Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
am 10. Januar jährte sich zum 30. Mal die Rückkehr einer Dampflok in das Jöhstädter Heizhaus. Bevor die IV K 99 1568-7 im Januar 1992 „heimkehrte“, war die Bergstadt ganze 2918 Tage ohne Lok geblieben – jetzt sind es bereits mehr als 10 000 Tage mit mindestens einer Dampflok. Für die Beteiligten damals unglaublich – und für viele später Geborene oder neu zum Thema dazu Gestoßene unvorstellbar. Heute ist die Bahn nicht mehr wegzudenken, während damals die Zahl der Skeptiker und Gegner groß war.
Einer verbliebenen Herausforderung wird sich der Verein nun verstärkt widmen, nachdem der Lückenschluss im Oktober 2021 bereits Lust auf mehr Eisenbahn vor dem Empfangsgebäude geweckt hat. Der neue, nunmehr 4. Bauabschnitt des Vorhabens „Neuer Bahnhof Jöhstadt“ mit dem einprägsamen Titel „Feuer. Wasser. Kohle.“ soll der Schritt werden, der vor dem Abriss des Plattenbaus die nötigen Vorbereitungen am Lokschuppen umfasst. Der Abschnitt wird die Transformation des Bahnhofs einleiten, indem die Voraussetzungen für Feuer in der Feuerbüchse, Wasser im Kessel und Kohle im Kohlekasten der Loks geschaffen werden, für die vor genau 30 Jahren jahrzehntelang anwendbare Interimslösungen nötig wurden. Aber das Gute an der Erkenntnis „Provisorien können ewig halten“ ist, dass man immer in Erinnerung hat, dass es nur ein Provisorium ist. Helfen Sie mit, dass das Provisorium in Jöhstadt bald zu Ende geht!
Seit nunmehr 30 Jahren ist der „Preß’-Kurier“ auch das Informationsblatt für den Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e. V. und dessen Eisenbahnmuseum in Schwarzenberg. Das in der Ausgabe 1/1992 abgedruckte Protokoll der damaligen VSE-Jahreshauptversammlung zeugt von den vielfältigen Aktivitäten im Jahr 1991 u. a. mit dem Kauf der Lokomotiven 44 351 und 50 3616 sowie von ambitionierten Vorhaben für 1992, über die die PK-Leser seitdem regelmäßig informiert werden. Schön, dass sich diese Erfolgsgeschichten trotz gelegentlicher Rückschläge in den vergangenen drei Jahrzehnten verstetigt haben.
Eine Rückkehr des Schienenverkehrs ist zwischen Chemnitz und Aue zu erleben. Denn seit dem 29. Januar 2022 ist der einst wichtigste Abschnitt der Nebenbahn Chemnitz – Adorf (Vogtl) nach umfassender Sanierung wieder eine benutzbare Bahnstrecke. Nunmehr fahren darauf im bestellten öffentlichen Personennahverkehr aber keine rot lackierten Dieseltriebwagen mehr ins Gebirge, sondern die Hybrid-TramTrain-Fahrzeuge des Typs Citylink des „Chemnitzer Modells“. Wiedererrichtete Kreuzungsmöglichkeiten und eine eisenbahnkompatible Signalausstattung sorgen jedoch für eine signifikant erhöhte Durchlässigkeit auch für Eisenbahnsonderverkehre. Das muss man als Mehrwert und als Ergebnis eines intensiven Kampfes um die nötigen Investitionsmittel durch den Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) in enger Zusammenarbeit mit dem Infrastrukturbetreiber DB RegioNetz Infrastruktur GmbH Erzgebirgsbahn anerkennen. Der Einsatz der daran Beteiligten sei besonders hervorgehoben, denn die Begehrlichkeiten beim Einsatz öffentlicher Mittel gehen zu oft in andere Richtungen. Die Erreichbarkeit von Chemnitz aus Thalheim, Zwönitz und den anderen Orten wird dadurch deutlich verbessert. Nach Aue fährt der Normalreisende jedoch mit 75 Minuten Bahnfahrt gegenüber den 50 Minuten im Expressbus dann wohl doch eher weiterhin über die Straße, denn die Zugfahrt durch das windungsreiche Zwönitztal lässt sich nicht noch mehr beschleunigen.
Alle Bahnen, Museen und Vereinsaktivitäten auf schmaler und normaler Spur freuen sich auf Ihren Besuch.
Glück Auf!
10.02.2022