Im Modellmaßstab
Der Lokschuppen Jöhstadt und das Wasserhaus Steinbach aus Juweela-Ziegeln
Erfahrungsbericht von Rainer Göhlmann, Bielefeld
Als ich zufällig auf die aus Ton gebrannten Juweela-Ziegel im Maßstab 1:24 (annähernd dem von LGB genutzten Gartenbahnmaßstab 1:22,5) aufmerksam wurde, keimte spontan der Wunsch auf, aus diesen Steinen ein Gebäude für meine Gartenbahn zu bauen. Nachdem meine Frau und ich mehrmals die Preßnitztalbahn in Jöhstadt besucht und die kleine Bahn liebgewonnen hatten, wählte ich den Jöhstädter Lokschuppen als Vorbild für mein erstes Projekt. Ganz bewusst reduzierte ich den Lokschuppen von drei auf zwei Stände, um mich nicht gleich beim ersten Bauprojekt zu überfordern.
Lokschuppen Jöhstadt
Als erstes besorgte ich mir einen Modellbogen von der Firma Fentens Kartonmodellbau im Maßstab 1:87, den ich zusammenbaute, um anschließend sämtliche relevante Maße abzunehmen, auf 1:22,5 umzurechnen und auf Maßskizzen zu übertragen. Als Grundgerüst für die Wände und den Boden dienten 2 cm starke Styrodurplatten, auf die ich mit „Knauf Power Elast“ aus der Kartusche 5 x 5 mm starke Kunststoffleisten als Fachwerk klebte. Dieses Fachwerk wurde dann mit Juweelasteinen ausgemauert, ebenfalls mit „Power Elast“. Dazu habe ich jede Wand einzeln bearbeitet und erst danach zusammengeklebt. Am Anfang habe ich noch zwischen die Steinschichten dünne Kunststoffplättchen als Abstandshalter gesteckt, da ich unsicher war, ob die Reihen gleichmäßig genug gelingen, stellte aber schnell fest, dass beim Entfernen der Plättchen Klebstoffreste die Steine verschmutzten. Nach Einübung gelangen die Reihen auch ohne Plättchen recht gleichmäßig und deutlich sauberer. Auf diese Weise habe ich erst einmal über 5000 Steine „vermauert“. Nachdem alle Wände fertig gemauert waren, kam das passende Fugenpulver zum Einsatz, das mit einem weichen Pinsel in die Fugen gefegt wird; dann sprüht man mit Spülmittel versetztes Wasser möglichst fein auf das Mauerwerk und lässt die Fugen aushärten. Es empfiehlt sich, überschüssiges Fugenmaterial vor wie auch nach dem Sprühen mit einem weichen Pinsel von den Steinen abzufegen. Anschließend stellte ich aus Holzleim, Wasser und Spülmittel eine Versiegelung her, die ich satt auf das fertige Mauerwerk verteilte, damit das Haus später im Freien der Witterung besser standhält. Der Leim trocknet farblos mit einer leicht glänzenden Oberfläche.
Nachdem alle Wände so fertiggestellt waren, klebte ich sie zusammen. Ab jetzt war die Handhabung deutlich umständlicher, da der Lokschuppen immerhin 60 cm lang und 40 cm breit ist. Für das Dach besorgte ich mir eine zementgebundene Bauplatte, die recht preiswert in Baumärkten erhältlich ist. Diese Platten haben eine wabenartige Oberfläche, die im Gartenbahnmaßstab recht gut an Schieferschindeln erinnert und problemlos lackiert werden kann. Für größere Stabilität habe ich die Dachplatte auf eine Unterkonstruktion aus Styrodurplatten geklebt, so dass das Dach selbsttragend und abnehmbar ist. Da maßgenaue passende Fenster kaum im Handel zu bekommen sind, hat ein mir bekannter Modellbahner die Fenster millimetergenau im 3D-Drucker für mich hergestellt. Für die Türen half wieder der Baumarkt mit WPC-Terrassenplatten: Wenn man den Unterbau (Kunststoffgitter) entfernt, kann man aus den Deckplatten optisch recht gut passende Türen herstellen, allerdings sollte man sie dünner sägen. Maßstäbliche Türbeschläge gibt es im Modellbauzubehör, ebenso kleine Magnete als Türschließer. Um das Modell authentisch erscheinen zu lassen, musste unbedingt der Wasserstandsanzeiger an die Giebelwand kommen. Aber woher nehmen? Nachdem ich keinen passenden gefunden hatte, habe ich ihn selbst in Word entworfen und von einer Türschildfirma als Kunststoffschild herstellen lassen.
Anstelle einer Untersuchungsgrube habe ich die Schienen der beiden Gleise lediglich direkt auf den Schuppenboden geklebt und den Zwischenraum dunkel gestaltet, um einen optisch ähnlichen Eindruck zu bekommen. Der Schuppen ist noch mit verschiedenen Werkstatteinrichtungen und Figuren ausgestattet worden. Außerdem wurden zwei LED-Leisten installiert und eine Außenlampe am Giebel montiert – so wie beim Vorbild.
Wasserhaus Steinbach
Hierfür nutzte ich im H0-Maßstab 1:87 einen Kartonbogen der Firma Kartonmodellmanufaktur Beckert, nahm sämtliche relevanten Maße ab, rechnete sie in den Maßstab 1:22,5 um und übertrug sie auf Bauskizzen für jede Hausseite. Da dieses Gebäude deutlich kleiner und somit leichter werden würde, habe ich die Juweela-Ziegel auf 1 cm starke Bauplatten geklebt, wie sie auch für das Lokschuppendach verwendet wurden. Im Unterschied zum Lokschuppen besitzt das Wasserhaus kein Fachwerk, sondern reines Ziegelmauerwerk, allerdings aus zwei verschieden farbigen Ziegeln: Rote Ziegel für die Hauptwände und beigefarbene Ziegel für die Ecken, Simse und Ornamente, wobei die beigefarbenen Ziegel etwas erhaben hervorstehen. Um dies nachzubilden, habe ich für die Ecken Kunststoffleisten genutzt, mit denen die vier Wände nach dem Klinkern zusammengefügt wurden, um danach mit den beigen Ziegeln erhaben beklebt zu werden. Die Simse wurden mit Aluleisten erhaben angedeutet und ebenfalls im zweiten Schritt beige beklebt. Eine weitere Besonderheit sind die beigen Ziegelornamente im oberen Giebelbereich/-dreieck, die ich im zweiten Schritt flach auf die roten Mauerziegel geklebt habe. Die Fenster entstanden wiederum im 3D-Drucker, wurden mit dünner Klarsichtfolie und zusätzlich transparentem Zeichenpapier hinterlegt, damit man später in das dann beleuchtete Haus nicht hineinsehen kann, denn eine Inneneinrichtung ist nicht vorgesehen. Die Fensterbänke, im Original aus Naturstein, habe ich aus 5 mm starken Kunststoffplatten, wie sie als Trittschalldämmung verwendet werden, geschnitten, lackiert und leicht besandet. Nach dem Mauern und Zusammenbau wurde das Haus auf eine Bodenplatte aus 2 cm starken Styrodur geklebt. Das Dach entstand aus der gleichen Bauplatte wie das Lokschuppendach, allerdings um 45 Grad versetzt, da das Wasserhaus eine solche Eindeckung besitzt. Das Haus hat zwei Schornsteine: Einen gemauerten, den ich aus den roten Klinkern zusammengeklebt habe, und einen aus Metallrohr, für den ich ein Kupferrohr verwendet habe. Als Haube dient eine mit Silikon im Rohr fixierte Schraube.
Was beim Wasserhaus auf keinen Fall fehlen darf, ist der Wasserkran an der Hauswand. Trotz intensiver Suche habe ich keinen geeigneten Wasserkran im Maßstab 1:22,5 finden können; es gibt zwar von Pola einen aus Kunststoff, der aber deutlich anders konstruiert ist. Schließlich entstand er aus Teilen einer 12 mm Kupferwasserleitung, Kupferdraht und einem Handrad von der Modellbahnwerkstatt Bertram Heyn, die mir auch die Stationsschilder für beide Gebäude in Originalschrift lieferte. Zur Abrundung des optischen Eindrucks befestigte ich noch vier Porzellanisolatoren an einer Giebelwand, eine Außenlampe an der Hauptwand sowie zwei LED-Leisten als Innenbeleuchtung.
09.06.2021