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Rezensiert: Gazdasági vasutak - Die Feldbahnen der ungarischen Staatsbahnen
Paul Engelbert
Gazdasági vasutak
Die Feldbahnen der ungarischen Staatsbahnen
204 Seiten im Format 17 x 24 cm, Paperback Eigenverlag Paul Engelbert, Leiden 2021. ISBN: 9789463860499 Preis: ab 15,75 Euro
Als Spezialist für osteuropäische Schmalspurbahnen ist Paul Engelbert bisher mit vom schwedischen Verlag Stenvalls herausgegebenen Büchern bekannt. Sein aktuelles Werk publiziert er selbst – über Bookmundo, einem Anbieter, der Einzelexemplare der Bücher nach Bedarf druckt und gleichzeitig über die ISBN-Nummer den Bezug im lokalen Buchhandel ermöglicht. Auch gibt es das Buch in zwei Qualitäten: Es kann entweder als Taschenbuch mit Schwarzweißfotos oder als „Luxus-Ausgabe“ im Hardcover und teilweise farbigen Bildern bezogen werden. Grundlage dieser Buchvorstellung ist die einfache Ausgabe.
In dieser stellt uns der Autor die Gazdasági vasutak (GV)-Strecken Ungarns vor, die zu den schweren Feldbahnen mit beschränkt-öffentlichem Personen- und Güterverkehr gehörten. Diese Wirtschaftsbahnen waren eine ungarische Besonderheit, wurden sie doch nach dem Zweiten Weltkrieg in der sozialistischen Volksrepublik bewusst entwickelt. Teilweise waren es wiederaufgebaute, aber auch neu gebaute Strecken, die die Flächen zwischen den Regelspurstrecken oder ländliche Gebiete ohne Straßen erschlossen. Im Jahr 1951 war die Länge aller GV-Stecken auf fast 1400 km angewachsen. Als die Ungarischen Staatsbahnen (MÁV) 1960 die Strecken übernahmen, waren es 1223 km, die bis auf zwei Ausnahmen eine Spurweite von 760 mm hatten. Zwischen 1969 und 1980 gab es dann bereits die große Einstellungswelle. Eine einzige Bahn dieser Kategorie hat bis heute überlebt: Von Balatonfenyves ausgehend fährt man auf inzwischen frisch sanierten Gleisen wieder wahlweise nach Somogyszentpál oder Csisztafürdő. Dort sind auch heute noch die Loks der ungarischen Gattung C50 im Einsatz, die gemeinsam mit den vierachsigen Mitteleinstiegwagen so typisch für die GV-Strecken Ungarns waren.
Neben der systematischen Entwicklung dieser Schmalspurbahnen und ihrer Fahrzeuge ab 1947 behandelt das Buch in der Hauptsache die Geschichte der einzelnen 43 Strecken bzw. Netze mit Streckenskizzen, Fahrplänen, informativen Tabellen und vielen Fotos, die ausnahmslos sehr gut reproduziert sind. Allerdings hätte das Buch mehr sprachlichen Feinschliff ebenso wie eine Übersichtskarte über die Lage aller Strecken im Land verdient. Andererseits kann es mit einer detailliert aufbereiteten Tabelle alle GV-Dampfloks und wunderschönen Aufnahmen dieser Maschinen von Harald Navé glänzen.
Fazit: Ein umfangreiches Buch zu den ungarischen Wirtschaftsbahnen in deutscher Sprache ist als solches schon eine Überraschung und kann in Ausführung und Inhalt voll überzeugen. Durch den geringen Preis wird es hoffentlich viele Eisenbahnfreunde gewinnen, die solch lobenswerte Eigeninitiative unterstützen.
Bezugsmöglichkeiten über https://publish.bookmundo.de/shop online oder im lokalen Buchhandel;
10.02.2022