Editorial
Liebe Preß’-Kurier-Leser,
wir wissen noch nicht, ob wir das Schlimmste der Corona-Pandemie schon hinter uns haben, Wissenschaftlern fehlt noch viel Datenmaterial für eine finale Bewertung, Politikern fehlt die Erfahrung im Umgang mit einer solchen Situation und Aluhutträger haben sowieso ihre ganz spezielle Sicht. Zwei Monate Ausfall von geschäftlichen Aktivitäten, sozialem Miteinander sowie gepflegter Reise- und Ausflugstätigkeit der Menschen werden jedoch unvermeidlich und ganz real noch lange ihre Schatten zeigen. Da kann man wirklich nur hoffen, dass vom medizinischen Standpunkt aus gesehen die Gipfel überwunden sind. Bleiben wir also optimistisch und halten wir bitte gemeinsam ein wachsames Auge darauf, dass uns Einzelne mit purer Unvernunft (z. B. bei der Ignoranz gegenüber aufgestellten Regeln) nicht den Lebensalltag und die Zukunft verkomplizieren.
Im Angesicht der zu dieser Zeit noch täglich steigenden Infektionszahlen in Deutschland und exponentieller Zunahme in vielen Ländern war Anfang April noch nicht absehbar, welche Folgen für das Jahr zu befürchten wären. Allein der Ausfall des Osterfestes, die reduzierten Angebote zu Pfingsten und noch weiterhin bestehende Beschränkungen für größere Veranstaltungen und Menschenansammlungen bis voraussichtlich Ende August setzten und setzen den Museumsbahnen sowie Eisenbahnmuseen wirtschaftlich extrem stark zu. Jeder Euro, der nicht umgesetzt werden konnte, kann auch nicht mehr aufgeholt werden. Es fehlen Einnahmen, um dringend fällige und häufig nicht reduzierbare Ausgaben zu stemmen. Bedenken Sie dies bitte bei Ihrer Ausflugsplanung. Jede Eintrittskarte und jede Fahrkarte in den kommenden Monaten ist Ihr persönlicher Hilfsbeitrag, damit unsere lebendige Eisenbahnszene – über die wir hier gern weiter in dieser Breite berichten wollen – existieren und überleben kann.
Mein Aufruf aus dem vorigen Heft hat durchaus die erwünschte Resonanz gebracht – Danke dafür an alle, die sich angesprochen gefühlt haben. Die im PK 173 geäußerte Befürchtung, in dieser Ausgabe nicht genug Inhalt bieten zu können, ist glücklicherweise nicht eingetreten. Auch verschiedene Leserbeiträge – die wir leider nicht alle verarbeiten konnten – fanden Eingang ins Heft und sollen durchaus auch als Anregung dienen, dass wir davon gern weiteren Nachschub erhoffen.
Ein erster Beitrag des langjährigen Eisenbahnbetriebsleiters der HSB über ein historisches Dokument aus seinem Fundus zu den Perspektiven der Schmalspurbahnen in der DDR vor 35 Jahren bereichert ebenfalls diese Ausgabe und lässt uns auf weitere Fundstücke bzw. Beiträge von Jörg Bauer für die Zukunft hoffen, wie er mir bei einem zufälligen Treffen zu Pfingsten in Jöhstadt avisierte. Eine neue und sogar betriebsfähige Perspektive hat unterdessen die IV K 99 1585-1 der Museumsbahn Schönheide bekommen, die per Leihvertrag für 20 Jahre bei der Schwarzbachbahn in Lohsdorf eine neue Bleibe erhält. Damit bietet sich für die Museumsbahn in der Sächsischen Schweiz die Chance, bald auch ohne aufwändige Fahrzeugtransporte von anderen Bahnen gelegentlich mit Dampfbetrieb für den weiteren Aufbau der Strecke werben zu können.
Bitte bleiben Sie gesund – und besuchen Sie die nächstgelegenen Museumsbahnen oder Eisenbahnmuseen! Glück Auf
10.06.2020