Bücher-Markt
Rezensiert: Die Gommern-Pretziener Eisenbahn - Eisenbahn in einer Bergbauregion
Jürgen Krebs
Die Gommern-Pretziener Eisenbahn
Eisenbahn in einer Bergbauregion
Broschur mit 80 Seiten im Format 21 x 21 cm mit 31 Farb- und 89 Schwarzweißabbildungen, 13 Plänen und Karten sowie 7 Tabellen Eigenverlag Jürgen Krebs, Barby (Elbe) 2020. ISBN: 978-3-9819371-3-8 Preis: 12,50 Euro
Dass die Kleinstadt Gommern in Sachsen-Anhalt einst an zwei Schmalspurbahnen angeschlossen war, ist Eisenbahnfreunden spätestens seit der Veröffentlichung des „Schmalspurbahn Archiv“ aus dem transpress Verlag für Verkehrswesen im Jahr 1980 bekannt. Denn neben der 1903 eröffneten 750-mm-Strecke von Loburg, die zu den Kleinbahnen des Kreises Jerichow I gehörte, gab es seit 1890 bereits eine Schmalspurstrecke in dieser Spurweite nach Pretzien. Diese wurde zunächst als Werkbahn betrieben und diente in erster Linie dem Abtransport von Steinen aus den Quarzit-Brüchen südlich von Gommern in Richtung Pretzien, wo sich der Steinhafen mit Anschluss an die Elbe befand. Im Jahr 1900 kam der Anschluss zum Bahnhof Gommern hinzu, fortan betrug die Länge der Hauptstrecke 4,3 km. Daneben gab es viele Anschlüsse in Steinbrüche, womit recht bald insgesamt knapp 13 km Strecke befahren werden konnten. Durch die Erweiterungen und Neuaufschließungen der Steinbrüche ergab sich das Problem der ständig zu verändernden Gleisanlagen und damit einhergehende Schwierigkeiten mit den Grundeigentümern. Um diesen besser begegnen zu können, wurde die Werkbahn in eine nebenbahnähnliche Kleinbahn für den öffentlichen Verkehr umgewandelt. Damit fiel sie unter das preußische Kleinbahngesetz, was Enteignungsverfahren ermöglichte. Nichtsdestotrotz blieb es beim werkbahnähnlichen Betrieb, der bis ins Jahr 1977 andauerte.
Die vorliegende Broschüre beschreibt die wechselvolle Geschichte dieser Bahn, ihre Infrastruktur, den Betrieb und die Fahrzeuge. Mit zahlreichen gut reproduzierten Fotos und Zeichnungen ist das kleine Heft üppig illustriert, ansprechend gestaltet und in jeder Hinsicht solide ausgeführt. In diesem Sinn ist der Bahn hiermit ein würdiges Denkmal gesetzt, gerade so wie die auf dem Titel der Broschüre gezeigte 99 4301 seit 45 Jahren vor dem Bahnhof Gommern steht und an die beiden Strecken erinnert, auf denen sie einst gefahren ist, die jedoch nie miteinander verbunden waren. Trotzdem wäre 25 Jahre nach dem Buch „Schmalspurbahnen im Kreis Jerichow I“ aus dem Verlag Kenning eine Überarbeitung des Stoffs mit der Detailtiefe dieses kleinen Werkes sehr willkommen.
Fazit: Hier kann der Schmalspurbahnfreund eine Strecke für sich entdecken, über die bisher wenig publiziert wurde. Mehr kann und muss dazu nicht geschrieben werden.
14.12.2020