Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Prignitzer Kleinbahnmuseum Lindenberg e. V.
Bereits im zweiten Jahr in Folge fielen die Fahrtage im Mai coronabedingt aus. Es zeichnet sich jedoch ab, dass ab Juni alle angekündigten Fahrten stattfinden werden. Die zurückliegenden Wochen ohne Fahrbetrieb nutzten die Mitglieder für umfangreiche Arbeiten entlang der Strecke. Mit der von der Döllnitzbahn geliehenen Stopfmaschine wurde das Gleis im Bereich des Bahnhofs Klenzenhof auf einer Länge von rund 300 m gerichtet und gestopft, nachdem zuvor rund 60 Schwellen gewechselt worden waren. Weitere Schwellen wurden im Rahmen einer Instandsetzung eines Bahnübergangs getauscht. Parallel zu den Arbeiten im Gleis wurde auch neben der Strecke kräftig angepackt. Die Telegrafenleitung wurde um weitere 800 m verlängert und reicht nun von Mesendorf bis Brünkendorf. Sobald dort die Installation am Empfangsgebäude abgeschlossen ist, kann die Fernsprechverbindung in Betrieb genommen werden.
Am Gleisbau-Lagerplatz bei Streckenkilometer 6,4 (zwischen Brünkendorf und Klenzenhof) stellten die Mitglieder den Wagenkasten des Gww 97-51-61 (Düsseldorf 1897) auf. Dieser hatte nach langer Abstellung auf dem Pritzwalker Bauhof zuvor eine konservierende und optische Aufarbeitung erhalten und wird zukünftig als witterungsgeschützter Lagerplatz für Kleineisenteile dienen. Dieser Wagenkasten trägt seit 2006 die Aufschrift „Es fing so harmlos an“. Dabei handelt es sich um den Titel eines Filmes von Theo Lingen aus dem Jahr 1944. Der Streifen lief am Abend des 15. April 1945 im Kino gegenüber des Pritzwalker Bahnhofs, wo zur gleichen Zeit ein u. a. mit V2-Raketen beladener Munitionszug abgestellt war. Infolge eines Tieffliegerbeschusses des Bahnhofes kam es zu einem Brand, der auf den Munitionszug übergriff. Durch die daraufhin folgenden Explosionen starben hunderte Menschen, der Bahnhof wurde zerstört und weite Teile der Stadt schwer beschädigt. Daran erinnerte der Güterwagenkasten im Jahr 2006 mit besagter Aufschrift beim Festumzug anlässlich „750 Jahre Pritzwalk“.
In der Werkstatt kommt mit dem Wiedereinbau der Inneneinrichtung die Hauptuntersuchung am zweiachsigen Gepäckwagen KD 975-312 zum Abschluss. Am Ow 97-53-61 wurde der Rahmen komplett entrostet, grundiert und neu lackiert. Auch die neuen Seitenbretter und aufgearbeiteten Beschläge sind bereit für den Einbau. Beim kombinierten Gepäck-/Postwagen 976-101 wurde die auf Saug- und Druckluft wirkende Auslösemechanik der Notbremse eingebaut. Nach längerer Standzeit wurde das im GGw 97-53-01 befindliche Stromaggregat mit einem Austausch-Generator von 15 kVA Leistung wieder in Betrieb genommen. Die Bildungsgesellschaft Pritzwalk hatte zuvor einen notwendigen Adapterflansch angefertigt, der den Hatz-Dieselmotor und den Generator miteinander verbindet. Im Museum in Lindenberg wird derzeit noch der untere Ausstellungsraum um- gestaltet. Große Glasvitrinen bieten dann auch für weitere Exponate einen geeigneten Präsentationsrahmen. Im Obergeschoss wird die Ausstellung aktuell verfeinert und mit neuen zusätzlichen multimedialen Elementen aufgewertet.
09.06.2021