Bücher-Markt
Rezensiert: Die Eisenbahnstrecke Aue – Adorf und die schmalspurige Wilzschtalbahn Schönheide Süd – Carlsfeld
Holger Drosdeck, Wilfried Rettig
Die Eisenbahnstrecke Aue – Adorf und die schmalspurige Wilzschtalbahn Schönheide Süd – Carlsfeld
432 Seiten im Format A 4 mit 690 Abbildungen, davon 464 in Farbe 3., überarbeitete und erweiterte Auflage hrsg. vom Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen (FHWE), Schönheide 2020. ISBN: (ohne) Preis: 58,– Euro
Ein Buch einschließlich bereits vor 17 Jahren gedruckter Kapitel war bisher keinem Redaktionsmitglied bekannt! Auf stolze 432 Seiten ist dieser 2003 erstmals veröffentlichte Titel angewachsen – doch was von dem darauf Abgedruckten ist wirklich neu? Im Vorwort schildert Holger Drosdeck, warum es sich bei den Seiten 17 bis 192 um bereits in den Jahren 2003 bzw. 2009 gedruckte Seiten handelt, die damals nicht gebunden worden sind. Diese Buchhälfte enthält die Geschichte der beiden thematisierten Streckenabschnitte bis Anfang der 2000er Jahre samt Beschreibung der einzelnen Betriebsstellen. Mit anderen Worten: Besitzern der 1. und/oder 2. Auflage liegen diese Seiten bereits 1:1 vor.
Die erstmals abgedruckten Seiten enthalten u. a. mehr als 20 in den älteren Auflagen nicht veröffentlichte Farbaufnahmen vom Schmalspurbetrieb zur DR-Zeit und 54 Farbaufnahmen vom damaligen Regelspurbetrieb allein auf den Seiten VIII bis XXXII. Der mit diesen römischen Zahlen gekennzeichnete 32-seitige Buchteil ist den alten Druckbögen mit ihren nicht mehr änderbaren arabischen Seitenzahlen vorangestellt. Dieser Vorspann stellt mit der ab Seite 193 folgenden Buchhälfte den bisher in dieser Form unveröffentlichten Buchteil dar.
Die „neue“ Buchhälfte bietet z. B. einen hervorragend illustrierten Bericht über den in den vergangenen Jahren von der Vogtlandbahn erbrachten Triebwagenverkehr. Dem folgt auf mehr als 150 Seiten die Darstellung der mehr als 20-jährigen Tätigkeit des FHWE und der Eisenbahnprojekte in dessen Umfeld. Doch so lobenswert eine Aufarbeitung des gescheiterten Tourismusprojektes „Via Wilzschhaus“ ist, so sehr entgleiten dabei Holger Drosdeck sowohl das Thema als auch die Sprache und er verfehlt damit das Ziel einer sachlichen Streckenmonografie. So rechnet er äußerst emotional die unterschiedliche und in seinen Augen daher ungerechte Bezuschussung von Einrichtungen der Hochkultur und von Dampfeisenbahnen durch die öffentliche Hand vor. Zwar legt er dazu interessante Hintergrundinformationen offen, so u. a. zum Wiederaufbau der Weißeritztalbahn nach 2002, aber er versteigt sich auch in äußerst fragwürdige Gedanken und Formulierungen z. B. über Konzertbesucher.
Auf Seite 325 beginnt die Fortschreibung zur Entwicklung des Streckenabschnittes Aue – Adorf nach 2009, die von Höhen und Tiefen gekennzeichnet ist. Dieses Kapitel setzt u.a. dem Engagement von Sonderzugbetreibern ein publizistisches Denkmal.
Ab Seite 372 listen die Autoren diverse Korrekturen und Ergänzungen zum Inhalt der Seiten 17 bis 192 auf. Da diese Seiten bereits in den Jahren 2003 bzw. 2009 gedruckt worden sind, war ein Einpflegen dieser Angaben dort nicht möglich. Mehr als ein Dutzend Werbeseiten mit Anzeigen und Spendernamen schließen das Buch ab.
Fazit: Wer keine der bisherigen Auflagen besitzt, aber vor allem an der Geschichte der thematisierten Streckenabschnitte interessiert ist, bekommt mit dem aktuellen Buch ein fundiertes und opulent illustriertes Werk. Die Menge der den Geschichtsteil ergänzenden neuen Seiten ist überschaubar. Schwerpunkt der neuen Buchseiten ist eine Art Vereinschronik. Unsachliche Formulierungen zur Förderpolitik beeinträchtigen die insgesamt lesenswerte Darstellung zum Via-Wilzschhaus-Projekt. Die knapp 700 Fotos sind überwiegend halbseitig groß und qualitativ hochwertig abgedruckt. André Marks
Erhältlich ist das Buch beim FHWE (bestellung@fhwe.de bzw. Ottostraße 14 in 09113 Chemnitz)
14.12.2020