Schmalspur- und Museumsbahn-Nachrichten
IG Hirzbergbahn e. V.
In Georgenthal bei Gotha legte die V10C der IG Hirzbergbahn e. V. am 5. Dezember erstmals seit mehr als 25 Jahren einige Meter aus eigener Kraft zurück – und erstmals auf einem 1000-mm-Gleis. Der VEB Lokomotivbau „Karl Marx“ in Potsdam-Babelsberg (LKM) hatte die 1964 mit der Fabriknummer 250361 und 900 mm Spurweite gebaute dreiachsige Diesellok werksneu an den Tagebau Bockwitz des VEB Braunkohlenwerk Borna geliefert. Letzter Einsatzort der Lokomotive auf 900-mm-Gleisen war der Tagebau Borna Ost, dort ging sie mit der Betriebsnummer Di444-016-A3 in den 1990er Jahren außer Dienst. Anschließend erwarb sie die Geweniger Recycling GmbH und stellte sie mit anderen V10C auf dem Firmengelände im Meuselwitzer Ortsteil Zipsendorf auf. Am 6. November 2004 übernahm die IG Hirzbergbahn e. V. diese C-dm und holte sie nach Georgenthal.
Von der IG Preßnitztalbahn e. V. erhielt der Verein im Jahr 2008 drei passende 1000-mm-Radsätze von der zuvor in Jöhstadt zerlegten Schwesterlok LKM 1964/250347 (ex Lok 5 der meterspurigen Schlackenbahn der August-Bebel-Hütte Helbra). Diese Radsatzgruppe befindet sich zwar seit 2017 an der Lokomotive (siehe PK 158), doch stand die Lok auch danach mehrere Jahre auf Hubböcken im hinteren Hallenbereich, wo Mitglieder der IG Hirzbergbahn e. V. die Aufarbeitung der einzelnen Komponenten fortsetzten. Am 5. Dezember 2020 gleisten sie die V10C auf und vervollständigten die für den Fahrbetrieb notwendigen Baugruppen. Im Anschluss legte die Lok an diesem Tag probeweise einige Meter im Freigelände der Bahnwerkstatt zurück. Seitdem steht sie wieder in der Halle, wo nun u. a. an der Karosse weitergearbeitet wird. Es sind beispielsweise noch die Fenster einzubauen und eine Decklackierung aufzubringen. Außerdem ist eine Zug- und Stoßvorrichtung zu montieren, mit der später die von verschiedenen Schmalspurbahnen stammenden Wagen in Georgenthal verschoben werden können. Vom rechtlichen Status her handelt es sich dann um eine Nutzung als Gerät, wie es auf für den Eisenbahnbetrieb nicht gewidmeter Gleisinfrastruktur möglich ist. Derartige Situationen gibt es z. B. auch im Sächsischen Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün oder im Bauzugeinsatz auf neu verlegten Gleisen, die nicht nach ESO bzw. ESBO zugelassen sind.
Lackiert und beschriftet wird die V10C in Georgenthal übrigens nach dem Vorbild der nicht erhalten gebliebenen Schwesterlok des VEB Dachziegelwerk Cretzschwitz. Dieser Betrieb schloss an die meterspurige Eisenbahnstrecke Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorf an und besaß neben einer Ns4s (90 PS, aber schon mit Karosse wie die später gebauten V10C) als Lok 2 die V10C 1961/250256. Diese stand nach einer vierjährigen Abstellzeit auf einem Nebengleis des Anschlusses VEB Kaynaer Quarzwerke noch bis Ende 1970 im Bahnhof Wuitz-Mumsdorf, ehe sie angeblich auf die Insel Rügen zur Kreidebahn Klementelvitz gelangte (Angaben zum Verbleib sind willkommen!). Damit hat eine Zugbildung mit der V10C und den in Georgenthal vorhandenen Wagen der Geraer Schmalspurbahn ein Vorbild.
In den vergangenen Monaten haben die Aktivmitglieder der IG Hirzbergbahn e. V. auch die Restaurierung des zweiachsigen Gepäckwagens 99-61-51 (ex GMWE Nr. 9) fortgesetzt. So ist der Metallrahmen einer der beiden Schiebetüren nun aufgearbeitet. Im nächsten Jahr soll ein vom VHS Bildungswerk in Gotha aufgearbeitetes Bremsgestänge unter dem Wagen montiert werden.
14.12.2020