Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
halten wir es optimistisch, wird es mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen Covid-19 bald eine Eindämmung der krankheitsbedingten Auswirkungen des Virus geben. Dann reduzieren sich die Überbeanspruchung der medizinischen Bereiche und die Sorgen um die „Risikogruppen“, die bekanntermaßen auch zu den Zielgruppen für Dampfeisenbahnen und Museen gehören. Im Jahr 2021 könnte es also eine Normalisierung und Rückkehr zu altbekanntem sozialem Verhalten geben. Lassen wir uns von diesem Optimismus leiten, wird die Zeit bis dahin von Möglichkeiten und nicht von Hindernissen begleitet.
Bleibt vom Jahr 2020 etwas anderes als Corona in Erinnerung? Chemnitz wird „Kulturhauptstadt 2025“ werden und damit eine (weitere) Chance bekommen, den Wandel des Ansehens der Stadt und darüber hinaus für Sachsen zu demonstrieren. Eine Chance, die mit der 4. Sächsischen Landesausstellung „Boom. 500 Jahre Industriekultur in Sachsen“ für 2020 schon bestand, aber durch die Pandemie keine wirksame Entfaltung bekam. Auch mir gelang es nicht, die verschiedenen Ausstellungsorte zu besuchen.
Doch während die Europäische Union schon darüber nachdenkt, die Laufzeit der diesjährigen Kulturhauptstädte einfach zu verlängern, Galway in Irland bzw. Rijeka in Kroatien auch 2021 noch amtieren zu lassen, scheint man dies für eine Landesausstellung, die sich auf 500 Jahre Industriekultur bezieht, noch nicht in Erwägung gezogen zu haben. Schade wäre es, wenn dies so bleibt. Ob die Industriekultur in Sachsen vor 500 Jahren im Jahr 1520 oder 1521 begonnen hat, ist sicherlich von sehr akademischer Natur. Dass Herzog Georg der Bärtige von Sachsen im Jahr 1520 den Handwerkern verboten hatte, an einem Montag auf einem auf Sonntag fallenden Feiertage „blau zu machen“, wird hoffentlich nicht als wesentlicher Auslöser der Industrialisierung in Sachsen bewertet. Ansonsten scheint es bei vielen Veranstaltern einen nicht unberechtigten Drang zu geben, zu feiernde Jubiläen aus dem Jahr 2020 einfach ins Jahr 2021 zu verschieben. Inwieweit diese Vorgehensweise in größerer Breite so sinnvoll ist, mag sicher jeder anders bewerten, aber 2021 wird man wieder mit 365 Kalendertagen auskommen müssen.
Welchen langfristigen Schaden ausbleibende Besucher oder Fahrgäste bei Vereinen, Bahnen und Museen noch anrichten werden, das mag kaum zu beurteilen sein. Im günstigsten Fall ist es nur ein Rückstau an Investitionen oder Instandhaltungen, die nun später kommen oder mit größerem individuellem Engagement ausgeglichen werden. Geht es jedoch ans Eingemachte, wird es auch kein Verschieben oder Nachholen geben. Unsere vorliegende Ausgabe zeigt jedoch in vielen Beiträgen wieder deutlich, dass trotz des Ausfalls von Veranstaltungen, Reduzierung von Angeboten für Besucher und Mehraufwendungen für Hygienemaßnahmen an der Substanzerhaltung und -ausweitung gearbeitet wird.
Alle an unserer Zeitschrift mitwirkenden Redaktionsmitglieder bedanken sich für Ihr Interesse, für die vielfältige Unterstützung und Mitarbeit an diesen Projekten. Lassen Sie uns gemeinsam den Fortgang dieser Aktivitäten beobachten und für die notwendige Unterstützung sorgen. Und wenn Ihnen zu Hause die Bude auf den Kopf zu fallen droht, fahren Sie (soweit möglich und zulässig) mal wieder Dampfeisenbahn. Das beruhigt und befügelt zugleich, versuchen Sie es!
Glück Auf, frohe Feiertage und ein guter Start ins Jahr 2021.
14.12.2020