Bücher-Markt
Rezensiert: Freitaler Schienenwege im Wandel der Zeit, Band 1
Peter Wunderwald
Freitaler Schienenwege im Wandel der Zeit, Band 1
280 Seiten im Format A4 mit 188 Farb- und 296 SW-Bildern, 20 Zeichnungen und 6 Karten Wunderwald Bahnbücher, Nossen 2021 ISBN: (keine) Preis: 54,– Euro
Die Stadt Freital blickt in diesem Jahr auf ihre Gründung vor 100 Jahren zurück. Der hier aufgewachsene Peter Wunderwald würdigt mit vorliegendem Prachtband den Schienenverkehr in seiner Geburtsstadt in sehr attraktiver Form. Leider ist es ihm aber nicht gelungen, alle Freitaler Eisen- und Straßenbahnen in diesem Buch vorzustellen, doch vorliegender Band dürfte „den Nerv“ der Allgemeinheit dennoch perfekt bedienen. Es stellt die jeweilige Entwicklung der Albertsbahn, der Windbergbahn, der Niederhermsdorfer Kohlebahn, der Schmalspurbahnen nach Kipsdorf und Wilsdruff sowie der stadtspurigen Straßenbahn in Freital von ihren Anfängen bis heute vor. Den Band 2 sollen das PHV-Gleis, die meterspurige Industriebahn in Deuben sowie die Anschlüsse an der Sachsenmagistrale füllen. Band 1 punktet mit einer fulminanten Illustration. Diese umfasst atemberaubend schöne und häufig bisher unveröffentlichte Aufnahmen, aber auch Aquarelle, Grafiken und Karten. Durch den Zugriff auf den Bestand der „Städtischen Sammlungen Freital“ oder von Freitaler Eisenbahnern wie Helmut Thümler schöpft Wunderwald aus dem Vollen! Ansichtskarten und Aufnahmen aus der eigenen Sammlung sowie Fotos z. B. von Rainer Heinrich und Günter Meyer runden die drucktechnisch hochwertige Bebilderung ab. Anerkennung verdienen die Darstellungen zur Geschichte der Albertsbahn, Windbergbahn sowie Niederhermsdorfer Kohlebahn und der Überblick zur Straßenbahngeschichte Freitals. Das sind gut geschriebene in sich runde Abhandlungen, welche die hohen Erwartungen des Rezensenten an Aufsätze in einem solchen Buch erfüllen. Von den Texten über die beiden Schmalspurbahnen könnten sich indes einige Leser mehr erhofft haben: Sie wirken unausgewogen, weil punktuell zu ausführlich und andere bedeutende Entwicklungen zu kurz behandelnd. Man merkt, dass Wunderwald zur PNo-Linie noch nicht „alle Register“ ziehen wollte. Zur Anfrage der im Weißeritztal arbeitenden Seckwerke Schmiedeberg aus dem Jahr 1935 bezüglich ihrer Werklok wäre ein Hinweis auf die I K Nr. 12 wünschenswert gewesen. Die Ausführungen zur zweiachsigen Lok 5 im Weißeritztal sind überholt. Dem sehr positiven Gesamteindruck des Buches abträglich sind kleine Typographiefehler und unglückliche Formulierungen, die einen Fakt missverständlich bzw. falsch beschreiben. So gab es z. B. natürlich zahlreiche Oberlichtwagen mit Bremserhaus, aber eben nicht sächsischer, sondern vor allem preußischer Bauart (S. 113 unten). Die DRG-Gründung fand nicht 1920, sondern im Herbst 1924 statt. Und leider gehören auch viele der in den Fahrzeugskizzen verwendeten Farben ins Reich der Phantasie. Fazit: Das hochwertige und exzellent illustrierte Buch erfüllt fast alle Erwartungen und ist sowohl Eisenbahnfreunden als auch allgemein technisch Interessierten zu empfehlen! Packende Anekdoten aus der Geschichte der jeweiligen Bahnen oder Infokästen auch mit Angaben zu „Nicht-Bahn-Themen“ lockern das Werk auf und bereichern es. Nur wer höchste Ansprüche an Details stellt, wird punktuell enttäuscht sein. Dennoch ist der Band seinen Preis wert und hat einen guten Abverkauf unbedingt verdient!
15.04.2021