Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
Härtsfeld-Museumsbahn
120 Jahre nach der Eröffnung der einst Aalen in Württemberg mit Dillingen in Bayern verbindenden Härtsfeldbahn und 20 Jahre nach Eröffnung des ersten Teilstücks der Härtsfeld-Museumsbahn Neresheim – Sägmühle soll am 1./2. Mai 2021 der zweite Teilabschnitt der Härtsfeld-Museumsbahn bis Katzenstein dem öffentlichen Betrieb übergeben werden. Eine große Eröffnungsfeier wird es zunächst nicht geben können, diese soll wenn möglich im Sommer 2021 nachgeholt werden. Für den ersten Betriebstag und bis auf Weiteres gelten strenge Hygieneregeln, Beschränkungen der Fahrgastzahlen und Registrierungspflichten. Deshalb bittet der Härtsfeld-Museumsbahn e. V. Besucher und Fahrgäste schon jetzt um Geduld sowie Verständnis und darum, sich kurzfristig auf der Webseite des Vereins zu informieren.
Der erste Spatenstich zum zweiten Streckenteil erfolgte am 25. September 2007 bei km 3,0 der Museumsbahn am bisherigen Gleisende hinter dem Bahnhof Sägmühle. Von dort bis zum Bahnhof Katzenstein am Härtsfeldsee sind es weitere 2,65 km. An diesem See wird für absehbare Zeit das vorläufige Streckenende sein. Bei guter Sicht kann man von dort den Kirchturm von Dischingen, das Endziel der Museumsbahn, schon sehen. Bei der Planung für die Erweiterung zum Härtsfeldsee galt es viele Klippen zu meistern. So führt die Trasse durch ein EU-FFH-Naturschutzgebiet, weshalb ein „Landschaftspflegerischer Begleitplan“ zu erstellen war. Gefördert wurde die Streckenverlängerung zunächst mit Geldern aus dem EU-Förderprogramm „LEADER“ (Akronym aus frz. „Liaison entre actions de développement de l’économie rurale“, Verknüpfung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft), später aus Landes- und kommunalen ELR-Mitteln zur Förderung des ländlichen Raumes. Vom förderfähigen Gesamtaufwand von etwa 590 000 Euro decken die Fördermittel 363 000 Euro ab. Zusätzlich kamen noch 5 % vom durchfahrenen Landkreis Heidenheim und ein Fixbetrag in Höhe von 15 000 Euro von der Gemeinde Dischingen dazu, auf deren Gebiet die beiden neuen Stationen Iggenhausen und Katzenstein liegen.
Der Eigenanteil der Härtsfeld-Museumsbahn beträgt demnach etwa 180 000 Euro. Diesen Eigenanteil hat der Verein durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Erlöse aus Veranstaltungen und dem Fahrbetrieb weitgehend aufbringen können. Wie schon beim ersten Bauabschnitt riefen die Eisenbahnfreunde eine Gleisbaustein-Spendenaktion ins Leben – diese läuft noch bis Mitte des Jahres 2021. Für 25 Euro je Meter Gleis kann der Wiederaufbau der Strecke unterstützt werden. Auf diese Weise kamen bisher gut 80 000 Euro von mehr als 350 Spendern zusammen. Als letzte große Kosten stehen u. a. noch etwa 35 000 Euro für den abschließenden Stopfmaschineneinsatz, etwa 20 000 Euro für Schotter und etwa 10 000 Euro für die Fertigstellung des Bahnsteiges in Iggenhausen an.
Der Gleisbau nach Katzenstein hatte im März 2020 die Position der später verlegten Einfahrweiche bei km 5,50 der Museumsbahn erreicht. Seitdem wurde trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Absprache mit den Behörden weitergearbeitet. Den Katzensteiner Bach überquert die Schmalspurbahn nicht mehr wie früher mit einer Brücke, sondern seit Ende August 2020 existiert ein Wellrohrdurchlass. Anschließend wurden der Bahndamm und das Ausziehgleis Richtung Dischingen vervollständigt. Der Bahnhof erhielt drei Weichen und einen 60 m langen Mittelbahnsteig (länger und höher als früher). Das bisher letzte verlegte Gleisjoch schloss am 19. Dezember 2020 die bis dahin vorhandene Lücke im Umfahrgleis. Zusätzlich gibt es ein Abstellgleis mit Verladerampe. Besonders stolz sind die Vereinsmitglieder darauf, dass eine gemauerte Wartehalle nach altem Vorbild neu entstand. Dafür feierten sie am 11. Juli 2020 das Richtfest. Inzwischen ist der Bahnhof Katzenstein nun eingedeckt, der Boden innen sowie außen geebnet, mit Splitt verfeinert und innen betoniert. In der Woche vom 15. bis 18. März stopfte eine Maschine das Streckengleis ab Iggenhausen.
Mit dem Bahnhof Katzenstein besitzt die Museumsbahn nun einen attraktiven Endpunkt, gibt es doch den Härtsfeldsee mit Bademöglichkeit und Einkehr sowie mehrere Ausflugsziele und Wandermöglichkeiten in der Umgebung. Informationen rund um die Aktivitäten des Vereins, aktuelle Mitteilungen zum Fahrplan und über die Geschichte der Bahnlinie bietet die Mitte 2020 neu gestaltete Webseite www.hmb-ev.de und die Facebookseite Härtsfeld-Museumsbahn „Schättere“ (www.facebook.com/haertsfeldbahn).
15.04.2021