Regelspur aktuell
Neuigkeiten aus dem Gebiet des Verkehrsverbundes Mittelsachsen GmbH (VMS)
Ausschreibung Tram-Train-Fahrzeuge
Am 3. Dezember 2020 veröffentlichte der VMS als Aufgabenträger und vorgesehener Betreiber des Fahrzeugpools die europaweite Ausschreibung für die Entwicklung, Fertigung, Lieferung, Inbetriebnahme und Zulassung von Zweisystem-Tram-Train-Fahrzeugen zum Einsatz im Großraum Chemnitz sowie deren Instandhaltung in einer vom Auftraggeber zur Verfügung gestellten Werkstatt über mindestens 16 Jahre. Insgesamt soll die Lieferung 46 Fahrzeuge umfassen – davon 19 in einer Basisbestellung und 27 als Vertragsoption. Die Pilotfahrzeuge sind für Ende 2024 avisiert, die Serienfahrzeuge sollen ab 2025 eintreffen. Alle Fahrzeuge sollen in den Fahrzeugpool des VMS eingehen. Er wird die Fahrzeuge künftig den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) für die Dauer des jeweiligen gesondert mit diesen EVU geschlossenen Verkehrsvertrages zur Erbringung der Leistungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) im Rahmen des sogenannten Chemnitzer Modells zur Verfügung stellen. Für die zu liefernden Fahrzeuge wurden eine maximale Länge von 37,5 m, mindestens 80 Sitzplätze sowie zwei unterschiedliche Einstiegshöhen von 550 bzw. 380 mm vorgeschrieben. Die Energieversorgung über die Oberleitung soll mit 15 kV/16,7 Hz und 750 V Gleichstrom erfolgen.
Neuer Betriebshof in Chemnitz geplant
Für die neuen Tram-Train-Fahrzeuge plant der VMS die Errichtung eines neuen Betriebshofes im Bereich des ehemaligen Güterbahnhofes nahe des Chemnitzer Hauptbahnhofes. Da es sich um eines der letzten größeren unbebauten Grundstücke für Gewerbeansiedelungen in der Innenstadt handelt, ist erwartungsgemäß ein Interessenkonflikt entbrannt, der den Chemnitzer Stadtrat sicherlich über die für Februar erwartete Entscheidung hinaus beschäftigen wird.
Nachtrag und Korrektur
zum Beitrag „Warum das „Chemnitzer Modell“ die „Erzgebirgische Aussichtsbahn“ in die Bredouille bringen kann“ (veröffentlicht im PK 177)
Im Artikel auf den Seiten 28/29 des PK 177 haben sich durch eine inhaltliche Verdichtung bei der Erstellung des Beitrages und fehlerhafte Ausgangsinformationen korrekturbedürftige Aussagen ergeben. Dank hilfreicher Hinweise durch mehrere Leser sowie seitens des VMS und des Infrastrukturbetreibers DB RNI Erzgebirgsbahn kann festgestellt werden, dass durch die erfolgten und anstehenden Arbeiten an den Strecken des Chemnitzer Modells in der Regel eine Erhöhung der Streckenkapazität erreicht werden konnte bzw. zukünftig werden soll. Auch die Sicherungstechnik ist für den EBO-Einsatz kompatibel ausgeführt, auch wenn dies speziell für den Einsatz der Fahrzeuge des Chemnitzer Modells gar nicht erforderlich wäre. Die eigentlichen Kapazitätsverluste für die Eisenbahnstrecken im Vergleich zu den aktuellen oder geplanten Veränderungen hatten sich zumeist bereits in den 1990er Jahren ereignet, insbesondere das „Rz 2000“-Programm der DB AG hatte zu gravierenden Einschnitten geführt, die nun nicht alle rückgängig gemacht werden können, aber die Kapazitäten der benannten Strecken werden zumindest nicht weiter beschränkt. Die mittelfristige Planung für den Ausbau des Chemnitzer Modells sieht eine direkte Einbeziehung der Strecke Annaberg-Buchholz – Flöha (AF-Linie) momentan eher für den Zeitraum ab 2030 vor. Auch die Strecke nach Olbernhau wird frühestens in diesem Zeitraum einbezogen, bis dahin müssen aber für beide Streckenäste von Pockau-Lengefeld nach Marienberg und nach Olbernhau sicher noch Maßnahmen greifen, um die Nachfrage zu steigern. Auch hier ist eine Perspektivdiskussion à la „BSg“ in den kommenden Jahren dringend notwendig. An der Aussage zur Perspektive für die Strecke „(Annaberg-)Buchholz – Schwarzenberg“ (BSg) gibt es keine Abstriche, auch wenn der Förderbescheid des Bundes für den Ausbau des „Digitalen Testfeld Bahn“ eventuell anderes erhoffen lässt. Egal ob irgendwann einmal die Fahrzeuge des Chemnitzer Modells bis Aue oder Annaberg rollen, kann eine langfristige Perspektive nur in einer Verstetigung des Verkehrs der „Erzgebirgischen Aussichtsbahn“ liegen, denn signifikanter Güterverkehr steht nicht in Aussicht (es sei denn, es findet jemand entlang der Strecke ein ausbeutungswürdiges Material im Gesteinsstock des Erzgebirges).
13.02.2021