzwagen B 49 und der als Unkrautvernichtungswagen genutzte X 707 auf 760 mm Spur bei der CFF-Waldbahn Moldovita (Rumänien)
- der zweiachsige offene Güterwagen K 305 auf 760 mm Spur bei der CFI Brad – Criscior (Rumänien)
- der zweiachsige Flach- bzw. Niederbordwagen K 311 bei der SDG Fichtelbergbahn zum Verschub in der Lokomotivwerkstatt Oberwiesenthal (750 mm), ex Öchsle; der umgebaute Wagen wird beim Rohrwechsel von Lokomotiven verwendet
Was mit den aktuell noch eingesetzten sieben Elektrotriebwagen (Nr. 11 bis 17) und zehn Steuerwagen (111 bis 120) mit 750 mm Spurmaß der Waldenburgerbahn nach deren Umspurung geschehen wird, ist derzeit noch offen. Ein Einsatz dieser Fahrzeuge auf einer anderen Bahn in der Schweiz ist nicht möglich, da es sich bei der WB – abgesehen von der Dienstbahn der Internationalen Rheinregulierung (IRR) bei Widnau im St. Galler Rheintal – um die einzige noch vorhandene Bahn mit öffentlichem Verkehr auf 750-mm-Gleisen in der Schweiz handelt. Am 23. Oktober 2018 präsentierte die Baselland Transport AG (BLT) als Eigentümer der Waldenburgerbahn der Öffentlichkeit erste Darstellungen, wie die ab dem Jahr 2022 auf der dann 1000-mm-spurigen WB eingesetzten Triebfahrzeuge aussehen werden. Demnach verkehren auf der von der BLT als Linie 19 geführten WB dann zehn niederflurige Stadtbahngelenktriebzüge – in den Hauptverkehrszeiten in Doppeltraktion. Geliefert werden diese von der thurgauischen Stadler Rail AG.
Noch eine Korrektur zum Bericht im PK 164: Die planmäßigen Züge der Waldenburgerbahn fahren weiterhin über die gesamte Strecke. Der letzte Dampfzug pendelte im September aus Rücksicht auf den Planbetrieb nur auf dem Abschnitt Bad Bubendorf – Waldenburg, auf dem Busse am letzten Betriebstag des Dampfzuges die regulären Züge ersetzt hatten.
Die Umspurung von 750 auf 1000 mm wird übrigens im In- und Ausland teils skeptisch beurteilt. Da es zwischen dem Stammnetz der Baseler Straßenbahn und der Waldenburgerbahn bisher keine direkte Verbindung gibt, wird die Sinnhaftigkeit der in diesem Jahr begonnenen Umspurung hinterfragt. Kritiker bezeichnen sie als „vorauseilenden Gehorsam“, da in der nächsten Zeit kein Zusammenschluss mit den Meterspurstrecken der BLT geplant ist. Entsprechend muss die WB auch mit 1000 mm Spurweite als Inselbetrieb geführt werden. Die von der Firma Stadler bereits für die Mariazellerbahn und demnächst auch für die Zillertalbahn gebauten Fahrzeuge belegen, dass neues rollendes Material für 750/760 mm Spurweite durchaus beschaffbar gewesen wäre …
Mit Hinweisen von Dr. Markus Strässle, Felix Birkmann und Tibert Keller, denen André Marks für ihre Unterstützung dankt!
11.12.2018