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Rezensiert: Das große Buch der Schmalspurbahn Freital-Potschappel – Nossen, Band 1
Peter Wunderwald
Das große Buch der Schmalspurbahn Freital-Potschappel – Nossen, Band 1
Die Geschichte der Stammstrecke des Wilsdruffer Schmalspurbahnnetzes in zwei Bänden
264 Seiten im Format DIN A4, Hardcover mit ca. 164 Farb- und 292 Schwarzweißfotos, 6 Zeichnungen sowie 9 Karten Wunderwald Bahnbücher, Nossen 2021. ISBN: keine Preis: 49,00 Euro
In den letzten Tagen des Jahres 2021 erschien ein weiteres Buch zur 1972/73 stillgelegten Schmalspurbahn von Freital-Potschappel nach Nossen: Unter widrigsten Bedingungen endgefertigt, wie der Autor im Vorwort schreibt, war der Wille spürbar groß, dieses Werk endlich fertigzustellen, wenn auch zunächst mit einem ersten Band.
Wie zu erwarten war, wird hier die Geschichte der Stammstrecke des Wilsdruffer Schmalspurnetzes in einer inhaltlichen Tiefe ergründet, wie in keiner Publikation zuvor. Schließlich ist dies auch die Heimatstrecke des in Freital geborenen und in Nossen lebenden Autors Peter Wunderwald. Eine fulminante Anzahl an Dokumenten hat er in den Archiven aufgestöbert: Postkarten, Fahrpläne, Speisekarten, Zeitungsartikel, Urkunden, Lagepläne, Schreiben und natürlich viele sehenswerte und erstveröffentlichte Fotos (worauf das offensichtlich retuschierte Titelbild leider nicht schließen lässt, da es identisch ist mit dem Titelbild des im PK 182 besprochenen „Schmalspur-Albums“ zur selben Strecke).
Das ist leider nicht die einzige Unschönheit des insgesamt großartigen Buches. So hätten z. B. ein paar sprachliche Schludrigkeiten vermieden werden können und ein paar Bilder bleiben leider im Abdruck hinter ihrem Potenzial zurück. Von Falk Philipp sind historisierende bunte Wagenzeichnungen zu sehen, die nicht in allen Details stimmig sind, und auch die Behauptung, dass die Erfurter Firma Hagans der wahre Entwickler der sächsischen Gattung I K sei, steht auf „wackligen Füßen“.
Auftrumpfen kann das Buch hingegen mit Details der zum Bau des Oberbeckens des Pumpspeicherkraftwerkes Niederwartha angelegten 900-mm-spurigen Feldbahn Wils- druff – Oberwartha und zur 1945 nicht vollendeten 750-mm-Anschlussbahn vom Bahnhof Kesselsdorf zum Kalkwerk Braunsdorf. Als sehr gelungen empfindet der Rezensent auch die Kapitel zu Ausflugszielen entlang der Bahn und die Eisenbahnerporträts, die neben vielen weiterführenden Informationen wie z. B. zum Bau der Autobahnbrücke Siebenlehn das Bild einer Bahn zeichnen, die eben nicht nur Strecke und Fahrzeuge war, sondern sie in einem viel größeren Kontext verankert. Kapitel zum Lokomotiveinsatz, zum Wagenpark, zur Bahnpost und eine Spurensuche runden diesen ersten „Geschichtsband“ zur PNo-Linie ab, bevor der zweite Band sich mit der Infrastruktur und dem Betrieb der Strecke beschäftigen wird.
Fazit: Der Band 1 zur Geschichte der Hauptstrecke des Wilsdruffer Schmalspurnetzes ist für den Freund sächsischer Schmalspurbahnen der erste wichtige Lesestoff des Jahres 2022 und kann zum Kauf empfohlen werden.
10.02.2022