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Rezensiert: JHMD | Obratañ Jindřichûv Hradec Nová Bystřice
Gerhard und Norbert Bank, Karel Kříž (Hrsg.)
JHMD
Obratañ Jindřichûv Hradec Nová Bystřice
144 DIN-A4-Seiten (quer) mit Hartpappeinband dreisprachig (deutsch, tschechisch, englisch) 142 (meist ganzseitige) farbige Abbildungen Fotoverlag G. Bank, Wesseling 2013. ISBN-13: 978-3-88579-903-0 Preis: 29,95 EUR
Der Titel des Bildbandes wirkt etwas sperrig oder unnötig reduziert, auf jeden Fall nicht so richtig einladend oder gar erklärend. „JHMD“ ist die Abkürzung der tschechischen Eisenbahngesellschaft Jindřichohradecké místní dráhy a.s., die seit 1998 die beiden von Jindřichův Hradec (Neuhaus) ausgehenden Schmalspurbahnen in Südböhmen betreibt. Im Jahr 1897 nahm die Neuhauser Lokalbahn den Betrieb von Neuhaus nach Neubistritz/Nová Bystřice auf, 1906 eröffnete sie die ebenfalls 760-mm-spurige Lokalbahn nach Wobratein/Obratañ. Doch um geschichtliche oder gar eisenbahntechnische Details geht es in dem hier vorgestellten Werk keineswegs. Während die Redaktion des Preß´-Kuriers auf das Heft 1/2013 verweisen kann, in dem ein Portrait der 79 km langen Bahnen in bosnischer Spurweite (760 mm) einschließlich vieler Angaben zur Geschichte der Strecken zu finden ist, verschont uns vorliegender Fotoband mit derartigen Informationen. Dies sei dem Wunsch geschuldet, die Fotos möglichst groß darzustellen, heißt es im Vorwort. Dementsprechend gibt es zu jedem Foto eine technokratisch wirkende Legende, die dreisprachig den Streckenabschnitt, das Datum, die Zugnummer, das abgebildete Triebfahrzeug und das Datum neben dem Fotografen auflistet. Für jedes einzelne Foto ist das sicherlich eine Aufwertung, lenkt doch kein plaudernder Text vom Betrachten der Aufnahmen, die zumeist dem Prinzip „Eisenbahn in Landschaft“ folgen, ab. Der Großteil der Abbildungen entstand zwischen 2009 und 2013, die ältesten stammen noch aus Zeiten der ČSD von 1987. Im Buch geht es strikt von Nord nach Süd, also zunächst auf der belebteren und bereits umfänglicher sanierten Strecke von Obratañ nach Jindřichûv Hradec. Wobei man schnell sieht, wie behutsam die tschechischen Eisenbahner ihre Strecke modernisieren. Gepflegte Bahnanlagen und Hochbauten, aber auch ein überaus schmucker Fahrzeugpark zieren die Bilder. In allen vier Jahreszeiten kommen die bunt lackierten Lokomotiven der ČSD-Reihe T47.0 ins Motiv. Meist sind sie mit nur einem aus den 1960er Jahren stammenden Personenwagen der Gattung Balm/u unterwegs. Zukünftig sollen diese kurzen Reisezüge durch noch zu modernisierende Triebwagen aus Polen ersetzt werden, erfährt der Leser im Buch. Vier FAUR-Fahrzeuge der PKP-Reihe MBxd2 hat die JHMD dafür angeschafft, derzeit werden sie für den Einsatz in der Tschechischen Republik aufgearbeitet. In den Sommermonaten setzt die JHMD im touristischen Betrieb mehrere Dampflokomotiven ein: die U37.002 (österreichische Reihe U), eine Px48 als U46.101 (ex PKP Px48-1916) sowie als U46.001 eine aus Rumänien stammende Reşiţa-Waldbahnlok (ex 764-108). Seit 2013 ist auch die streckentypische Mallet-Maschine U47.001 (Henschel 7930/1907, ex Serbische Staatsbahnen Nr. 391, seit den 1920er Jahren in Jindřichûv Hradec) wieder einsatzfähig. Neben diesen vier Dampfloks ist auch der Triebwagen M21.004 als Gastfahrzeug aus Čierny Balog zu bewundern.
Fazit: Viele der in dieser Besprechung genannten Details zur JHMD und deren Fahrzeugen kann der geneigte Betrachter dem Buch nicht entnehmen. Stattdessen findet der Käufer technisch und fotografisch perfekte Bilder einer überaus reizvollen und liebenswerten Schmalspurbahn. Die Geschichten zu den Bildern muss er wohl selbst erleben.
18.02.2014