Schmalspurbahn-Geschichte
135 Jahre Mülsengrundbahn (1885 – 1951)
Am 1. November 2020 jährte sich die Eröffnung der 750-mm-spurigen Eisenbahnstrecke Mosel – Ortmannsdorf zum 135. Mal. Da sie eine der defizitärsten Schmalspurstrecken der RBD Dresden war, wurde sie bereits 1951 eingestellt und anschließend abgebaut.
Ausgangspunkt der bahnamtlich als MO-Linie bezeichneten Strecke war der Bahnhof Mosel im Abschnitt Glauchau – Zwickau der Hauptstrecke Dresden – Werdau. Der Güterverkehr spielte auf der Schmalspurbahn eine große Rolle, aber er wurde ausschließlich mit schmalspurigen Güterwagen durchgeführt – es fand kein Rollbock- oder Rollwagenverkehr statt. In den Anfangsjahren der Strecke führten Loks der Gattung I K die Züge, später auch der Gattung III K, ehe in den 1920er Jahren die IV K „das Zepter“ ergriffen. Lokomotiven dieser Bauart erbrachten dann bis zur Einstellung 1951 alle Zugleistungen. Den Personenverkehr auf der MO-Linie hatte die Deutsche Reichsbahn zwischenzeitlich bereits schon einmal 1939 eingestellt, aber im Zweiten Weltkrieg 1944 jedoch wieder aufgenommen. Die letzte Stammlok der Strecke war die 99 535. Ihr oblag auch die Beförderung des letzten Zuges am 20. Mai 1951. Nach ihren anschließenden Einsätzen auf den Strecken nach Eppendorf sowie im Mügelner Netz ging sie ins Eigentum des Verkehrsmuseums Dresden über, wo sie bis heute als eine von drei sogenannten „Altbau-IV K“ zu besichtigen ist.
Nach der Einstellung erfolgte innerhalb weniger Wochen der Abbau der Eisenbahn, die Gleisdemontage war im Juli 1951 beendet. Damit ist die Mülsengrundbahn inzwischen knapp 70 Jahre Geschichte. Trotz dieser langen Zeit sind noch viele Relikte vorhanden, so zum Beispiel der Güterschuppen in Mülsen St. Niclas und die Wartehallen an den Haltepunkten Stangendorf und Mülsen St. Micheln. Des Weiteren sind das stattliche Empfangsgebäude und der zweiständige Lokschuppen in Ortmannsdorf erhalten geblieben.
Der Arbeitskreis Mülsengrundbahn in Mülsen St. Micheln hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sachzeugen der Strecke zu erhalten, um diese Schmalspurbahn vor dem Vergessen zu bewahren. Dazu hat der Verein im Jahr 2012 den Traglasten-Personenwagen 970-492 aus Döbeln übernommen und am ehemaligen Haltepunkt Niedermülsen auf einem Gleisstück aufgestellt. Dort erhielt er Stück für Stück eine hölzerne Außenbeplankung zurück. Für Aufmerksamkeit sorgte der Arbeitskreis durch die Bergung des Wagenkastens des zuletzt als Bahnpostwagen 1017 genutzten Zweiachsers, der zu den ältesten erhaltenen Fahrzeugen der sächsischen Schmalspurbahnen gehört. Für die Vereinsprojekte sind neue Mitstreiter vor Ort gern gesehen, eine Kontaktaufnahme ist über Stephan Klose unter stephan_klose@freenet.de möglich.
Im Jahr 2015 fanden sich mehrere Initiatoren zusammen, die anlässlich des 130. Jubiläums der Mülsengrundbahn auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände in Ortmannsdorf ein längeres provisorisches Gleisstück aufbauten und darauf die Schönheider Lok 99 582 unter Dampf präsentierten. Die IV K stand dort für Führerstandsmitfahrten zur Verfügung. Vielleicht wird so etwas auch im Jahr 2025 zum 140. Jubiläum geboten?
Im Internet ist der Verein unter http://muelsengrundbahn.de/verein.html präsent.
14.12.2020