Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser, inzwischen umfasst unser Archiv der vorangegangenen Ausgaben auf der Internetseite www.presskurier.de bereits mehr als zehn Jahrgänge, die frei sowie unlimitiert zum Stöbern einladen und einen interessanten Überblick über die Veränderungen in diesem Zeitraum geben. Sukzessive werden weitere ältere Ausgaben online gestellt, so dass ein regelmäßiger Besuch auf der Seite immer wieder Neues bietet. Dass dabei die Mehrzahl der in den Printausgaben veröffentlichten Artikel verfügbar und teilweise sogar noch umfangreicher als in der gedruckten Ausgabe bebildert ist, dürfte in der Presselandschaft seinesgleichen suchen.
Wenn Sie in der Presse etwas über die Weltkulturerbestätte „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“ lesen wollen, kommen Sie aber nicht nur bei uns etwas kurz weg. Zwar erfreut sich das Erzgebirge nach wie vor dieses wertschätzenden Titels, allein die öffentlichkeitswirksame Präsenz hat nach all den Jubeltönen im Sommer 2019 doch merklich nachgelassen. Liegt es nur daran, dass dem regionalen Proporz folgend erst einmal Besucherzentren in Freiberg, Annaberg, Marienberg und Schneeberg errichtet werden müssen, bevor man dann auch so richtig mit der Vermarktung anfangen kann? Vielleicht liegt es ja auch an Corona, dass die Akteure zwar möglicherweise in Videokonferenzen den virtuellen Sturm schon begonnen haben – allein zu merken ist dieser noch nicht.
Doch Hilfe bahnt sich an, wenn es mit der bekanntheitsgradunterstützenden Wirkung im Erzgebirge nicht so recht in die Spur kommt. Weil Sachsen nach dem brückenbedingten Ausscheiden des Dresdner Elbtals aus der UNESCO-Segnung nur noch den Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau mit Welterbe-Status hat, dürfen für die nächste Nominierungsrunde der Kultusminister im Herbst 2021 gleich zwei Vorschläge eingereicht werden. Dabei will die Stadt Reichenbach im Vogtland nach Medieninformationen als einen gemeinsamen Vorschlag die erst- und die zweitplatzierten Rankinganführer der größten Ziegelsteinbrücken der Welt ins Rennen werfen: die Göltzschtalbrücke und die Elstertalbrücke. Das stellt nach dem Eklat mit der Waldschlösschenbrücke einen witzigen Schachzug gegenüber der UNESCO dar. Die beiden imposanten Bauwerke auf der Sachsen-Franken-Magistrale dienen seit ihrer Errichtung der Verkürzung der Reisezeit – ein bis heute weltweit angestrebtes Ziel. Damit verkörpern beide Brücken im Vogtland weitaus mehr, als nur Wahrzeichen für alle ferrophil geprägten Menschen zu sein.
Dass es Kritiker dieser Initiative geben wird, die mit Bezug auf die Entstehungsgeschichte beider Brücken, dem wirtschaftlichen Ruin der mit dem Bau überforderten Unternehmung und deren notwendiger Rettung durch den sächsischen Staat argumentieren werden, steht zu erwarten. Aber ist nicht genau das auch Bestandteil der kulturhistorischen Wirklichkeit: Man muss nur genug Steine übereinanderschichten, dann wird das Objekt irgendwann auch wirklich (system)relevant?
Haben Sie sich bereits wieder auf Eisenbahnspuren begeben? Zu Ostern gab es schon wieder etwas mehr Dampf, auch wenn manch enge Auslegung von Regeln seitens einzelner Landratsämter manchem Zugbetrieb noch die Sh2-Scheibe vorhielt. Es ist Frühling und Sie sollten mit Kind und Kegel raus in die Natur, in die Ausstellungen sowie zu den vielfältigen Bahnaktivitäten pilgern. Dort werden Sie sehnlichst erwartet.
Glück Auf
15.04.2021