Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Hat die Weißeritztalbahn noch eine Perspektive ?
Unter dieser Überschrift hatte der VSSB e. V. (Verein zur Förderung der sächsischen Schmalspurbahnen) am 4. Juni von 17 bis 19 Uhr in den Kultursaal der Schmiedeberger Gießerei GmbH eingeladen. Der Einladung waren, wie wenige Tage vor den Kommunalwahlen nicht anders zu erwarten, Vertreter der demokratischen Parteien sowie von DB Netz, aus dem sächsischen Wirtschaftsministerium, vom Landratsamt des Weißeritzkreises sowie vom Verkehrverbund Oberelbe (VVO) und über 100 weitere Zuhörer und Interessierte gefolgt.
Nach eindringlichen Worten zur Bedeutung der Weißeritztalbahn durch den Vereinsvorsitzenden, Dr. Andreas Winkler, dem Gastgeber der Veranstaltung und Geschäftsführer der Schmiedeberger Gießerei GmbH, Herrn Haselwander, und dem Vorsitzenden der IG Weißeritztalbahn e. V., Ralf Kempe, hatten die Kandidaten der Parteien für die Kommunalwahlen das Wort für eine Stellungnahme und die Beantwortung der vorgegebenen Fragen. Danach folgten Stellungnahmen der Herren von der DB AG, des Wirtschaftsministeriums und des Verkehrsverbundes.
Im Ergebnis der verschiedenen Äußerungen ergibt sich nunmehr das Bild, daß der von der DB AG und offensichtlich auch vom VVO angestrebte Wechsel des Betreibers der Strecke Auslöser der Verwirrungen um die Bereitstellung der Wiederaufbaumittel war. Nach einem unsäglichen Hickhack könne nun optimistisch auf den 17. Juni geschaut werden, daß die notwendigen 10 Mio. Euro aus dem Flutopferhilfefond des Bundes bereitgestellt würden. Der Freistaat Sachsen würde inzwischen für die Planungskosten finanziell in Vorleistung gehen.
Durch den vorgesehenen neuen Betreiber der Strecke, der BVO Bahn GmbH, würden dann die Planungsarbeiten begonnen und ausgeschrieben, wenn endgültige Klarheit bestünde und die entsprechenden Verträge mit der DB AG und dem VVO unter Dach und Fach seien. Damit wäre aber auch frühestens im Jahr 2005 mit der Wiederinbetriebnahme zu rechnen, so Roland Richter, Geschäftsführer der BVO.
Von zahlreichen Sprechern wurde besonders das Engagement der Vereinmitglieder der IG Weißeritztalbahn e. V. hervorgehoben. Durch den Verein „Sachsenmetall hilft e. V.“ wurde an den Vorsitzenden des Vereins, Ralf Kempe, ein mit 10 000 Euro dotierter Scheck für die Unterstützung der weiteren Arbeit des Vereins übergeben. Für den 8. September ist die nächste Veranstaltung des VSSB zu diesem Thema vorgesehen.
Kommentar
„Ob ich an den Wiederaufbau der Weißeritztalbahn glaube“, fragte mich im Nachgang der Veranstaltung des VSSB e. V. das Fernsehteam von „Eisenbahn-Romantik“ – als optimistischer Mensch sagte ich „Ja!“…
Doch mich bewegen auch Zweifel. Zum einen kann ich der Veranstaltung nicht wirklich ein positives Resultat abgewinnen – was keinesfalls an den Veranstaltern und Organisatoren liegt, die sich wirklich sehr ins Zeug gelegt hatten, die Eingangsfrage auch beantwortet zu bekommen.
Es stehen noch immer zu viele Fragezeichen vor dem Neuaufbau. Und zahlreiche Bremser! Wobei der Vertreter des VVO ein glänzendes Beispiel dafür abgab, mit schwammigen Worten die Verringerung der Zuschüsse, die er ja als VVO aufbringen müsse, als vordringlichstes Ziel deklarierte, gleichzeitig schon mal die deutliche Erhöhung der Fahrpreise ankündigte (weil die bisherigen im Vergleich zu allen anderen Bahnen deutlich zu niedrig wären) und im übrigen am liebsten wohl hätte sagen wollen, daß ihm die Bahn so ziemlich egal ist…
Die andere Seite meiner Zweifel basiert darauf, daß kein Vertreter der DB AG eine Erklärung dafür fand, warum die DB Services Südost GmbH ihre erfolgreiche und bereits auf Kostenreduzierung angelegte Arbeit auf der Weißeritztalbahn nicht fortsetzen durfte. Gegenüber den Beschäftigten sowie den Mitgliedern der IG Weißeritztalbahn e. V. fand keiner der Geladenen erklärende Worte dafür. Beschämend! Es bleibt nach wie vor das Gefühl der wie auch immer gearteten Mauschelei im Hintergrund, wie die BVO Bahn GmbH zu der Ehre kommt, Lößnitzdackel und Weißeritztalbahn zu übernehmen.
Es stünde der BVO als künftigem Betreiber der Weißeritztalbahn gut zu Gesicht, sich endlich auch einmal mit denen an den Tisch zu setzen, die die Bahn – wenn auch nur mit einfachen Mitteln – am Leben und im Gespräch halten, den Vereinsmitgliedern der IG Weißeritztalbahn e. V. Mit denen wird sie nämlich leben müssen, und ich bin mir ziemlich sicher, daß man die Leute auch mit Ignoranz nicht losbekommen wird.
Im übrigen wäre es wohl langsam einmal an der Zeit, den Menschen nicht länger den Anspruch von der Privatbahn zu suggerieren. Als 100prozentige Tochter der BVO Verkehrsbetriebe Erzgebirge GmbH (und damit im Besitz der Landkreise Annaberg, Aue-Schwarzenberg und Marienberg) wird die „schwarze Zahlen“ schreibende Fichtelbergbahn zu 60 % ihrer Kosten durch die öffentliche Hand finanziert. Das sollte man immer mit berücksichtigen.
06.06.2004