Preßnitztalbahn aktuell
Die Museumsbahn im Dezember 2013 und Januar 2014
Einmal in der Jahresanfangsausgabe nicht über große Anstrengungen bei der Schneeberäumung auf der Strecke und den Bahnsteiganlagen der Museumsbahn berichten zu müssen, hat zurückblickend auf die vergangenen 20 Jahre Seltenheitswert.
Doch weder die kurze Schneeperiode Anfang Dezember noch gelegentliche einzelne Schneetage im Januar hatten die Menge Schnee dabei, die ein Ausrücken mit der Schneeräumtechnik im großen Stile erforderlich machte. Für den umfangreichen Fahrbetrieb im Dezember zu allen Adventswochenendtagen sowie zum Jahreswechsel vom 27. Dezember bis zum 5. Januar war dies natürlich eine angenehme Situation für das Personal. Weniger erfreut dürften die Wintersportfreunde gewesen sein, von denen sicherlich viele die Erzgebirgsregion deshalb sogar wieder vorzeitig verlassen haben – womit sie auch nicht als Mehrfachbesucher bei der Preßnitztalbahn gelandet sind.
Infrastruktur
Weniger Schnee, dafür mehr Wind – das könnte die Kurzfassung der Wetterlage darstellen, die entlang der Preßnitztalbahn an mehreren Stellen zu Baumbrüchen geführt hat. Dadurch wurde der Streckenabschnitt zwischen Schlössel und Schmalzgrube erneut in Mitleidenschaft gezogen, auf dem die Wiederherstellung der Streckenfernsprechleitung bereits gut vorangekommen war.
An den Bahnsteigen fanden – eher ungewöhnlich in den Wintermonaten – Ausbesserungen an den Deckschichten statt. Durch Regen und die Benutzung der Wege besteht dafür an den acht Stationen ein regelmäßiger Bedarf.
Im Zusammenhang mit den Brückenbauarbeiten neben der Ausstellungs- und Fahrzeughalle in Jöhstadt laufen inzwischen die Planungen zum Bau eines Bahnsteiges, um die Aus- und Einsteigebedingungen für Besucher der Veranstaltungen in der Halle zu verbessern.
Mit der am 6. Dezember 2013 erfolgten Inbetriebnahme der neuen Straßen- und Eisenbahnbrücke über das Schwarzwasser am Kilometer 22,2 wurde zunächst eine Langsamfahrstelle für die Züge eingerichtet, da das Gleis noch nicht in seiner endgültigen Lage eingebaut werden konnte. Die dafür erforderliche Fertigstellung der Brückenflügelmauer im Anschluss an das Wolkensteiner Widerlager konnte dank geeigneter Bauwitterung im Januar vollendet werden. Damit können nach momentaner Bauablaufplanung im April und Mai die notwendigen Arbeiten an der Baustelle weitestgehend abgeschlossen werden. An allen vier Widerlagerflügelmauern müssen noch die Anbindungen zur vorhandenen Bausubstanz hergestellt werden. Im überbrückten Bereich des Schwarzwassers erfolgt eine Sohlenbefestigung. Die Aufbringung der Belagschichten für die Straße schließt das Bauvorhaben dann ab.
Am Lokbahnhof sowie in den Werkstattbereichen der Lagerhalle findet momentan eine umfangreiche Neusortierung von Lagerfunktionen für verschiedene Gewerke und Aufgaben sowie eine Optimierung der Anordnung und Anpassung der Werkstatteinrichtungen an neue Aufgabenzuordnungen statt.
Während dem Lokschuppen und der Werkstatt im alten Kohleschuppen vor allem die Werkzeuge und Ersatzteile für die Lokunterhaltung zugeordnet werden, wird in der Lagerhalle in erster Linie die Wagenunterhaltung konzentriert. In diesem Zusammenhang werden auch die inzwischen seit mehr als 20 Jahren angesammelten Materialbestände in den Güterwagen-Kästen zwischen Kohleschuppen und -bansen gesichtet und hinsichtlich der künftigen Nutzung neu zugeordnet. Über die weitere Nutzung von frei werdenden Wagenkästen ist dabei noch nicht entschieden, allerdings ist es durchaus vorgesehen, langfristig auch diesen Bestand zu reduzieren, um den Platz für die Neugestaltung des Bahnhofsgeländes mit einplanen zu können.
Mit verschiedenen Baufirmen läuft momentan die Angebotsabstimmung für Leistungen zur Sanierung von Hochwasserschäden nach dem Juni-Hochwasser 2013. Die angezeigten Aufwände sind überwiegend bestätigt worden, so dass in den kommenden Monaten an rund einem Dutzend Schadstellen entlang des Verlaufs von Preßnitz und Schwarzwasser Instandsetzungsarbeiten durchgeführt werden können. Ein erstes Teilprojekt konnte bereits im November umgesetzt werden. Am Streckenkilometer 20,7 wurde dabei ein Durchlass durch den Bahndamm komplett erneuert, der durch die extremen Niederschläge Anfang Juni zugeschwemmt worden war und damit den Abfluss der Wassermassen zum Schwarzwasser blockierte.
Ebenso von hoher Dringlichkeit und deshalb sicherlich kurzfristig im März oder April auf dem Ausführungsplan steht die Schadstelle auf Höhe der Fahrzeughalle. Hier ist der Bahndamm auf rund 50 m Länge vom Schwarzwasser stark ausgespült worden, was durch große Steinquader repariert werden soll.
Fahrzeuge
Das Hauptaugenmerk der Arbeiten an den Triebfahrzeugen lag in den vergangenen Wochen bei der Untersuchung an der sächsischen IV K 99 1590-1. Diese Lok war im März 2013 demontiert worden, die Aufarbeitung der Hauptkomponenten Kessel und Drehgestelle führte anschließend das Dampflokwerk Meiningen aus, während alle übrigen Tätigkeiten in Verantwortung der Arbeitsgruppe unter Leitung von Sören Beck und Torsten Seipt in der Werkstatt in Jöhstadt durchgeführt wurden. Dazu gehörten die Aufarbeitung und teilweise Neuanfertigung von Einzelteilen der äußeren Steuerung, der Armaturen sowie des Rahmens, der Wasserkästen, der Kesselverkleidung und des Führerhauses. Seit Herbst läuft schrittweise der Zusammenbau der Lok, wobei die Arbeiten an der Lok fast ausschließlich in arbeitsfreien Zeiten der dabei ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder laufen.
Am 23. Dezember 2013 wurde mit dem Führerhausdach die letzte der Großbaugruppen auf den vorab bereits mit Kessel und Wasserkästen komplettierten Unterbau gesetzt. Seit Anfang Januar erfolgt nun im Detail die Komplettierung aller äußeren Luft- und Dampfrohre, diverser Leitungen und Anbauteile sowie der Bremsanlage. Für Mitte März ist eine erste Probefahrt mit der Lok zum Abschluss der Arbeiten geplant. In Abhängigkeit von den dabei aufzunehmenden Restpunkten und Einstellarbeiten, insbesondere am Triebwerk, ist die formale Wiederinbetriebnahme für die zweite Aprilwoche avisiert.
Am 31. Januar ist die I K Nr. 54 nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Freital-Hainsberg nach Jöhstadt zurückgekehrt. Die Heimatabwesenheit hatte sich ergeben, weil eine direkte Rückführung der Lok nach ihrem Einsatz auf der Weißeritztalbahn im Herbst durch die Brückenbaustelle und der damit verbundenen Streckenunterbrechung an der Ausstellungs- und Fahrzeughalle nicht möglich war.
In Vorbereitung auf die fünfte Saison der Lok werden bis Ostern noch einige Fristarbeiten ausgeführt. Dabei soll auch der Feuerschirm in der Feuerbüchse neu eingebaut werden, da sich die durch das Dampflokwerk Meiningen im vergangenen Sommer gewählte Einbauposition als unvorteilhaft für die Bedienung der Lok ergeben hat. Der erste Auswärtseinsatz der Dampflok in der kommenden Saison ist zu Ostern bei der Döllnitzbahn geplant. Nach ihrem schadensbedingten Ausfall im Vorjahr hoffen nun alle Beteiligten auf ein erfolgreiches Absolvieren des vorgesehenen Betriebsprogramms.
Nach ihren Einsätzen im Advent bereitete das Personal die 99 1542-2 auf die „Winterruhe“ vor. Dazu reinigte es die IV K und legte alle wasserführenden Teile trocken. In Vorbereitung der Verlängerung der Kesseluntersuchungsfrist im April stehen nun noch einige kleinere Arbeiten an.
Dagegen stehen die IV K 99 1568-7, für die im April die Kessel- und Fahrwerksfristen ablaufen, und die VI K 99 1715-4 seit Weihnachten regelmäßig im Betriebseinsatz, laufende Wartungsarbeiten sind an diesen beiden Lokomotiven allerdings ebenfalls notwendig.
Der Aufbau von 970-606 zum Aussichtswagen läuft planmäßig, seit der Ankunft des Rohbaus vom Stahlbaubetrieb in Wolkenstein laufen schwerpunktmäßig der Ausbau und die elektrische Installationen. Bis zur geplanten Inbetriebnahme im Mai dieses Jahres wird der Vierachser noch mit Sitzgestühl ausgestattet und eine grüne Farbgebung erhalten.
Am zweiachsigen Sitzwagen 971-216 fanden im Dezember die Restarbeiten an der Bremsanlage, Inneneinrichtung sowie an der Dacheindeckung statt. Danach kehrte der Wagen in der Woche vor Weihnachten auf die Insel Rügen zurück.
Am vierachsigen Sitzwagen 970-851 des PKML e.V. (Pollo-Verein) wurde in zwei mehrtägigen Arbeitseinsätzen der Prignitzer in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Jöhstädter Werkstatt ein umfangreiches Programm ausgeführt – siehe auch Seite 33. Besonders aufwendig gestaltete sich das mehrschichtige Aufbringen der Farbe in typischer Bierlasur, was auch in den Bereichen der Kassettenwandbeplankung notwendig war. Danach standen die Montage der elektrischen Leitungen sowie der Einbau eines „DR“-typischen Fußbodenbelages auf dem Plan. Die in Jöhstadt vorgesehenen Arbeiten an diesem Fahrzeug für die Prignitzer Schmalspurbahn sollen bis zum April abgeschlossen sein.
Das Nebenfahrzeug III („Schwellenwechsler SVP-74“) wird seit dem Herbst im Werkstattstand der Fahrzeughalle einer umfangreichen Aufarbeitung unterzogen. Dabei werden umfassende Erneuerungen der Hydraulikleitungen zur Ansteuerung der Arbeitssysteme des Fahrzeuges sowie eine Ausbesserung am Fahrwerk vorgenommen. Teilweise kommen Ersatzteile zum Einsatz, die Vereinsmitglieder in den vergangenen Jahren aus Spenderfahrzeugen geborgen hatten. Da das Fahrzeug für zahlreiche Unterhaltungsarbeiten entlang der Strecke eine wertvolle Unterstützung bietet, ist die weitere Unterhaltung erforderlich, auch wenn im Rahmen des verfügbaren Finanzbudgets nicht alle Vorstellungen zur Erneuerung berücksichtigt werden können.
Fahrbetrieb/Statistik
Im Dezember und Januar registrierte der Verein an den Fahrtagen folgende Fahrgastzahlen:
- Fahrten im Advent 30.11./1.12.:708 Fahrgäste, Einsatz „Aquarius C.“ (Steinbach – Schlössel)
- Charterfahrt am 3.12. mit „Aquarius C.“
- Nikolausfahrten 6.12.: 506 Fahrgäste, Einsatz von 99 1568-7
- Fahrten im Advent mit Mettenschicht am 7./8.12.: 1148 Fahrgäste, Einsatz der beiden IV K 99 1542-2 und 99 1568-7
- Fahrten im Advent am 14./15.12.: 933 Fahrgäste, Einsatz der beiden IV K 99 1542-2 und 99 1568-7
- Fahrten im Advent 21./22.12.: 414 Personen, Einsatz von 99 1568-7
- Fahrten zum Jahreswechsel 27.12. bis 1.1.2014: 3114 Fahrgäste mit Einsatz der IV K 99 1568-7 und der VI K 99 1715-4
- Fahrten zum Jahreswechsel 2. bis 5.1.: 828 Personen, Einsatz von 99 1715-4
- Sonderveranstaltung „30 Jahre Einstellung Reisezugverkehr Niederschmiedeberg – Jöhstadt“ am 13.1. mit 34 Gästen mit Einsatz der IV K 99 1568-7 3 weitere Charterfahrten mit Einsatz von Diesellokomotiven am 10. und 11. Dezember 2013 sowie am 12. Januar 2014 Die Gesamtstatistik des Jahres 2013 weist damit in Summe 33 661 Fahrgäste aus, die an insgesamt 119 Fahrtagen befördert wurden. Bei geringerer Anzahl von Fahrtagen wurde damit durchschnittlich die gleiche Fahrgästezahl je Fahrtag im Vergleich zum Vorjahr befördert.
Für 2012 standen insgesamt 35 096 Gäste an 127 Betriebstagen zu Buche.
Der Rückgang um etwa vier Prozent gegenüber dem Vorjahr lässt sich auf das Hochwasser im Juni 2013 zurückführen. Nicht nur der direkt ausgefallene Fahrtag in Folge der hochwasserbedingten Schäden wirkt sich in der Statistik spürbar aus, auch die in Folge der bekannten Infrastruktureinschränkungen zurückgegangenen Reisen ins Erzgebirge mit deutlich weniger Gruppenreisebuchungen in den Monaten Juli und August trugen erheblich zur Minderung um rund 4000 Fahrgäste gegenüber dem mittleren Durchschnitt der vergangenen Jahre bei. Erst ab September erreichten die Fahrgastzahlen die üblichen Werte, Dank durchweg weitgehend passabler Witterung und „eisenbahnbetriebsfreundlicher“ Winterwetterlage (ohne Schnee) lagen die Nutzerzahlen in den Folgemonaten über den langjährigen Mittelwerten.
Marketingaktionen
Wie in den Wintermonaten schon traditionell üblich, präsentierte sich die IG Preßnitztalbahn e. V. auch im Januar und Anfang Februar wieder auf verschiedenen Ausstellungen. Am 25./26. Januar sowie vom 31. Januar bis zum 2. Februar war die Museumsbahn mit einem Infostand bei der „10. Ausstellung der Sächsischen Modellbahnvereine beim Sächsisch-Böhmischen Bauernmarkt Röhrsdorf/Borthen“ präsent.
Spendenaktion
Auch wenn sich die Fertigstellung des entsprechenden Werbematerials für die Spendenaktion „Neuer Bahnhof Jöhstadt“ noch etwas verzögert, werden Spenden für die Unterstützung des ehrgeizigen Umbauprogramms für den Bahnhof Jöhstadt gern entgegengenommen. Die Bankverbindung für Spenden an die IG Preßnitztalbahn e. V. bei der Commerzbank Chemnitz lautet: IBAN: DE13 8704 0000 0412 2677 00 / BIC: COBADEFFXXX
18.02.2014