Leserbriefe
Eine lange Verbindung zur Preßnitztalbahn
(Dem Aufruf folgend, den PK in Zeiten einer „dünnen Neuigkeitenlage“ mit Erlebnisberichten zu versorgen, erreichte die Redaktion u. a. auch nachfolgende Zuschrift von Leser Dieter Lemke.)
Bei der Planung meines 70. Geburtstages im Jahr 2018 hatte ich ein Familientreffen an einem Ort im Kopf, der für mich und unsere Familie eine besondere Bedeutung hat. Meine Töchter halfen mir dabei auf die Sprünge: Ich fand bei der Suche nach einem geeigneten Quartier die Jugendherberge Hammerwerk in Schmalzgrube und dieser Ort bot noch eine ganz wichtige Attraktivität – die Preßnitztalbahn, mit der sich ganz viele schöne und interessante Erinnerungen in meinem Leben verbinden. In meiner Kindheit und auch später als Jugendlicher waren wir fast in allen Sommerferien bei Verwandten in Mildenau oder Bärenstein zu Besuch. Fahrten mit der Schmalspurbahn im Preßnitztal gehörten jedes Mal zum Ferienprogramm. Wir sind als Jungs manchmal nach Streckewalde gelaufen und dann über die Eisenbahnbrücke gekrabbelt, das war immer ein Riesenspaß! Die Faszination der Dampfzüge hat dann auch dazu geführt, dass jeweils zu Weihnachten meine Modelleisenbahnplatte aufgebaut werden musste … Seine Fortsetzung fanden diese Ferien- bzw. Urlaubsaufenthalte im Erzgebirge dann Jahre später mit meiner Frau. Wiederum ein paar Jahre danach haben wir diese Tradition des Dampfzugfahrens im Preßnitztal mit unseren zwei Töchtern fortgesetzt. Meistens sind wir zum Bahnhof Großrückerswalde/Boden mit dem Auto gefahren und weiter mit dem Zug dann hin und her nach Wolkenstein und Jöhstadt. Oft sind wir dann irgendwann in Niederschmiedeberg ausgestiegen, um uns in der Gaststätte am Bahnhof zu stärken. Der hier gelegene Betriebsteil des VEB dkk Scharfenstein hatte ja viele Jahre den Bestand der Schmalspurbahn garantiert und zum Schluss auch noch eine kurze Gnadenfrist für den Erhalt des unteren Abschnittes erwirkt.
Ich erinnere mich noch an eine Begebenheit, die schon in die Zeit der drohenden Stilllegung fiel: 1982 waren die Züge mit Jubiläumskränzen und einer „90“ geschmückt und auf meine Frage, wie es denn sei mit dem Fortbestand der Bahn, kam von einem Zugführer die von trotziger Verzweiflung geprägte Antwort: „Hier wird nichts stillgelegt, es geht weiter!“ Dass es leider anders kommen würde, ahnte ich zu dem Zeitpunkt schon, hatte ich doch auch mitbekommen, dass die Preßnitztalbahn nicht auf der Liste der zu erhaltenden Schmalspurbahnen in der DDR stand. Umso größer waren meine Begeisterung und mein Interesse für die dann nach der Wende doch sehr zügig voranschreitende Wiederbelebung meiner geliebten Preßnitztalbahn. Der „Preß’-Kurier“, den ich bald als Abo-Leser regelmäßig bekam, hielt und hält mich auf dem Laufenden über die großen bewundernswerten Fortschritte und Aktivitäten der vergangenen Jahre. Daher war die Unterkunftsfindung für meinen Geburtstag in Schmalzgrube ein außerordentlich geeigneter Umstand. Es war ein tolles langes Himmelfahrtswochenende 2018 – mein Geburtstag fiel zufällig auf den Himmelfahrtstag. Wir konnten als Familie, die aus Berlin, Rostock und Baden-Württemberg angereist war, viel Zeit miteinander verbringen und neben dem Genießen der vielen Möglichkeiten der Herberge für Kinder auch noch einige andere Höhepunkte des Preßnitztales erleben; z. B. eine Besichtigung des Andreas-Gegentrum-Stolln, zahlreiche Wanderungen entlang der Bahnschienen, das Einkehren im Forellenhof und in der Raststätte Am Wildbach und dabei auch ein Besuch des originellen Spielplatzes neben dieser Gaststätte. Die mehrfachen Fahrten mit dem Dampfzug waren natürlich besonders für mich und meinen damals 10-jährigen Enkel Conrad die Höhepunkte dieses Familientreffens. Dabei hatte die IG Preßnitztalbahn e. V. noch einen ganz speziellen Beitrag geleistet: Ich hatte vom Verein eine Führerstandsmitfahrt auf einer Dampflok geschenkt bekommen! Diese habe ich mir dann mit Conrad geteilt, ich habe von Jöhstadt bis Steinbach auf der Lok gestanden und Conrad dann auf der Rückfahrt – für uns beide ein wirklich unvergessliches Erlebnis. Auf Conrad konnte ich schon früh meine Eisenbahnbegeisterung übertragen, nach einigen kindgerechten Vorstufen hat er inzwischen schon eine eigene H0-Modellbahnanlage, bei deren Aufbau und Entwicklung ich aus der Ferne in Berlin so gut es geht versuche zu beraten und zu unterstützen.
Meine vorerst letzte direkte Begegnung und natürlich auch Mitfahrt mit einem Dampfzug im Preßnitztal hatte ich im April 2019, als wir wiederum bei einem kleinen Familienausflug im Forellenhof, auch einer tollen und sehr empfehlenswerten Pension direkt an der Bahnstrecke, übernachtet haben. Zum Schluss möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass ich mich natürlich stets freue, der Preßnitztalbahn auch außerhalb des schönen Preßnitztales zu begegnen; sei es bei einer exPRESSzug-Reise zum Bahnhofsfest nach Putbus auf Rügen oder bei Messen und Ausstellungen, wie zum Beispiel bei der ITB bei uns in Berlin. Ganz besonders überrascht waren wir, als wir bei den Märklin-Tagen im September 2019 in Göppingen vor einer Ausstellungshalle einen Stand der Preß’ einschließlich der dampfenden 99 1594-3 entdeckten. Conrad, der in Baden-Württemberg lebt, hatte mich zu einem gemeinsamen Besuch dieser interessanten Ausstellung eingeladen. Mit Sorge in Bezug auf die Corona-Auswirkungen, aber auch mit Hoffnung für die Zukunft sehe ich weiteren Besuchen und schönen Erlebnissen im Preßnitztal entgegen.
10.06.2020